Was bringt es, die Energie-Meridiane im Körper zu dehnen?

Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) geht von verschiedenen Energielinien in unserem Körper aus. Diese Meridiane sollen durch bestimmte Übungen aktiviert werden können. Blockierungen sollen so beseitigt, Beschwerden bei alltäglichen Bewegungen gelindert werden können. 

Reife Frau dehnt sich seitlich© iStock/FreshSplash
Das sind die besten Übungen für den Milzmeridian.

Der Milzmeridian: Wo verläuft er und wie funktioniert er? 

Diese Meridiane können durch gezielte Dehnübungen laut TCM von Blockaden befreit werden. Es gibt an das Yoga angelehnte Bewegungskonzepte, die helfen sollen, Blockaden der Meridiane aufzulösen. Diese Übungen werden als Meridian-Stretching zusammengefasst.

Vital.de wurde auf das IFAA Fitness Festival 2023 in Heidelberg eingeladen. Wir konnten vor Ort Dutzende Kurse ausprobieren, haben mit Fitness-Experten gesprochen und neue Workouts kennengelernt. Das Fitness-Festival findet jedes Jahr auf dem Olympiastützpunkt am Neckar statt.

Unter anderem haben wir den Kurs „Gentle Fascia and Meridian Stretch“ von Pilates-Lehrerin und Faszien-Trainerin Christiane Reiter besucht. In dem einstündigem Kurs stand der Milzmeridian im Fokus. Durch sanfte Bewegungsabläufe und gezielte Dehnungsübungen lockerten wir verklebte Faszien, die den Meridian stören könnten.

Und wo verläuft der Milzmeridian? Die Energielinie verläuft vom großen Zeh über die Fußinnenseite zum Innenknöchel und an der kompletten Innenseite des Beins bis durch das Becken. Von dort steigt der Milzmeridian über die Rumpfseite bis unter die Achsel auf. Der Milzmeridian verläuft auf beiden Körperseiten.

Die 3 besten Dehnübungen für den Milzmeridian

Sitzende Streckung zur Seite

  • Setzen Sie sich in den Schmetterlingssitz auf den Boden.
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Oberkörper aufrecht ist, die Wirbelsäule muss gerade sein. 
  • Strecken Sie nun das rechte Bein seitlich aus. Das Knie ist durchgedrückt, der Fuß liegt nur mit der Fußinnenseite auf dem Boden.
  • Stützen Sie sich mit der linken Hand auf dem Boden ab und lehnen Sie sich in einer langsamen Bewegung nach links.
  • Ihr rechter Arm greift schräg nach oben an Ihrem Kopf vorbei, bei der Dehnung dreht sich Ihre Hüfte und die rechte Hälfte des Gesäßes hebt sich leicht vom Boden. 
  • Halten Sie die Dehnung einige Sekunden und kehren Sie nun zurück in die aufrechte Position in der Mitte.
  • Diese Dehnung können Sie nun einige Male wiederholen. Danach wechseln Sie die Seiten.

Schmetterlingsdehnung im Liegen

  • Sie liegen auf dem Rücken mit ausgestreckten Beinen und den Armen am Körper.
  • Richten Sie die Beine nun auf, indem Sie Ihre Füße aufstellen.
  • Heben Sie die Arme über den Kopf und legen Sie sie ausgestreckt und gerade nach hinten ab.
  • Lassen Sie nun Ihre Knie nach außen fallen, so weit es geht. Ihre Fußsohlen sind dabei gegeneinander gepresst. 
  • Spüren Sie die Dehnung in den Innenseiten der Oberschenkel. Stemmen Sie nun die Fußsohlen fest gegeneinander und heben Sie Ihr Becken einige Zentimeter vom Boden ab. Halten Sie die Position einige Sekunden.

Seitliche Dehnung im Stehen

Frau auf Sportplatz macht Ausfallschritt© iStock/Olha Romaniuk
Ein seitlicher Ausfallschritt dehnt den Milzmeridian.
  • Sie stehen etwas breiter als hüftbreit, Ihre Fußspitzen zeigen leicht nach außen.
  • Verlagern Sie Ihr Gewicht auf das rechte Bein und lehnen Sie sich mit dem Oberkörper weit über das rechte Bein. 
  • Dabei schieben Sie Ihr Gesäß nach hinten. Sie dürfen sich mit beiden Händen auf dem gebeugten rechten Knie abstützen.
  • Ihr linker Fuß kippt auf die Fußinnenseite, bleibt sonst aber genau dort, wo Sie ihn anfangs platziert haben.
  • Während Sie sich über Ihr rechtes Knie beugen und Ihr Gesäß nach hinten schiebt, wird Ihr linkes Bein lang und durchgestreckt.
  • Sie merken eine starke Dehnung an der gesamten Innenseite Ihres Beins.
  • Halten Sie die Dehnung für 30 Sekunden. Danach dehnen Sie das andere Bein wie beschrieben.

Selbst wenn Ihnen die Meridian-Konzepte zu esoterisch anmuten sollten, sind Dehnübungen wie diese sehr gut geeignet, verklebte Faszien zu lockern und die Beweglichkeit von Gelenken zu verbessern. Durch langes Sitzen und Inaktivität tragen wir zur funktionalen Verkürzung unserer Muskeln bei, was Beschwerden wie Rückenschmerzen, Verspannungen und Bewegungseinschränkungen zur Folge haben kann.

Was soll es bringen, den Milzmeridian zu dehnen?

Die Milz ist ein wichtiges Immunorgan unseres Körpers. Die Hauptaufgabe ist die Produktion von weißen Blutkörperchen. Diese sogenannten Lymphozyten sind ein wesentlicher Teil unseres Immunsystems und bekämpfen körperfremde Erreger. Außerdem filtert die Milz unser Blut.

Durch Dehnübungen, bei denen speziell die Durchblutung der Milz angeregt wird, soll das Immunsystem gestärkt werden.

Was sind die wichtigsten Meridiane im Körper? 

Die Meridiane sind ein Konzept aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und stellen Energiebahnen im Körper dar. Diese Energiebahnen durchfließen laut TCM unseren Körper und können Einfluss auf Funktion und Gesundheit unserer Organe haben. 

TCM ist eine alternative Heilmethode. Die Lehre von den Meridianen wird vor allem in der Akupunktur eingesetzt, wo die Energiebahnen mit dünnen Nadeln an bestimmten Punkten stimuliert und aktiviert werden. So sollen verschiedene Beschwerden behandelt und gelindert werden können.

In Studien konnte bisher nachgewiesen werden, dass Akupunktur bei chronischen Schmerzen Linderung verschaffen kann, die mit dem typischen Placebo-Effekt nicht vollständig erklärt werden kann. Wie genau die Wirkmechanismen sind, ist nicht klar.

Laut TCM gibt es insgesamt 12 Hauptmeridiane, die paarweise angeordnet sind und jeweils einem bestimmten Organ oder Organsystem zugeordnet werden. Die wichtigsten Meridiane sind:

  • Lungenmeridian (LU): Zuständig für die Atmung und das Immunsystem.
  • Dickdarmmeridian (LI): Verantwortlich für die Verdauung und Ausscheidung.
  • Magenmeridian (ST): Reguliert die Verdauung und den Stoffwechsel.
  • Milz-Pankreas-Meridian (SP): Beeinflusst die Verdauung und das Immunsystem.
  • Herzmeridian (HT): Kontrolliert das Herz-Kreislauf-System und die Emotionen.
  • Dünndarmmeridian (SI): Reguliert die Aufnahme von Nährstoffen und die Ausscheidung von Abfallprodukten.
  • Blasenmeridian (BL): Zuständig für die Ausscheidung von Urin und die Regulation des Wasserhaushalts.
  • Nierenmeridian (KI): Beeinflusst die Nierenfunktion und den Energiehaushalt.
  • Perikardmeridian (PC): Kontrolliert das Herz-Kreislauf-System und die Emotionen.
  • Dreifacher Erwärmermeridian (TE): Reguliert den Energiefluss im Körper.
  • Gallenblasenmeridian (GB): Zuständig für die Verdauung von Fetten und die Entscheidungsfindung.
  • Lebermeridian (LR): Beeinflusst die Leberfunktion und den Energiefluss im Körper.

Diese Meridiane bilden ein komplexes Netzwerk, das den Energiefluss im Körper reguliert. In der TCM wird angenommen, dass eine Blockade oder ein Ungleichgewicht in einem Meridian zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Auch durch Yoga sollen die Meridiane gedehnt werden können.