Depression und Sucht: 3 Gründe, warum beide Erkrankungen so häufig zusammen auftreten

Depressionen und Suchterkrankungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland – und sie treten auffällig oft gemeinsam auf. Studien zeigen: Rund 21 Prozent der Menschen mit einer Suchterkrankung leiden gleichzeitig an einer Depression, bei Alkoholabhängigen sind es sogar bis zu 30 Prozent.

Frau sitzt im Bett und vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen© Ivan Samkov / Pexels
Warum Depression und Sucht oft gemeinsam auftreten.

Teufelskreis aus Depression und Sucht: Das sind die 3 Hauptursachen

Besonders alarmierend ist der Trend bei Jugendlichen: Ihr Risiko, bei einer Depression auch eine Suchterkrankung zu entwickeln, ist fast 13-mal höher als bei Gleichaltrigen ohne Depression. Doch warum ist die Verbindung zwischen beiden Erkrankungen so eng? Drei zentrale Gründe erklären das Zusammenspiel:

1. Sucht als Selbstmedikation bei Depressionen

Viele Betroffene greifen zu Alkohol, Drogen oder Medikamenten, um Symptome wie Antriebslosigkeit, Traurigkeit oder innere Leere kurzfristig zu lindern.
Beispiel: Eine Person mit Depression trinkt abends regelmäßig Alkohol, um Sorgen und Grübeleien zu dämpfen und besser einschlafen zu können.

Die Selbstmedikation dient als vermeintliche Bewältigungsstrategie, um negative Gefühle zu unterdrücken oder sich für kurze Zeit besser zu fühlen.
Beispiel: Jemand mit sozialer Angst und depressiven Verstimmungen nimmt vor gesellschaftlichen Anlässen Beruhigungsmittel, um Unsicherheit und Nervosität zu reduzieren.

Besonders häufig werden Alkohol, Cannabis und Sedativa konsumiert, da sie die Stimmung kurzfristig heben oder beruhigen können.
Beispiel: Eine Person mit Schlafstörungen und innerer Unruhe infolge einer Depression greift regelmäßig zu Schlafmitteln oder Beruhigungstabletten.

Der kurzfristige Effekt verstärkt das Verhalten: Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, wird die Dosis oft gesteigert, was das Risiko einer Abhängigkeit erhöht.
Beispiel: Die anfangs kleine Menge Alkohol reicht bald nicht mehr aus, sodass die betroffene Person immer mehr konsumiert, um die gleiche Erleichterung zu spüren

2. Biologische und psychische Risikofaktoren

Genetische Veranlagungen erhöhen das Risiko für beide Erkrankungen: Wer eine familiäre Vorbelastung für Depression oder Sucht hat, ist selbst stärker gefährdet.
Beispiel: In Familien, in denen bereits Eltern oder Geschwister an Depressionen oder Suchterkrankungen leiden, entwickeln Kinder häufiger ähnliche Probleme.

Neurobiologische Veränderungen im Belohnungssystem des Gehirns können dazu führen, dass Betroffene weniger Freude empfinden und verstärkt auf Suchtmittel zurückgreifen, um positive Gefühle zu erleben.
Beispiel: Menschen mit einer Fehlregulation von Neurotransmittern wie Dopamin oder Serotonin empfinden Alltagsfreuden als weniger befriedigend und suchen Ersatz in Alkohol oder Drogen.

Belastende Lebensereignisse wie Missbrauch, Vernachlässigung, Trennungen oder chronischer Stress erhöhen das Risiko, sowohl an einer Depression als auch an einer Suchterkrankung zu erkranken.
Beispiel: Eine Person, die in der Kindheit Gewalt erlebt hat, entwickelt im Erwachsenenalter eine Depression und beginnt, zur Bewältigung Alkohol zu konsumieren.

Psychische Erkrankungen wie Angststörungen, ADHS oder posttraumatische Belastungsstörungen treten häufig gemeinsam mit Depressionen und Sucht auf und verstärken das Risiko zusätzlich.
Beispiel: Ein Jugendlicher mit ADHS und depressiven Symptomen beginnt, Cannabis zu konsumieren, um sich zu entspannen und sich besser konzentrieren zu können.

3. Teufelskreis aus Verstärkung und Verschlechterung

Der Konsum von Suchtmitteln kann depressive Symptome verstärken oder sogar auslösen, da Alkohol und Drogen die Stimmung langfristig negativ beeinflussen.
Beispiel: Nach dem kurzfristigen Hoch durch Alkohol folgt oft ein Stimmungstief, das die Depression verschlimmert und den Wunsch nach erneutem Konsum verstärkt.

Eine bestehende Depression erschwert die Bewältigung von Suchtproblemen, da Antriebslosigkeit, Hoffnungslosigkeit und geringe Selbstwirksamkeit die Motivation für einen Ausstieg aus der Sucht mindern.
Beispiel: Eine Person mit Depression fühlt sich zu erschöpft, um eine Suchttherapie zu beginnen oder durchzuhalten, und greift deshalb weiterhin zu Suchtmitteln.

Die gegenseitige Verstärkung beider Erkrankungen führt zu einem Teufelskreis: Je mehr konsumiert wird, desto stärker werden die depressiven Symptome – und je ausgeprägter die Depression, desto schwieriger fällt es, auf Suchtmittel zu verzichten.
Beispiel: Eine Person mit chronischer Depression und Alkoholsucht erlebt nach jedem Rückfall Schuldgefühle und Hoffnungslosigkeit, die wiederum den nächsten Alkoholkonsum begünstigen.

Die Rückfallgefahr ist besonders hoch, wenn beide Erkrankungen nicht gleichzeitig behandelt werden, da ungelöste depressive Symptome leicht wieder zum Suchtmittelkonsum führen können.
Beispiel: Nach einer erfolgreichen Entwöhnungstherapie ohne begleitende Depressionsbehandlung kommt es häufig zu Rückfällen, wenn die depressive Symptomatik bestehen bleibt.