Was ist die Abtreibungspille?
Die Abtreibungspille ist eine Tablette mit dem Wirkstoff Mifepriston. Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch ist bis zum 63. Tag nach dem ersten Tag der letzten Monatsblutung möglich. Die handelsübliche Abtreibungspille Mifegyne® Abtreibungspille wird ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht genommen, und ist nicht frei verkäuflich oder auf Rezept erhältlich; sie kann nur von Arztpraxen oder Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen dürfen, bezogen werden.
So läuft der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch ab
1. Beratung
Bevor Sie den medikamentösen Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen können, ist eine Beratung und anschließend eine dreitägige Wartezeit gesetzlich vorgeschrieben. Nur wenn diese beiden Vorgaben eingehalten werden, ist der Schwangerschaftsabbruch mit der Abtreibungspille Mifepriston und dem anschließenden Prostaglandin möglich. Eine Beratung erhalten Schwangere bei den Beratungsstellen über die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Mit der Beraterin oder dem Berater können Sie über Zweifel, Ängste und Wünsche sprechen, die Beratende unterliegen der Schweigepflicht. Am Ende der Beratung wird ein Beratungsschein ausgefüllt, der die Beratung gemäß dem Paragraphen 5 und 6 des Schwangerschaftskonfliktgesetztes bestätigt. Die Vorlage des Beratungsscheins ist die Voraussetzung, dass eine Arztpraxis oder eine Klinik die Abtreibungspille geben darf.
2. Voruntersuchung
Zu diesem Termin bringt die schwangere Frau alle Unterlagen mit, die Sie von Ihrem betreuenden Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin bekommen hat, ebenso die Unterlagen der Beratungsstelle. Dazu gehört auch die Versichertenkarte, Blutgruppennachweis und eine Bescheinigung über eine Kostenübernahme. Vor Ort wird nochmals eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um die exakte Dauer der Schwangerschaft zu bestimmen, ebenso wird Blut abgenommen, um den HCG-Wert zu bestimmen. Sollte der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch mit der Abtreibungspille nicht erfolgreich sein, erteilt die Schwangere eine schriftliche Zustimmung zu einem operativen Abbruch.Die Ärztin oder Arzt erfragt unter anderem, ob Vorerkrankungen bekannt sind und ob Medikamente eingenommen werden. Wenn nichts gegen einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch spricht, wird der Ablauf der Behandlung und die möglichen Nebenwirkungen besprochen.
3. Einnahme der Abtreibungspille
Anschließend kann die Abtreibungspille Mifepriston unter Aufsicht eingenommen werden - entweder eine Tablette zu 600 mg Mifepriston oder drei Tabletten zu je 200 mg. Nach 36 bis 48 Stunden wird in der Arztpraxis oder in der Klinik Prostaglandin verabreicht, gleichzeitig wird mit Ultraschall festgestellt, ob der Embryo bereits abgegangen ist. Meisten passiert dieses erst innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme des Gewebehormons. Sollte die Ärztin oder Arzt feststellen, dass es zu keinem Schwangerschaftsabbruch gekommen ist, kann Prostaglandin erneut gegeben werden, bis zum 49. Tag ohne Regelblutung kann auch eine zweite Gabe Mifepriston und anschließend erneut das Prostaglandin verabreicht werden. Nach ein bis zwei Wochen wird der HCG-Wert überprüft und ob der Embryo abgegangen ist. Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch ist in ungefähr 95 Prozent der Fälle erfolgreich. Sollten sich noch Reste von Schwangerschaftsgewebe in der Gebärmutterhöhle befinden, wird eine erneute Medikamentengabe oder ein operativer Eingriff erwägt. Nach dem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch halten leichte Blutungen ungefähr noch 12 Tage an, in seltenen Fällen auch länger. Das Risiko auf eine Infektion nach einem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch ist gering. Treten jedoch Bauschmerzen und Fieber auf, sollte ein Arzt oder die Klinik aufgesucht werden.
So wirkt die Abtreibungspille
Der Wirkstoff Mifepriston ist ein synthetisches Steroid, das das schwangerschaftserhaltende Hormon Progesteron an seinen Rezeptoren verdrängt und zur Ablösung der Gebärmutterschleimhaut und des Embryos führt. Diese geschieht innerhalb von 36 bis 48 Stunden. Im Anschluss wird ein weiteres Medikament gegeben. Das Gewebshormon Prostaglandin weicht den Muttermund auf und löst Wehen aus. Der Embryo und das Schwangerschaftsgewebe werden ungefähr 24 Stunden später abgestoßen und gehen mit einer der Regel vergleichbaren Blutung ab. Die Erfolgsrate liegt bei 95 bis 98 Prozent.
Vorteile und Nachteile der Abtreibungspille
Vorteile
- Eine Abtreibung mit Mifepriston und Prostaglandin ist in ungefähr 95 bis 98 Prozent der Fälle erfolgreich
- Es ist keine Narkose und kein operativer Eingriff erforderlich
- Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch hat keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit
Nachteile
- Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch erstreckt sich über mehrere Tage
- Die Blutungen können 12 bis 14 Tage dauern, leichte Blutungen können auch bis zu vier Wochen anhalten
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Pille danach vs. Abtreibungspille

Die sogenannte „Pille danach“ ist eine Notfallmethode zur nachträglichen Verhütung, wenn diese beim Geschlechtsverkehr vergessen wurde oder eine Panne eingetreten ist. Die Pille danach kann relativ zuverlässig eine ungewollte Schwangerschaft verhindern. Sie hemmt oder verzögert in erster Linie den Eisprung - verhindert also das Eintreten einer Schwangerschaft. Damit ist die "Pille danach" keine Abtreibungspille. Die Pille danach muss je nach Präparat spätestens 72 oder 120 Stunden nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Seit 2015 ist die Pille danach rezeptfrei in Apotheken erhältlich.
Medizinische Gründe gegen die Abtreibungspille
In bestimmten Fällen ist ein medikamentöser Schwangerschaftsabbruch nicht möglich. Ärztinnen und Ärzte raten von der Gabe von Mifepriston ab, wenn medizinische Gründe dagegen sprechen:
- Schweres, nicht behandelbares oder unbehandeltes Asthma
- Verdacht auf eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter (Eileiterschwangerschaft)
- Unterernährung
- Porphyrie (erbliche Stoffwechselkrankheiten)
- Das Blutungsrisiko ist erhöht, zum Beispiel aufgrund einer Fehllage der Plazenta oder es besteht ein erhöhtes Risiko für einen Gebärmutterriss
- Erhöhter Augeninnendruck
- Chronisches Nebennierenversagen
- Chronisches Leberversagen
- bekannte Allergie gegen einen der Inhaltsstoffe der Medikamente Mifepriston oder Prostaglandin
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Wer übernimmt die Kosten der Abtreibungspille?
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die ärztliche Beratung vor dem Schwangerschaftsabbruch. Auch Medikamente sowie die ärztliche Behandlung, die vor und nach der Abtreibung zum Schutz der Gesundheit notwendig sind, erstatten die gesetzlichen Krankenkassen, ebenso kommen die gesetzlichen Kassen bei Komplikationen auf. Für die Abtreibungspille an sich und die stationäre Aufnahme zur Beobachtung kommen die Kassen nicht auf. In Einzelfällen können Frauen mit einem sehr geringen Einkommen die Kostenübernahme durch die Krankenkasse beantragen. Ist der Schwangerschaftsabbruch aus medizinischen Gründen notwendig, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen alle Kosten.