Inkontinenz nach der Geburt: Was Mütter dagegen tun können

Eine Geburt ist ein Kraftakt für den Körper – der oft nicht ohne Folgen bleibt. Experten schätzen, dass bei etwa 25 bis 45 Prozent der Frauen eine Inkontinenz nach der Geburt eintritt. Wie es zu der Blasenschwäche nach der Schwangerschaft kommt und was gegen die Beschwerden hilft, lesen Sie in diesen Artikel.

Blasenschwäche nach der Entbindung: Das Wichtigste in Kürze

  • ​​Nach einer Geburt kann es bei einer gewissen Anzahl von Frauen zu Inkontinenz kommen, insbesondere zu sogenannter Stressinkontinenz. Stressinkontinenz tritt auf, wenn körperlicher Druck auf die Blase ausgeübt wird, zum Beispiel beim Husten, Niesen, Lachen oder dem Heben schwerer Gegenstände. Als Folge tritt ungewollt Urin aus der Blase.

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  • Frauen, die nach der Geburt Inkontinenzsymptome erfahren, sollten sich medizinischen Rat einholen und mit einem Facharzt:in für Urologie oder Gynäkologie sprechen, um eine angemessene Diagnose und Behandlung zu erhalten. 
  • Oft können Übungen, die den Beckenboden stärken, Physiotherapie oder andere konservative Maßnahmen helfen, die Inkontinenz zu verbessern oder zu beseitigen. In einigen Fällen kann auch eine chirurgische Intervention erforderlich sein. Jeder Fall sollte individuell bewertet und behandelt werden. Hier lesen Sie mehr über die Ursachen – und was Sie tun können!

Wie viele Frauen sind nach der Geburt inkontinent?

Es wird geschätzt, dass etwa 25 bis 45 Prozent der Frauen nach der Geburt vorübergehend unter Stressinkontinenz leiden.

Wichtig: Nicht alle Frauen, die eine Geburt erleben, leiden automatisch unter Inkontinenz. Die genaue Prävalenz von Inkontinenz nach der Geburt kann je nach Studie und Definition von Inkontinenz variieren. Der Schweregrad der Blasenschwäche kann ebenfalls variieren, von leichten Symptomen bis hin zu schwerer Inkontinenz, die das tägliche Leben der Mütter beeinträchtigen kann.

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Was tun gegen Inkontinenz nach der Geburt? 5 Tipps

Inkontinenz nach der Geburt ist ein relativ häufiges Problem nach der Geburt. Es kann sich durch unkontrollierten Harnverlust oder Stuhlinkontinenz äußern und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Doch es gibt Möglichkeiten, um dem entgegenzuwirken.

1. Trainieren Sie Ihren Beckenboden

Regelmäßige Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur können helfen, die Kontrolle über die Blase wiederzuerlangen. Bereits während der Schwangerschaft ist es sinnvoll, mit gezielten Übungen für den Beckenboden zu beginnen. Stellen Sie sich vor, Ihr Beckenboden sei ein Aufzug, den Sie nach oben ziehen, indem Sie die Muskeln um Ihre Blase herum anspannen. Halten Sie diese Anspannung für einige Sekunden und lassen Sie dann los. Wiederholen Sie dies mehrmals am Tag. Ein Physiotherapeut:in oder eine Hebamme kann Sie dabei unterstützen und spezifische Übungen zur Stärkung des Beckenbodens während und nach der Schwangerschaft empfehlen.
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2. Achten Sie auf Ihr Gewicht

Übergewicht oder eine signifikante Gewichtszunahme können den Druck auf den Beckenboden erhöhen und Inkontinenz nach der Schwangerschaft verschlimmern. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität können dabei helfen, ein gesundes Gewicht zu erreichen oder aufrechtzuerhalten.
 

3. Vermeiden Sie Blasenreizer

Bestimmte Lebensmittel und Getränke, etwa koffeinhaltige Getränke, alkoholische Getränke, scharfe Gewürze und kohlensäurehaltige Getränke können die Blase reizen und ungewollten Verlust von Urin verschlimmern. Es kann dementsprechend helfen, diese Reizstoffe zu vermeiden oder deren Konsum einzuschränken.
 

4. Gehen Sie regelmäßig auf Toilette 

Regelmäßiges und ausreichendes Wasserlassen entleert die Blase und wirkt einer Überfüllung entgegen. Zu langes Zurückhalten des Urins kann den Druck auf die Blase erhöhen und die Inkontinenzsymptome verstärken.
 

5. Integrieren Sie körperliche Aktivität in Ihren Alltag

Bewegen Sie sich regelmäßig. Keine Sorge, Sie müssen nicht direkt einen Marathon laufen oder schweißtreibende Workouts im Fitnessstudio absolvieren. Schon kurze Spaziergänge oder sanftes Training, kann helfen, die Muskulatur zu stärken und das Körpergewicht zu kontrollieren. Allerdings: Wählen Sie Übungen, die den Beckenboden nicht übermäßig belasten. Halten Sie im Zweifel mit einem Fachmann oder einer Fachfrau Rücksprache.

Medizinische Unterstützung

Bei persistierenden, also andauernden, oder schweren Inkontinenzsymptomen ist es immer ratsam, einen Facharzt:in für Urologie oder Gynäkologie aufzusuchen. Der Arzt kann eine umfassende Untersuchung durchführen und geeignete Behandlungsmöglichkeiten wie Physiotherapie, Medikamente oder in seltenen Fällen eine Operation empfehlen.

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Übrigens: Nach einer Geburt kann es neben körperlichen Beschwerden auch zu psychischen Problemen kommen, siehe dazu:

Welche Formen von Harninkontinenz gibt es?

  • Stressinkontinenz: Bei der Stressinkontinenz, auch Belastungsinkontinenz genannt, kommt es zu unfreiwilligem Verlust von Urin, verursacht durch körperlichen Druck oder Belastung der Blase. Typische Situationen, die Stressinkontinenz auslösen können, sind Husten, Niesen, Lachen, Springen oder das Heben schwerer Gegenstände. Der Harnverlust tritt aufgrund einer Schwäche oder Überdehnung der Beckenbodenmuskulatur und der Bänder auf, die die Harnröhre und die Blase unterstützen. Bei einer Belastungsinkontinenz steigt der Druck auf die Blase übersteigt die Kontrollfähigkeit des Beckenbodens, was zu Harnverlust führt.
  • Dranginkontinenz: Bei der Dranginkontinenz verspürt man einen plötzlichen und intensiven Harndrang, der schwer kontrollierbar ist und zu unfreiwilligem Harnverlust führen kann. Der Harndrang kann auftreten, selbst wenn die Blase nur gering gefüllt ist. Personen mit Dranginkontinenz haben Schwierigkeiten, den Harndrang zu unterdrücken und die Blase zu kontrollieren. Die Ursachen für Dranginkontinenz können vielfältig sein und beispielsweise durch eine überaktive Blase, Nervenschäden oder bestimmte Erkrankungen verursacht werden.

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Hinweis: Es ist auch möglich, dass eine Person sowohl an Stressinkontinenz als auch an Dranginkontinenz leidet, was als Mischinkontinenz bezeichnet wird. Bei der Mischinkontinenz treten sowohl Harnverlust bei körperlicher Belastung als auch plötzlicher Harndrang auf.

Wie lange ist Inkontinenz nach der Geburt normal? 

Die Dauer der Inkontinenz nach der Geburt kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein. Bei den meisten Frauen klingen die Symptome der Inkontinenz innerhalb weniger Wochen oder Monate nach der Geburt ab. In einigen Fällen kann es jedoch länger dauern.

Es gibt verschiedene Faktoren, die die Dauer der Inkontinenz beeinflussen können. Dazu zählen:

  • Schweregrads der Inkontinenz
  • Zustand der Beckenbodenmuskulatur
  • der Geburtsverlauf
  • Alter der Frau
  • der individuelle Lebensstil der Mutter

Wenn die Inkontinenz länger als sechs Monate nach der Geburt anhält – oder die Lebensqualität der Frau stark beeinträchtigt – ist es ratsam, medizinischen Rat einzuholen. Ein Facharzt:in für Urologie oder Gynäkologie kann eine gründliche Untersuchung durchführen, um die Ursache der Inkontinenz zu ermitteln und geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu empfehlen.

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Welche Ursachen stecken hinter der Harninkontinenz bei Müttern?

Inkontinenz nach der Geburt kann verschiedene Ursachen haben, die individuell oder kombiniert auftreten können. Die häufigste Form der Inkontinenz nach der Geburt ist die Stressinkontinenz, bei der körperlicher Druck auf die Blase zu unfreiwilligem Harnverlust führt. Die Hauptursache für Stressinkontinenz nach der Geburt ist eine Schwächung oder Überdehnung der Beckenbodenmuskulatur und der Bänder, die die Harnröhre und die Blase unterstützen.

Der Grund? Während der Schwangerschaft und der Geburt werden der Beckenboden und die umliegenden Gewebe stark beansprucht. Dies kann zu einer Schwächung der Muskeln und Bänder führen, die für die Kontrolle des Harnflusses wichtig sind. Insbesondere bei einer vaginalen Geburt kann es zu einer Überdehnung oder Verletzung des Beckenbodens kommen.

Weitere Faktoren, die die Inkontinenz nach der Geburt beeinflussen können:

  • hormonelle Veränderungen
  • ein erhöhter Druck auf die Blase während der Schwangerschaft
  • Geburtsverletzungen wie Dammrisse oder Episiotomie (Dammschnitt)
  • genetische Veranlagung zu schwachem Bindegewebe

Inkontinenz nach Geburt vorbeugen: So klappt's

Wie wir bereits gelernt haben, sind vor allem gezielte Übungen zur Stärkung des Beckenbodens wichtig. Diese Übungen können vor, während und nach der Schwangerschaft durchgeführt werden. 

Außerdem nicht zu unterschätzen: Eine gesunde Gewichtszunahme während der Schwangerschaft. Denn eine übermäßige Gewichtszunahme kann zusätzlichen Druck auf den Beckenboden ausüben und die Muskulatur weiter schwächen.

Tipp: Geburtsvorbereitende Kurse, wie sie in vielen Geburtskliniken angeboten werden, können ebenso hilfreich sein. Diese Kurse lehren Atemtechniken und Übungen zur Stärkung des Beckenbodens, um die Muskulatur zu unterstützen.

Denken Sie daran, dass der Beckenboden nach der Geburt Zeit benötigt, um sich zu erholen. Achten Sie darauf, dass Sie sanft mit dem Wiederaufbau Ihrer Beckenbodenmuskulatur beginnen und bei Bedarf einen Fachmann wie eine Hebamme oder eine Physiotherapeutin konsultieren.

Tipps bei Stuhlinkontinenz nach einer Geburt

Nach einer vaginalen Geburt kann es neben einer Harninkontinenz auch zu einer Stuhlinkontinenz kommen. Dies kann sehr belastend sein und das Selbstbewusstsein betroffener Frauen stark beeinträchtigen. Wir kennen 3 Tipps, die die Symptome lindern können:

  • 1. Beckenbodenübungen: Regelmäßiges Training des Beckenbodens kann nicht nur bei Harninkontinenz Abhilfe schaffen. Die Übungen helfen auch, die Kontrolle über den Schließmuskel wiederzuerlangen.
  • 2. Ernährung: Eine ballaststoffreiche Ernährung kann helfen, Verstopfungen zu vermeiden und den Stuhlgang zu regulieren. Wichtig dabei: Ausreichend trinken!
  • 3. Hygiene: Um Infektionen zu vermeiden, ist es wichtig, den Analbereich sauber und trocken zu halten. Verwenden Sie feuchtes Toilettenpapier oder Feuchttücher und wechseln Sie regelmäßig Ihre Unterwäsche.

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