Haarausfall durch Medikamente: Welche Arzneimittel können verantwortlich sein?

Es gibt viele Umstände und Erkrankungen, wegen der wir Medikamente einnehmen müssen. Eines haben die Arzneimittel gemeinsam: Sie haben Nebenwirkungen. Unter anderem kann es zu Haarausfall durch Medikamente kommen.  

Frau liest Beipackzettel von Medikamenten© iStock/MStudioImages
Ein Haarausfall durch Medikamente kommt häufig vor. 

Für viele Menschen sind die Haare ein wichtiger Teil ihrer Identität und eng verknüpft mit Attraktivität. Der Verlust der Haare kann daher für Betroffene eine erhebliche psychische Belastung darstellen und bedeutet, insbesondere für Frauen, eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität.

Die Ursachen für den Haarausfall sind vielfältig. Häufig sind Erkrankungen wie die sogenannte androgenetische Alopenzie oder Hashimoto sowie bestimmte Vitamin- und Nährstoffmängel für die Beschwerden verantwortlich. In vielen Fällen kommt es auch zu Haarausfall durch Medikamente. Aber welche Arzneimittel kommen als Auslöser infrage?

Haarausfall durch Medikamente: Welche können verantwortlich sein?

Verschiedene Faktoren können den Haarausfall durch Medikamente hervorrufen. Viele Arzneimittel greifen in den natürlichen Wachstumszyklus der Haare ein und können die Wachstumsphase verkürzen oder mehr Haare vorzeitig in die Ruhephase überführen.

Einige Medikamente, wie beispielsweise Beta-Blocker, können die Durchblutung und damit die Nährstoffversorgung der Haarwurzeln reduzieren, was oft einen Haarverlust zur Folge hat. Andere Arzneimittel beeinflussen den Hormonhaushalt, was das Haarwachstum beeinträchtigen kann. Auch oxidativer Stress im Körper, der durch bestimmte Medikamente entsteht, kann die Haarfollikel beeinträchtigen. Kurzum: Eine Vielzahl von Medikamenten aus unterschiedlichen Wirkstoffgruppen kann Haarausfall auslösen. Dazu zählen vor allem:

  • Zytostatika: z.B. Cyclophosphamid, Letrozol
  • Blutdrucksenker: z.B. Captopril, Enalapril, Bisoprolol, Metoprolol, Propranolol
  • Blutverdünner: z.B. Enoxaparin, Warfarin, Heparin
  • Schmerzmittel: z.B. Diclofenac, Ibuprofen
  • Antiepileptika: z.B. Carbamazepin, Valproinsäure
  • Psychopharmaka: z.B. Citalopram, Sertralin, Venlafaxin
  • Lipidsenker: z.B. Atorvastatin, Simvastatin
  • Schilddrüsenmedikamente
  • Retinoide (Vitamin-A-Derivate)
  • Antimykotika gegen Pilzinfektionen
  • Immunsuppressiva

Wie erkennt man Haarausfall durch Medikamente?

Ein medikamentös bedingter Haarausfall tritt meist diffus am gesamten Kopf auf und beginnt drei bis sechs Monate nach Einnahmebeginn. Seltener, etwa bei der Einnahme von Zytostatika, kann der Haarverlust bereits nach wenigen Tagen sichtbar sein.

Der Haarausfall zeigt sich häufig als diffuser, gleichmäßig verteilter Verlust, der über die normale Menge von etwa 100 Haaren pro Tag hinausgeht. Es gibt zwei Hauptformen: Den Haarausfall, der nach längerer Einnahme auftritt, und den Haarausfall, zu dem plötzlich und stark, etwa bei Chemotherapien, kommt. Neben dem Kopfhaar können auch andere Körperhaare betroffen sein, insbesondere bei Chemotherapien. In der Regel ist der Haarausfall reversibel, und die Haare wachsen nach Absetzen der Medikamente wieder nach. 

Um einen Haarausfall durch Medikamente zu erkennen, sollten Sie auch die Packungsbeilage der Medikamente sorgfältig lesen, da Haarausfall oft als mögliche Nebenwirkung aufgeführt ist. Das Führen eines Tagebuchs über den Haarverlust und die eingenommenen Medikamente kann sinnvoll sein, um Zusammenhänge besser zu erkennen.

Was können Betroffene tun?

Bei Verdacht auf medikamentös bedingten Haarausfall, steht die ärztliche Rücksprache an erster Stelle. Setzen Sie die betroffenen Medikamente niemals eigenmächtig ab, um gesundheitliche Folgen zu verhindern. Oft kann eine Dosisanpassung oder ein Medikamentenwechsel helfen. 

Unterstützende Maßnahmen wie eine schonende Haarpflege, ausgewogene Ernährung und Stressreduktion sind empfehlenswert. Bei Chemotherapien können spezielle Kältekappen den Haarausfall reduzieren. Wichtig ist auch Geduld, da der Haarausfall meist reversibel ist. Bei starker psychischer Belastung kann professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. 

Trotz der belastenden Nebenwirkung des Haarausfalls überwiegt in der Regel der medizinische Nutzen der Therapie. Dennoch sollten Betroffene offen mit ihrem Arzt über ihre Sorgen sprechen, um gemeinsam die beste Lösung zu finden.