Baldrian in der Stillzeit: Gefährlich oder unbedenklich?

Baldrian gilt als natürliches und sanftes Mittel bei Unruhe und leichten Schlafstörungen. Gerade Stillende greifen gerne auf Baldrian zurück, um besonders schonend möglichen Schlafschwierigkeiten zu begegnen. Doch ist Baldrian in der Stillzeit wirklich unbedenklich oder vielleicht doch riskant?

Frau stillt ihr Baby© iStock/Likoper
Kann Baldrian in der Stillzeit auf das Baby übergehen?

Baldrian gilt als besonders verträgliches Mittel bei Unruhe, Stress und leichten Schlafstörungen. Deshalb wollen gerade frisch gebackene Mütter Baldrian in der Stillzeit nutzen. Allerdings sollte das nicht ohne eine ärztliche Einwilligung geschehen, denn wo eine Wirkung, da auch eine Nebenwirkung oder? In diesem Artikel klären wir, ob Baldrian überhaupt eine Wirkung hat, die über ein Placebo hinausgeht, ob die Pflanze Nebenwirkungen hat und worauf man bei Baldrian in der Stillzeit achten sollte.

Was ist Baldrian?

Bei unserem Baldrian handelt es sich strenggenommen um eine bestimmte Pflanze: den großen oder auch echten Baldrian. Weltweit gibt es bis zu 300 Arten, die zur Gattung der Baldriane gezählt werden. Nur die wenigsten werden für die uns bekannten Beschwerden genutzt.

Die Wirkstoffe der Pflanze heißen Valepotriate und sind in der ganzen Pflanze zu finden. Der höchste Gehalt liegt allerdings in der Baldrianwurzel. Die reinsten Mittel nutzen deshalb fast ausschließlich Extrakt aus der Wurzel. Für eine mögliche Wirksamkeit tut dies nichts zur Sache. Die Inhaltsstoffe lassen sich auch in Blüten, Blättern und Stängel finden.

Welche Wirkung hat die Pflanze?

Eine Frau, die Baldrian in der Stillzeit nutzen will, muss sich über die Wirksamkeit des Gewächses im Klaren sein. Doch welche Wirkung besitzt die Pflanze überhaupt? Obwohl Baldrian schon seit über 200 Jahren in der Medizin verwendet wird, sind die Effekte bis heute nicht restlich belegt. Zwar gibt es einige Studien, die eine Wirkung nahelegen, wirklich wissenschaftlich Belegt ist diese allerdings nicht.

Baldrian soll bei folgenden Beschwerden helfen:

  • Ängsten
  • Stress
  • innerer Unruhe
  • Nervosität
  • leichten Schlafstörungen

Hat Baldrian Nebenwirkungen?

Im Gegensatz zu den positiven Effekten sind die Nebenwirkungen von Baldrian leider sehr wohl belegt. Allerdings sind sie relativ harmlos. Folgende Nebenwirkungen sind bekannt:

  • Übelkeit
  • Bauchkrämpfe
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel

Bei Allergikern können noch folgende Symptome auftreten:

  • Juckreiz
  • Rötungen der Haut
  • Augenrötungen

Generell sollten Sie vor der Einnahme von Baldrian (ob als Tee, Tabletten, Pillen oder Tropfen) mit einer ärztlichen Fachperson, einem Apotheker oder einer Apothekerin sprechen. Bemerken Sie die oben genannten Nebenwirkungen, sollten Sie Sie das Arzneimittel sofort absetzen.

Die richtige Einnahme von Baldrian

Bei der Anwendung von Baldrian-Tabletten ist es ratsam, die Dosierung auf der Verpackungsbeilage oder die Empfehlungen Ihres Arztes oder Ihrer Ärztin zu befolgen. Die empfohlene Dosierung des Arzneimittels kann je nach Hersteller variieren, daher ist es wichtig, die entsprechenden Informationen sorgfältig zu lesen. In der Regel sollte man die Tabletten etwa 30-60 Minuten vor dem Schlafengehen einnehmen, um die beruhigende Wirkung der Baldrianwurzel vor dem Zubettgehen optimal nutzen zu können. Die Einnahme der Tabletten erfolgt am besten mit ausreichend Flüssigkeit, wie einem Glas Wasser.

Für eine langfristige Wirkung und optimale Ergebnisse ist es empfehlenswert, die Baldrian-Tabletten über einen Zeitraum von mehreren Wochen regelmäßig einzunehmen. Wichtig ist hierbei, die vorgeschriebene Dosierung des Arzneimittels nicht zu überschreiten, da dies zu unerwünschten Nebenwirkungen (wie oben beschrieben) führen kann. Auch sollten Sie sich bei Unsicherheiten oder Fragen bezüglich der richtigen Einnahme und Dosierung, an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin wenden oder Rat in einer Apotheke suchen.

Baldrian in der Schwangerschaft

Die Wirkstoffe von Baldrian können die Plazenta-Schranke durchqueren, was bedeutet, dass auch Ihr Baby die Wirkungen (und Nebenwirkungen) der Pflanze spürt. Bei der Plazenta-Schranke handelt es sich um eine natürliche Barriere zwischen mütterlichem und kindlichem Blut, die verhindert, dass Schadstoffe vom Blut der Mutter ins Blut des Babys gelangen.

Laut der pharmazeutischen Hilfeseite www.embryotox.de der Berliner Charité und dem Bundesministerium für Gesundheit konnten bisher keine Effekte bei einer Einnahme von Baldrian in der Schwangerschaft festgestellt werden. Auch gab es bisher keine Fälle von Folgeschäden bei den ungeborenen Babys. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Kinder die Effekte von Baldrian nicht spüren.

Baldrian in der Stillzeit

Ähnliches gilt leider auch für Baldrian in der Stillzeit. Die Wirkstoffe der Pflanze können über die Muttermilch an das Baby weitergegeben werden. Leiden Sie unter Unruhe oder Einschlafschwierigkeiten, sollten Sie Baldrian in der Stillzeit nur nach Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin einnehmen.

Zwar konnten bisher keine negativen Folgen für Babys nachgewiesen werden, deren Mütter Baldrian in der Stillzeit nahmen, allerdings nimmt das Kleine die Inhaltsstoffe des Baldrians mit der Muttermilch auf. Versuche deshalb in der Stillzeit bei Schlafschwierigkeiten auf andere Hilfen zurückzugreifen. Beispielsweise hilft vielen Menschen schon eine Verbesserung der Schlafhygiene.

Bei Schlafstörungen Hilfe suchen

Abgesehen davon, dass Sie Baldrian in der Stillzeit besser nicht einnehmen, um etwaige Wirkungen auf Ihr Kleines zu vermeiden, ist die Pflanze bei mittleren und schweren Schlafstörungen sowieso kein probates Mittel. Leiden Sie unter schwereren Schlafstörungen oder gar unter einer Insomnie, sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Sie können Ihnen wertvolle Tipps zur Behandlung Ihrer Schlafstörungen liefern und im Zweifelsfall auch Medikamente dagegen verschreiben. Glücklicherweise gibt es genügend Mittel und Helfer (beispielsweise Lavendel), mit denen Sie Ihre Schlafstörungen bekämpfen können, ohne dass Ihr Kind während des Stillens einer Wirkung ausgesetzt ist.

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