
Bei dem Thema Polypen gibt es einige Missverständnisse. Wenn von Polypen bei Kindern gesprochen wird, werden zwei unterschiedliche Körperbereiche gerne in einen Topf geworfen. Zum einen gibt es da die „echten“ Polypen. Dabei handelt es sich um gutartige Wucherungen, die in der Nase, in der Nasennebenhöhlenschleimhaut, dem Magen und dem Darm auftreten.
Das Verwirrende ist, auch die Rachenmandeln (nicht zu verwechseln mit den Gaumenmandeln) werden umgangssprachlich Polypen genannt. Sie haben mit den echten Polypen aber nichts zu tun. Wenn ein Kind also unter seinen Polypen „leidet“, muss die erste Frage sein: Um welche Art von Polypen handelt es sich denn?
Polypen bei Kindern: Wann ist ein Eingriff notwendig?
Wann Polypen bei Kindern behandelt werden müssen, hängt von der Art der Polypen ab. Rachenmandeln und Polypen benötigen nämlich unterschiedliche Vorgehensweisen. Im Folgenden gehen wir auf beide Arten von Polypen ein.
Wann müssen Rachenmandeln behandelt werden?
Eigentlich müssen Rachenmandeln nicht operiert werden, da sie gut überwacht und mit anderen Mitteln behandelt werden können. Sollte es keine großen Beschwerden geben, ist von einem Eingriff sogar abzuraten, da die Rachenmandeln wichtige Funktionen in unserem Immunsystem übernehmen. Manchmal müssen die Polypen bei Kindern allerdings entfernt werden, da sie sich immer weiter vergrößern und dann zu starken Beschwerden führen können. Dazu gehören:
- Atemprobleme
- chronische Mittelohrentzündung
- Schwerhörigkeit
- starkes Schnarchen
- Fehlstellungen im Kiefer (offener Biss, veränderte Zungenlage)
Teilweise kommt auch ein chronischer Schnupfen hinzu. Zwar ist ein Dauerschnupfen kein Grund für einen operativen Eingriff, aber meist bleibt es ja nicht bei nur diesem einen Symptom.
Wann müssen Polypen behandelt werden?
Die gutartigen Wucherungen in der Nase und der Nasennebenhöhlenschleimhaut machen vor allem dann Probleme, wenn sie anfangen zu wachsen. Dies geschieht vor allem, wenn die Nasenschleimhaut häufig oder gar chronisch entzündet ist. Dann können sie zu folgenden Beschwerden führen und sollten behandelt werden:
- Nasenverstopfung
- Starker Nasenausfluss
- Gesichtsschmerzen im Nasenbereich und der Stirn
- Starkes Schnarchen
- Eingeschränkter Geruchssinn
- Sprachprobleme
- Wiederkehrende Infektionen
Obwohl Polypen in der Regel nicht lebensbedrohlich sind, können sie das tägliche Leben und die Lebensqualität des Kindes erheblich beeinträchtigen, insbesondere wenn sie nicht angemessen behandelt werden. Daher ist es wichtig, die Symptome von Polypen bei Kindern zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu behandeln und mögliche Komplikationen zu verhindern.

Sind Polypen bei Kindern gefährlich?
Polypen sind in der Regel nicht gefährlich. Sie können aber zu einer starken Einschränkung des Alltags führen, wenn die obenstehenden Symptome auftreten. Auch Rachenmandeln sind nicht gefährlich, im Gegenteil: Sie erfüllen einen wertvollen Zweck im Körper. Sie filtern die Luft, die wir über die Nase einatmen. Deswegen sollte man auch nur im Notfall zu einem Eingriff tendieren.
Operationen an den Polypen und den Rachenmandeln sind heutzutage Routineeingriffe und werden häufig sogar gemeinsam durchgeführt. Trotzdem wird das Kind dabei einer Vollnarkose ausgesetzt. Vollnarkosen sind für unseren Körper immer eine Ausnahmesituation, für Kinder noch einmal im Besonderen. Alleine deshalb sollte eine Operation wohl überlegt sein.
Sind Kinder nach einer OP wirklich weniger oft erkältet?
Studien haben gezeigt, dass Erkältungen und Husten nach Entfernung der Rachenmandeln nicht seltener oder weniger stark auftreten. Dass Kinder nach einer Operation also weniger krank sind, ist ein weit verbreiteter Irrglaube.
Die Polypen bei Kindern sind entfernt: Was nun?
Auch wenn das Entfernen der Polypen bei Kindern mittlerweile ein unproblematischer Eingriff ist und ambulant durchgeführt werden kann, sollten einige Dinge nach dem Eingriff beachtet werden:
1. Ruhe und Erholung
Ihr Kind wird wahrscheinlich ziemlich durch den Wind sein und viel Aufmerksamkeit benötigen. Noch wichtiger sind allerdings Ruhe und Erholung die ersten acht Tage nach dem Eingriff. Kinder sollten drei Tage nach der OP zu Hause bleiben und danach mindestens 14 Tage lang nicht am Sportunterricht teilnehmen. Am Tag nach der Operation sollte die Bettruhe eingehalten werden, mit einem leicht hochgelagerten Oberkörper.
2. Regelmäßige Kontrolle
Am Tag nach der Operation sollten Sie ebenfalls alle 30 Minuten mit einem Holzspatel und einer Taschenlampe schauen, ob es zu Nachblutungen kommt. In den Tagen danach sollte dies dann jede Stunde geschehen. Bei Nachblutungen tritt Blut aus der Nase und dem Mund des Kindes. Dann bitte umgehend den Notarzt kontaktieren. Meist nennt Ihnen der Arzt allerdings auch einen Notfallkontakt.
3. Kein Bad, Haarewaschen und Zähneputzen
In den ersten Tagen nach der Operation sind warme Bäder, Haarewaschen und intensives Zähneputzen Tabu. Wir empfehlen eine lauwarme Dusche zum Waschen. Das Putzen der Zähne sollte vorsichtig und langsam geschehen.
4. Nur breiige und kühle Speisen
Ebenfalls sollte in den ersten Tagen nach der Operation nichts Scharfes, Säurehaltiges und Scharfkantiges gegessen werden. Am besten sind breiige und kühle Speisen. Bei Getränken sollte auf Softdrinks und kohlensäurehaltige Getränke verzichtet werden.
Abseits von Blutungen – sollte Fieber oder starke Schmerzen auftreten, sollten Sie ebenfalls schnellstmöglich einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Sie sind sich unsicher? Zögern Sie nicht, sich Rat bei dem Arzt oder der Ärztin Ihres Vertrauens zu holen.
Diese leidigen Polypen: Ein Kommentar
Ständiges Naselaufen, Erkältungen, Mittelohrentzündungen und lautes Schnarchen: Meine Tochter litt stark unter ihren Polypen. Als Eltern einer Dreijährigen waren meine Partnerin und ich in heller Aufregung. Als es dann vom Hals-Nasen-Ohrenarzt hieß, eine OP wäre sinnvoll, wollten wir natürlich unserem Kind so schnell wie möglich Linderung verschaffen – und einen Operationstermin vereinbaren.
Ja, Pustekuchen! Durch chronische Unterbesetzung und übermäßiger Auslastung bekamen wir erst ein Dreivierteljahr später einen OP-Termin. Zunächst waren wir wegen der langen Wartezeit sehr besorgt. Doch je mehr Zeit ins Land ging, desto besser ging es unserer Tochter. Die Polypen "wuchsen sich raus", wie uns gesagt wurde.
Jetzt, ein Dreivierteljahr nach der Empfehlung des HNO-Arztes haben wir die OP abgesagt, weil es unserer Tochter sehr gut geht. Manchmal nehmen einem die Umstände die Entscheidung ab. Dazu gehört anscheinend auch ein desolates Gesundheitssystem.
Quellen: