
Was ist der First-Night-Effect?
Schlafen Sie häufig schlecht, wenn Sie bei Freunden übernachten? Oder sind Sie schon einmal nach einer langen Reise in Ihrem Hotelzimmer angekommen und konnten trotz Erschöpfung nur mit Mühe einschlafen? Wenn das der Fall ist, dann sind Sie nicht alleine. Viele Reisende kennen das Problem, welches unter dem Namen "First-Night-Effect" oder auch "Erste-Nacht-Effekt" bekannt ist. Es beschreibt das ruhelose Gefühl, welches wir in der ersten Nacht in einer fremden Umgebung erleben. Das Phänomen ist zwar schon seit über 50 Jahren bekannt, doch US-Forschende haben nun herausgefunden, warum die erste Nacht in einer fremden Umgebung oft so kurz und wenig erholsam ist.
Eine Hälfte des Gehirns bleibt wacher
Grund dafür ist unsere linke Gehirnhälfte, die in einer ungewohnten Umgebung in einer Art Gefahrenmodus verharrt und länger wach bleibt als die rechte. Forschende der Brown University analysierten und verglichen im Schlaflabor den Schlaf von 35 Probanden in der ersten und der achten Nacht. Sie fanden heraus, dass die linke Gehirnhälfte in der ersten Nacht wachsamer zu sein scheint. Das Gehirn reagierte in der normalerweise erholsamen Tiefschlafphase besonders leicht und sensibel auf Geräusche. Um dies zu testen, spielten die Forschenden verschiedene Geräusche in das Ohr der Schlafenden. In der ersten Nacht wachten sie dreimal so oft auf wie in der zweiten. In den folgenden Nächten konnten kaum bis keine Unterschiede zwischen den beiden Gehirnhälften festgestellt werden.
Dieser Ein-Hemisphären-Schlaf lässt sich ebenfalls bei einigen Vogelarten und Meerestieren beobachten. Viele Wale, Delfine und Robben schlafen jeweils nur mit einer Gehirnhälfte, während die andere wach bleibt. Häufig bleibt sogar das entsprechende Auge geöffnet. Tümmler können so mindestens fünf Tage am Stück wach und aufmerksam bleiben und sich vor Gefahren schützen.
First-Night-Effect: Ein Überbleibsel aus der Steinzeit
Es ist anzunehmen, dass es sich bei dem Phänomen um ein Überbleibsel aus der Steinzeit handelt. Die fremde Schlafumgebung ist ungewohnt und wird als potenziell gefährliche Umgebung wahrgenommen. Der First-Night-Effect stellt daher eine natürliche Schutzfunktion für den Menschen dar, indem unser Gehirn nicht vollständig abschaltet und wir die Nacht über alarmbereit sind.
Diese Alarmbereitschaft schadet jedoch unserer Erholung. Um den Fluch der ersten Nacht in einem Hotel oder einer fremden Umgebung zu entgehen, empfehlen wir einen gewohnten Gegenstand, wie beispielsweise Ihr Kissen oder Ihre Bettdecke, mitzunehmen. Dieser Trick gaukelt Ihrem Gehirn Geborgenheit und Sicherheit vor und kann eine kleine Erleichterung beim Schlafen sein.
Auch kann die Qualität der Matratze und der Kissen in einem fremden Bett variieren. Wenn die Matratze zu weich, zu hart oder einfach nicht unserer bevorzugten Schlafposition entspricht, kann dies zu körperlicher Unbequemlichkeit führen und den Schlaf ebenfalls beeinträchtigen.