
Sie essen allein, oft mit Einweg-Besteck? Und das nicht länger als zehn Minuten? Die Lebensmittel sind abgepackt, preiswert, nährstoffarm, gern süß oder herzhaft salzig? Und Sie essen fast immer im Stehen, neben der Arbeit am Schreibtisch, im Auto, vorm TV oder Computer? Sind Sie bei allen Fragen ein „Ja-Sager“, sind Sie ein eingefleischter Snacker. Denn Sie erfüllen den aktuellen Kriterien-Katalog der University of Minnesota für die wissenschaftliche Snacking-Definition. Seit ca. 1980 hat sich unsere Lust auf kleine Zwischenmahlzeiten um 400 Prozent nach oben geschraubt. Statt zu einem ausgewogenen Frühstück, Mittag- und/ oder Abendessen greifen bei uns täglich 89 Prozent zu einem oder gleich mehreren kleineren Snacks.
Zu viel Insulin, zu wenig Fettabbau
Dieser Snackification-Trend bedeutet nicht nur das Ende der klassischen Mahlzeiten. Sondern ist vor allem eine ernste Gesundheits-Gefahr. Die meisten Snacks enthalten nämlich zu viel Zucker und/oder Kohlenhydrate. Deshalb muss die Bauchspeicheldrüse ständig Insulin ausschütten. Ein hoher Insulinspiegel erschwert aber den Fettabbau. Gewichtszunahme ist die Folge – mit wieder um erhöhtem Insulinbedarf. Ein Teufelskreis! Snacks, etwa mit hochverarbeiteten Kohlenhydraten z.B. in Kuchen, Fertigprodukten und Süßigkeiten, fördern auch noch oxidativen Stress. Dieser beschleunigt den Alterns-Prozess, begünstigt zahlreiche Zivilisations-Krankheiten. Dazu gehören z.B. Rheuma, Diabetes, Arterienverkalkung mit erhöhtem Herzinfarkt-, Schlaganfall-Risiko.
Schlanker, länger fit mit Hauptmahlzeiten
Deshalb gehört zum unbedingten Prophylaxe- und auch Therapie-Repertoire bei den meisten Zivilisations-Krankheiten, nicht in fiese Snackingfallen zu tappen. Das entspricht übrigens auch meinem ehrlichen Herzenswunsch. Besonders bei der wichtigste: Beim Einkauf darauf achten, dass Ihr Snack die Nasch-Formel mit einem Verhältnis von 35 Prozent Fett zu 45 Prozent Kohlenhydraten nicht erfüllt. Denn das triggert sehr das Belohnungszentrum im Gehirn (mehr Anti-Fallen-Tricks siehe rechts). Natürlich dürfen Sie mal snacken. Doch zur artgerechten Ernährung gehört, wann, wie viel, wie schnell Sie essen. Zwei, drei Hauptmahlzeiten managen das Gewicht am besten. Wenn schon snacken, dann Gesunde: Äpfel, Tomaten, Mandeln, Brezeln, Hüttenkäse, Kefir.
Snacking fördert stille Entzündungen, belastet Bauchspeicheldrüse und Abwehr.
Vorsicht vor Snacking-Fallen
Gerade bei den Mini-Mahlzeiten machen wir unbewusst ein paar Fehler.
- Sich mit Snacks nie belohnen. Das kann ganz schnell zur ungesunden Gewohnheit bis Sucht werden.
- Zu trockene Snacks meiden. Sie haben meist eine hohe Kaloriendichte, wie z. B. Chips, Cracker oder Müsliriegel.
- Auch bei gesunden Snacks Maß halten. Faustregel: Nur eine kleine Handvoll davon essen.
- Vorsicht bei den immer beliebten salzigen Snacks. Sie machen durstig – leider meist nach gesüßten Softdrinks.
Dr. Matthias Riedl ist bekannt als Ernährungs-Doc aus dem NDR-Fernsehen. Der Facharzt für Innere Medizin und Diabetologe leitet das medicum Hamburg, Deutschlands größtes Zentrum für Ernährungsmedizin und Diabetologie (medicum-hamburg.de).