Baby Blues: Das sollten Sie über die "Heultage" nach einer Geburt wissen

Nach einer Geburt sind einige Frauen psychisch sehr empfindlich. Dieses Phänomen bezeichnet man als Baby Blues (Postpartum-Blues), im Volksmund auch als "Heultage" bekannt. Hier erfahren Sie, welche Ursachen dahinterstecken, welche Symptome für einen Babyblues sprechen – und was Sie und Ihr Partner jetzt tun können.

Eine Geburt ist sehr emotionales Ereignis für Eltern. Insbesondere die Mutter wird sowohl körperlich als auch psychisch herausgefordert – und das schon während der Schwangerschaft. Denn: Die Gefühle und Hormone spielen verrückt. Lesen Sie hier, was der Baby Blues ist, wie lange er dauert und wie Sie damit umgehen können.

Was ist ein Baby Blues? 

Das Kind ist da, die Freude groß? Das ist nicht immer der Fall. Manche Frauen verfallen unmittelbar nach der Geburt dem sogenannten Babyblues, auch als Postpartum-Blues (umgangssprachlich: Heultage) bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein vorübergehendes Stimmungstief, welches innerhalb der ersten drei bis fünf Tage nach der Entbindung eintreten kann. Ungefähr 80 Prozent der Mütter leiden nach der Geburt unter dem Babyblues.

Betroffene Mütter sind meist müdeerschöpft und durchlaufen eine wahre Stimmungsachterbahn. Die starken Stimmungsschwankungen führen oft dazu, dass Betroffene scheinbar grundlos in Tränen ausbrechen. Häufig sind sie darüber hinaus oft viel sensibler und weisen eine höhere Empfindsamkeit während der Heultage auf. 

Im Video: Jenny Frankhauser leidet am Baby-Blues

Ursachen: Wie entsteht ein Baby Blues? 

Experten und Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Hormone Schuld am Baby Blues sind. Genauer gesagt, der starke Abfall der Hormone im Körper einer Mutter nach der Entbindung. Denn während einer Schwangerschaft steigt ihr Östrogen- und der Progesteronspiegel stark an.

Nach der Geburt jedoch sinkt dieses Level sehr schnell. Diese starke Hormonumstellung – beziehungsweise der Hormonabfall – gilt als Ursache für den Babyblues. Warum? Östrogen ist unter anderem für eine stabile Stimmung verantwortlich und beugt Depressionen vor.

Hinweis: Nicht zu den Risikofaktoren gehören Familienstand und die persönliche Lebenssituation der Mutter. Auch Dauer, Art und Ort der Entbindung scheinen keinen Einfluss darauf zu haben, ob ein Baby Blues entsteht oder nicht.

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Symptome: Wie äußert sich ein Baby Blues?

Sie vermuten, einen Babyblues zu haben? Folgende Symptome und Gefühle könnten dafür sprechen:

  • Sie sind leicht reizbar und werden plötzlich aggressiv
  • Sie reagieren schnell emotional, etwa mit Freudentränen
  • Ihre Stimmung ändert sich rasch und unvorhersehbar
  • Sie fühlen Sie müde und erschöpft
  • Sie sind weinerlich, sensibel und fangen vermeintlich grundlos an zu weinen
  • Sie haben Angst vor der Zukunft und Sorgen um Ihr Baby
  • Sie sind labil und niedergeschlagen
  • Sie haben Probleme sich zu konzentrieren und zu fokussieren
  • Sie plagen Gefühle der Verwirrtheit und Traurigkeit
  • Sie leiden unter Schlaf- und Appetitstörungen

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Wie lange dauert ein Baby Blues? 

Die erhöhte psychische Empfindsamkeit dauert nur wenige Tage. Meist hält ein Baby Blues etwa eine Woche an.

In manchen Fällen ist der Postpartum-Blues bereits nach einem Tag oder wenigen Stunden überstanden.

Wichtig: Ist das Stimmungstief nach über zwei Wochen noch nicht verschwunden, kann das ein Anzeichen für eine beginnende Wochenbettdepression sein. Suchen Sie sich in dem Fall ärztlichen Rat.

Handelt es sich um eine psychische Störung?

Manche Ärzte stufen die Seelenkrise nach der Schwangerschaft als psychische Störung ein. Andere Experten wiederum betrachten den Babyblues nicht als krankhaft. Im Gegenteil: Sie sehen ihn als normalen Umstellungsprozess an, der wichtig für die Bindung der Mutter zum Kind ist. Nicht zu verwechseln ist der Babyblues mit einer Postpartalen Psychose >>

Was ist der Unterschied zwischen Baby Blues und Wochenbettdepression?

Frau mit Wochenbettdepression und Baby auf dem Arm starrt ins Leere© iStock/globalmoments

Der Baby Blues ist ein kurzzeitiges, vorübergehendes Stimmungstief nach einer Geburt. Die Heultage sollten nach spätestens zwei Wochen von alleine wieder abgeklungen sein. Eine Wochenbettdepression hingegen ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die einer adäquaten Behandlung bedarf. Sie tritt meist im ersten Jahr nach der Geburt auf und hält durchschnittlich vier bis sechs Monate an. Wer sich nicht behandeln lässt, riskiert, dass aus der Wochenbettdepression eine chronische Depression wird.

Was kann man gegen den Baby Blues machen? 

Zunächst heißt es: Entwarnung. In der Regel verschwindet der Babyblues so schnell, wie er gekommen ist. Und das von ganz alleine. Das Stimmungstief hat keinen eigenen Krankheitswert und muss in den meisten Fällen nicht von einem Arzt oder einer Ärztin behandelt werden. Ergo: Eine Therapie ist in aller Regel nicht notwendig. Nach wenigen Tagen sollte es Betroffenen bereits besser gehen. 

Trotzdem gibt es Tipps, die Symptome mildern und die Heultage für die Frauen leichter machen: Eine vertraute Person hilft, die Zeit zu überstehen. Pflegen Sie mit ihm oder ihr einen offenen Austausch und reden Sie über Ihre Probleme. Ebenfalls hilfreich ist tatkräftige Unterstützung bei der Pflege des Babys und im Haushalt, etwa vom Partner, den eigenen Eltern oder Geschwistern. Der Partner einer Betroffenen sollte seiner Frau viel Ruhe gönnen und Verständnis für ihre Befindlichkeiten zeigen.

Einige Experten raten Betroffenen darüber hinaus, viel Zeit mit dem neugeborenen Kind zu verbringen. Das soll die Bindung stärken und vom Babyblues ablenken. Wenn Sie Angst vor einem Baby Blues haben, kann Ihnen ein Gespräch mit der Hebamme helfen.

Baby Blues beim Vater

Ein Baby-Blues kann auch beim Vater auftreten. Denn auch für werdende und frischgebackene Papas ist die Geburt eines Kindes eine große emotionale Umstellung: Laut einer Studie des American Journal of Men's Health leiden 13,3 Prozent der werdenden Väter während des dritten Trimesters der Schwangerschaft ihrer Partnerin unter erhöhten depressiven Symptomen. Was die Zeit nach der Geburt betrifft, so schwanken die Schätzungen über die Anzahl der Männer, die in den ersten zwei Monaten nach der Geburt unter einer väterlichen postpartalen Depressionen leiden, zwischen 4 und 25 Prozent - laut einer Studie aus dem Jahr 2007.

Was hilft? Wir haben 5 Tipps für Sie:

  1. Offene Kommunikation: Sprechen Sie offen über Ihre Gefühle mit Ihrer Partnerin, Familie oder Freunden. Teilen Sie Ihre Sorgen und Ängste, um Unterstützung und Verständnis zu erhalten.
  2. Selbstfürsorge: Nehmen Sie sich bewusst Zeit für Selbstfürsorge. Pflegen Sie Ihre eigenen Interessen und gönnen Sie sich Momente der Entspannung, um Ihre emotionale Balance zu erhalten.
  3. Aktive Beteiligung: Beteiligen Sie sich aktiv an der Pflege des Babys und im Haushalt. Diese Unterstützung entlastet nicht nur die Partnerin, sondern stärkt auch Ihre eigene Bindung zum Baby.
  4. Verständnis für Veränderungen: Akzeptieren Sie, dass die Ankunft eines Babys Veränderungen mit sich bringt. Es ist normal, sich von Zeit zu Zeit überfordert oder überwältigt zu fühlen. Geben Sie sich selbst die Zeit, sich an die neuen Umstände anzupassen.
  5. Gemeinsame Zeit: Verbringen Sie bewusst Zeit als Familie. Schaffen Sie positive Momente, in denen Sie als Paar und mit dem Baby schöne Erlebnisse teilen können.

Können Männer eine Wochenbettdepression bekommen?

Ja, wie bereits erläutert, sind auch Väter nicht gefeit vor Wochenbettdepressionen nach der Schwangerschaft. Diese tritt häufig in den ersten Monaten nach der Geburt auf und bringt ähnliche Symptome wie bei einer Mutter mit: Stimmungsschwankungen, Schlafprobleme und ein geringes Selbstwertgefühl kommen häufig vor. Professionelle Hilfe und Unterstützung sind wichtig für die Bewältigung.

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