Wie läuft eine Schwangerschaft ab?
Eine Schwangerschaft beginnt natürlich immer mit der Befruchtung der Eizelle der Frau mit einem Spermium des Mannes. Nach diesem allgemeinen Ereignis könnte die Bandbreite der Empfindungen und Erfahrungen von Frau zu Frau allerdings nicht größer sein. Manche Frauen leiden vom ersten Tag an unter Übelkeit und Erbrechen, andere Frauen haben damit überhaupt nicht zu kämpfen. Und während einige Frauen unter Pickeln und Haarausfall leiden, erstrahlt die Haut bei anderen und die Haare werden dick und fest. Doch egal, wie die einzelne Erfahrung ist, eine Schwangerschaft lässt sich zumindest immer in drei Phasen (sogenannte Trimester) einteilen:
1. Trimester
Das erste Trimester startet mit der Befruchtung der Eizelle und wird bis zur zwölften Woche gezählt. Nicht nur bei der werdenden Mutter, auch beim Baby geht es im ersten Trimester richtig los. Die wichtigsten Strukturen des Fötus entwickeln sich. Es entstehen Rückgrat und Organe. Dieses erste Trimester gilt als besonders sensible Phase für das noch sehr junge Baby. Übrigens: Bis zur zehnten Schwangerschaftswoche spricht mein beim Baby von Embryo, danach von Fötus. Die meisten Frauen erleben im ersten Trimester folgendes:
Körperliche Veränderungen
- Etwa 70-80 Prozent aller Frauen erleben zu Beginn der Schwangerschaft Morgenübelkeit bis hin zu Erbrechen. Vor allem morgens.
- Ein weitere häufiges Symptom ist Müdigkeit. Durch die hormonelle Veränderung verbraucht der Körper viel Energie, was zu Müdigkeit führt.
- Brustveränderungen. Brüste werden empfindlicher oder fangen an zu spannen, die Brustwarzen und der Warzenvorhof werden dunkler und meist größer.
- Viele Frauen leiden auch unter häufigem Harndrang. Auch dies hängt mit der hormonellen Veränderung zusammen.
- Heißhunger und Abneigungen sind ebenfalls relativ häufig. Plötzlich mögen manche Frauen Lebensmittel nicht mehr, die sie vorher gerne gegessen haben. Andersherum kommt es zu Heißhungerattacken und plötzlicher Zuneigung zu Lebensmitteln, welche die Frau vorher nicht mochte.
Emotionale Veränderungen
- Die hormonellen Schwankungen können zu intensiven Gefühlen und Stimmungsschwankungen führen.
- Viele Frauen machen sich Sorgen über die Gesundheit ihres Babys, die Veränderungen ihres Körpers und die bevorstehenden Herausforderungen der Mutterschaft.
- Gleichzeitig fühlen sich viele Frauen trotz einiger Beschwerden und Sorgen auch glücklich und aufgeregt über die Schwangerschaft und die bevorstehende Geburt.
2. Trimester
Das zweite Trimester der Schwangerschaft (13. bis 26. Woche) wird oft als die angenehmste Phase der Schwangerschaft angesehen. Viele der frühen Beschwerden lassen nach und der Bauch der Frau beginnt sichtbar zu wachsen. Hier sind die wichtigsten Veränderungen und Erfahrungen, welche die meisten Frauen in diesem Trimester erleben:
Körperliche Veränderungen
- Wachsender Bauch. Der Uterus wächst und der Bauch wird deutlicher sichtbar. Auch der Fundusstand (die Oberkante des Uterus) steigt an.
- Generell nehmen Frauen in dieser Phase besonders deutlich zu. Die gleichmäßige Gewichtszunahme ist aber völlig normal und wichtig für die gesunde Entwicklung des Babys. Die meisten Frauen nehmen etwa 0,5 kg pro Woche zu.
- Die werdende Mama beginnt, die Bewegungen des Babys zu spüren, oft als sanftes Flattern oder Blubbern.
- Die meisten Frauen fühlen sich wieder energiegeladen und fit.
- Die Haut kann sich dehnen, was zu Dehnungsstreifen führen kann.
- Einige Frauen entwickeln eine dunklere Linie von der Schamgegend bis zum Nabel, die Linea nigra.
- Eine erhöhte Durchblutung kann für eine glattere und rosigere Haut sorgen. Den sogenannten Schwangerschaftsglow.
- Viele Frauen klagen bereits im zweiten Trimester über Sodbrennen und Verstopfung. Sie können auftreten, da das immer größer werdende Baby Druck auf den Magen-Darm-Trakt ausübt.
- Leichte Schwellungen an Füßen und Knöcheln sind normal aufgrund der erhöhten Flüssigkeitsmenge im Körper.
Emotionale Veränderungen
- Stabilisierung der Stimmung: Die hormonellen Schwankungen des ersten Trimesters stabilisieren sich oft, was zu einer besseren Stimmung führt.
- Die Vorfreude auf das Baby wächst und viele Frauen beginnen, sich aktiv auf die Geburt und das Elternsein vorzubereiten. Häufig setzt der sogenannte Nestbau-Trieb ein.
3. Trimester
Das dritte Trimester der Schwangerschaft (27. bis 40. Woche) ist die letzte Phase vor der Geburt. Während dieser Zeit bereitet sich der Körper der Frau intensiv auf die Geburt vor und das Baby wächst und reift weiter. Für die meisten Frauen beginnt jetzt eine sehr anstrengende Zeit, da der Körper jetzt häufiger unter dem Gewicht und der enormen Veränderung leidet.
Körperliche Veränderungen
- Der Bauch wird erheblich größer, da das Baby schnell an Größe und Gewicht zunimmt. Das Gewicht der Mutter nimmt weiter zu, hauptsächlich durch das genannte Wachstum des Babys, der Plazenta, des Fruchtwassers und zusätzlicher Fettreserven. Die Haut dehnt sich weiter und Dehnungsstreifen können entstehen oder deutlicher werden.
- Die Bewegungen des Babys sind stärker und häufiger spürbar. Die Bewegungen können nun häufig auch von außen wahrgenommen werden.
- Das zusätzliche Gewicht und die veränderte Körperhaltung können zu Rückenschmerzen bei der werdenden Mutter führen. Ebenso kann der Druck auf den Beckenbereich Beckenschmerzen auslösen.
- Schwellungen an Beinen, Füßen, Knöcheln und Händen können zunehmen, besonders gegen Ende des Tages.
- Der wachsende Uterus drückt auf das Zwerchfell, was zu Atembeschwerden führen kann.
- Die Wahrscheinlichkeit auf Sodbrennen und Verdauungsprobleme wächst. Ebenso wird häufiger Harndrang wahrscheinlicher.
- Es kommt schon zur Braxton-Hicks-Kontraktionen. Diese "Übungswehen" bereiten den Körper auf die Geburt vor und können unregelmäßig und schmerzlos sein.
Emotionale Veränderungen
- Die meisten Frauen empfinden große Freude und Aufregung, da die Geburt näher rückt.
- Viele Frauen empfinden aber ebenso eine gewisse "Schwangerschaftsmüdigkeit" und freuen sich, wenn sie endlich vorbei ist.
Diese medizinische Vorsorge ist in der Schwangerschaft wichtig
In Deutschland werden Schwangere und ihr heranwachsender Fötus von ihrem Frauenarzt oder ihrer Frauenärztin streng überwacht. Hinzu kommt auf Wunsch eine Hebamme, die sich ebenfalls um das Befinden der Mutter und des Kindes kümmert. Hier kommen die wichtigsten medizinischen Stationen während der Schwangerschaft.
1. Trimester
- Erster Arztbesuch: In der Regel findet der erste pränatale Besuch zwischen der 6. und 8. Schwangerschaftswoche statt. Zu diesem Zeitpunkt wird die Schwangerschaft bestätigt, die Gesundheit der Mutter überprüft und das voraussichtliche Geburtsdatum berechnet.
- Bluttests und Untersuchungen: Es werden verschiedene Tests durchgeführt, um die Blutgruppe, den Hämoglobinspiegel, Infektionen und andere wichtige Gesundheitsparameter zu überprüfen.
- Ultraschall: Ein erster Ultraschall kann durchgeführt werden, um die Entwicklung des Embryos zu überprüfen und eine genaue Datierung der Schwangerschaft zu ermöglichen.
2. Trimester
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Fortlaufende pränatale Besuche zur Überwachung der Gesundheit von Mutter und Kind. Kontrolle des Blutdrucks, Gewichtszunahme und Urinproben zur Überprüfung auf Präeklampsie und Gestationsdiabetes.
- Ultraschalluntersuchung: Ein detaillierter Ultraschall wird oft zwischen der 18. und 22. Woche durchgeführt. Überprüfung der Entwicklung und des Wachstums des Fötus, sowie die Möglichkeit, das Geschlecht des Babys zu bestimmen (falls gewünscht).
- Glukosetoleranztest: Ein Test zur Überprüfung auf Schwangerschaftsdiabetes wird normalerweise zwischen der 24. und 28. Woche durchgeführt.
3. Trimester
- Häufigere Vorsorgeuntersuchungen: Die Arztbesuche, um die Gesundheit von Mutter und Kind zu überwachen, nehmen zu. Zudem eine Kontrolle des Blutdrucks, Gewichtszunahme und Urinproben zur Überprüfung auf Präeklampsie und andere Komplikationen.
- Geburtsvorbereitung: Diskussion über den Geburtsplan mit dem Arzt und/oder der Hebamme. Entscheidung über Schmerzmanagement und Geburtsmethoden.
- Tests und Untersuchungen: Möglicherweise weitere Ultraschalluntersuchungen, um die Position und das Wachstum des Babys zu überprüfen. Strep-B-Test (zwischen der 35. und 37. Woche) zur Überprüfung auf Streptokokken der Gruppe B, die während der Geburt auf das Baby übertragen werden können.
Die wichtigsten Tipps für werdende Mütter
Eine Schwangerschaft ist anstrengend und kräftezehrend. Umso wichtiger sind Tipps, wie man sich die Schwangerschaft erleichtern und wie man mit dem ein oder anderen Wehwehchen besser umgehen kann. Hier kommen wichtige Tipps und Tricks für Schwangere.
Was tun bei Übelkeit?
Übelkeit plagt fast alle werdenden Mütter. Gegen Übelkeit hilft tatsächlich am besten etwas essen. In kleinen Portionen, dafür häufiger über den Tag verteilt. Vermeiden Sie zudem fettige und stark gewürzte Speisen. Ingwer und Vitamin B6 werden manchmal zur Linderung von Übelkeit empfohlen.
Was tun gegen Müdigkeit?
Das beste Mittel gegen Müdigkeit ist sich der Müdigkeit einfach hinzugeben und zu schlafen. Wenn das nicht geht, versuchen Sie zumindest Ruhepausen zu machen und die Beine hochzulegen. Andererseits kann leichte, regelmäßige Bewegung ebenfalls Energie geben.
Was hilft gegen Sodbrennen und Verstopfung?
Eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bewegung können helfen. Hier kommen ballaststoffreiche Lebensmittel:
- Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Bohnen)
- Schwarzwurzel
- Artischocken
- Sojabohnen
- Nüsse
- Leinsamen
- Vollkornprodukte
- Verschiedene Gemüsesorten (Brokkoli, Paprika, Pilze)
- Verschiedene Obstsorten (Birnen, Rhabarber, Himbeeren, Brombeeren)
Was hilft gegen geschwollene Gliedmaßen?
Paradoxerweise kann eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gegen geschwollene Beine und Finger helfen. Deswegen gilt es, viel zu trinken. Salz sollte möglichst gemieden werden, ebenso wie Koffein. Dafür können Kaliumreiche Lebensmittel wie Bananen, Orangen, Spinat oder Süßkartoffel helfen, den Flüssigkeitshaushalt zu regulieren. Regelmäßige moderate Bewegung kann ebenso helfen wie Kompressionsstrümpfe und das Vermeiden von langem Sitzen oder Stehen.
Die richtigen Nährstoffe
Neben den genannten Tipps und Tricks ist vor allem eine ausgewogene Ernährung essenziell, damit das Baby mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird. Aber: Trotz aller guten Ernährung kann es passieren, dass trotzdem noch Nährstoffe supplementiert werden müssen. Hier kommen die wichtigsten Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere.
- Folsäure (Folat): Folsäure ist wichtig für die Zellteilung und das Wachstum des ungeborenen Kindes. Sie hilft, Neuralrohrdefekte wie Spina bifida zu verhindern. Empfohlene Dosis beträgt 400-800 Mikrogramm pro Tag vor der Schwangerschaft und in den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft.
- Eisen: Eisen ist notwendig für die Bildung von Hämoglobin, das Sauerstoff im Blut transportiert. Schwangere haben einen erhöhten Eisenbedarf, um das wachsende Blutvolumen zu unterstützen. 27 Milligramm pro Tag. Eisenpräparate können Verstopfung verursachen, daher sollte die Einnahme mit dem Arzt oder der Ärztin abgestimmt werden.
- Kalzium: Kalzium ist wichtig für die Entwicklung der Knochen und Zähne des Babys. Es unterstützt auch die Funktion des Kreislaufsystems, der Muskeln und der Nerven der Mutter. 1000 Milligramm pro Tag.
- Vitamin D: Vitamin D unterstützt die Kalziumaufnahme und ist wichtig für die Knochengesundheit. Es kann auch das Immunsystem stärken und das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie senken. 600-800 Internationale Einheiten (IE) pro Tag.
- Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA): Diese Fettsäuren sind wichtig für die Gehirn- und Augenentwicklung des Babys. 200-300 Milligramm DHA pro Tag. Omega-3-Präparate können aus Fischöl oder Algenöl (vegan) stammen.
- Jod: Jod ist entscheidend für die Produktion von Schilddrüsenhormonen, die für das Wachstum und die Entwicklung des Gehirns des Babys notwendig sind. 220 Mikrogramm pro Tag.
- Vitamin B12: Vitamin B12 unterstützt die Produktion von roten Blutkörperchen und die neurologische Entwicklung des Babys. Es ist besonders wichtig für vegane oder vegetarische Frauen, da es hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommt. 2.6 Mikrogramm pro Tag.
- Magnesium: Magnesium ist wichtig für die Funktion von Muskeln und Nerven und kann helfen, Krämpfe zu vermeiden. 350-400 Milligramm pro Tag.
Alle Nahrungsergänzungsmittel sollten immer nur mit ärztlicher Absprache eingenommen werden. In den meisten Fällen kann die werdende Mama ihren Nährstoffhaushalt durch eine ausgewogene Ernährung ausgleichen.