Schlafstörungen bei Demenz: Das können Sie tun

Viele Demenz-Erkrankte leiden unter Schlafproblemen und damit auch ihre Angehörigen. Woher kommen die Schlafstörungen bei Demenz? Und kann man etwas dagegen tun? Wir erklären die Ursachen und wie man den Schlafstörungen entgegenwirken kann.

Schlaflose Frau© Pexels

Als hätten Demenz-Erkrankte und ihre Angehörigen nicht schon genügend Sorgen und Nöte, kommen im weiteren Verlauf der Erkrankung auch noch Schlafstörungen hinzu. Dann kann es passieren, dass Betroffene nachts besonders aktiv werden und anfangen, sich anzuziehen, um spazieren oder einkaufen zu gehen.

Für Angehörige ist diese Form der Schlafstörung bei Demenz extrem kräfteraubend. Meist sind die Kinder, der Partner oder die Partnerin selbst müde oder noch nicht vollständig aus ihrem Schlaf erwacht. Im schlimmsten Fall beginnen Demenz-Erkrankte mit dem Umräumen des Schlafzimmers. Sie dann davon abhalten zu wollen, ist extrem schwer. Woher kommt dieser plötzliche Drang und das verminderte Schlafbedürfnis?

Schlafstörungen bei Demenz: Wie entstehen sie?

Bei Fortschreiten der Erkrankung kommt es immer häufiger und länger zu Schlafproblemen durch ein gestörtes Schlafmuster. Schlafstörungen bei Demenz entstehen durch eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Der zirkadiane Rhythmus der betroffenen Person gerät durcheinander, da sie jegliches Zeitgefühl verliert. Zudem kommen folgende Ursachen hinzu:

  1. Demenz-Erkrankten fehlt es an Tiefschlaf. Sie schlafen häufig nur noch sehr oberflächlich und sind deswegen leicht zu wecken. Dadurch wachen sie nicht nur nachts schnell auf, sondern sind auch tagsüber schläfrig, was zum Verlust des Zeitgefühls weiter beiträgt.
  2. Betroffene leiden häufig an weiteren Beschwerden, die zu den Schlafstörungen beitragen können, wie etwa Arthritis, Gliederschmerzen, Diabetes und Bluthochdruck.
  3. Medikamente haben Nebenwirkungen. Es kann vorkommen, dass Medikamente für Schlafstörungen bei Demenz sorgen, welche die Auswirkungen der Demenz mildern sollen. Häufig sind diese Medikamente stark harntreibend, wodurch Betroffene nachts wach werden und auf Toilette müssen. In solchen Fällen sollten Angehörige mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin nach Alternativen suchen.

Häufig werden die Schlafstörungen bei Demenz so stark, dass sogar eine Insomnie vorliegt. Bei langanhaltenden Schlafstörungen ist ein Arztbesuch dringend zu empfehlen.

Was kann man gegen die Schlafstörungen tun?

Als ersten Schritt sollte die betroffene Person mit Angehörigen einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen und die Problematik schildern. Zusammen kann eine Therapie erarbeitet werden. Schlafstörungen bei Demenz können häufig mit Medikamenten gemildert werden, die für eine Linderung der weiteren Beschwerden sorgen. Wie etwa Blutdruck senkende Mittel oder Arzneimittel gegen Arthritis.

Von schlaffördernden Medikamenten wird bei demenzbedingten Schlafstörungen abgeraten, da sie zu zusätzlicher Verwirrtheit, Stürzen und Aufgeregtheit führen können. Außerdem besteht bei Schlafmitteln wie Doxepin oder Oxazepam die Gefahr einer Abhängigkeit. Auch von anderen schlaffördernden Mitteln wie Lavendel oder Baldrian ist abzusehen.

Eine Ausnahme bilden hier Melatonin-Präparate. Bei Melatonin handelt es sich um ein körpereigenes Hormon, welches unseren Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Eine Studie mit 74 Teilnehmern konnte eine Verbesserung des Schlafs von Demenz-Erkrankten durch die Einnahme von künstlichem Melatonin belegen. 

Weitere Maßnahmen gegen Schlafstörungen bei Demenz

Neben einer medikamentösen Therapie können Betroffene und Angehörige auch selbst etwas tun, um die Schlafstörungen bei Demenz zu lindern. Hilfen können sein:

  • Keinen Mittagsschlaf oder andere Schlafpausen während des Tages, da diese den Nachtschlaf erschweren können.
  • Regelmäßige Spaziergänge am Tag. Dies fördert die Ausschüttung von Serotonin und Dopamin. Die beiden Hormone sorgen für Wohlbefinden und lassen Betroffene abends besser schlafen und wirken Schlafstörungen bei Demenz entgegen.
  • Wenn möglich sportliche Aktivitäten, aus denselben Gründen, wie bei den oben genannten Spaziergängen. Allerdings sollten mindestens zwei Stunden zwischen dem Sport und dem Zubettgehen liegen.
  • Eine gute Schlaftemperatur im Schlafzimmer. Die optimale Schlaftemperatur liegt zwischen 16 und 19 Grad. Achten Sie darauf, dass die Temperatur immer in diesem Bereich liegt.
  • Abendliche Routinen vor dem Schlafengehen. Das kann helfen, den Körper herunterzufahren und Melatonin auszuschütten.
  • Feste Tagesabläufe mit festen Essenszeiten. Das gibt Betroffenen Stabilität und Ruhe.
  • Kein Fernsehen. Mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen sollten Betroffene nicht mehr fernsehen. Das blaue Licht kann die Melatoninproduktion des Körpers hemmen und dafür sorgen, dass Demenz-Kranke noch schlechter schlafen.

Was ist eine Demenz?

Der Begriff Demenz ist in erster Linie ein Oberbegriff für alle neurologischen Erkrankungen, infolge derer es zu einer Verminderung der geistigen Leistung kommt. Damit ist nicht nur eine Störung des Kurz- und Langzeitgedächtnisses gemeint. Betroffene können neben ihren Erinnerungen auch ihre Sprache oder ihr Orientierungs- und Auffassungsvermögen verlieren. Im weiteren Verlauf der Demenz kann es zu Stimmungsschwankungen und zur kompletten Veränderung der Persönlichkeit kommen.

Es wird zwischen zwei Formen der Demenz unterschieden: der primären und der sekundären Demenz.

  • Primäre Demenz: Hier liegt die Ursache der Demenz im Gehirn der betroffenen Person. Symptome werden nicht durch Krankheiten, Medikamente oder anderen Faktoren verursacht. Beispiel-Erkrankungen für eine primäre Demenz wären Lewy-Körperchen Demenz, Vaskuläre Demenz und – wohl am bekanntesten – Alzheimer Demenz. Primäre Demenz ist unumkehrbar (irreversibel) und nicht heilbar.
  • Sekundäre Demenz: Wird ausgelöst durch Vitaminmangel, Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch, Stoffwechselerkrankungen, aber auch Depressionen. Sekundäre Demenz ist in den meisten Fällen umkehrbar (reversibel) und verschwindet, sobald der Auslöser behandelt wird. Nur zehn Prozent aller Betroffenen fallen unter die Form der sekundären Demenz.