So häufig kommt Inkontinenz bei Männern vor
Laut der Stiftung für Gesundheitswissen des Verbands der privaten Krankenkassen sind etwa 10 Prozent aller Männer von Inkontinenz betroffen. Bei Frauen ist die Quote mit 15 Prozent über alle Altersgruppen höher. Am häufigsten kommt Urininkontinenz in der Alterskohorte der über 60-Jährigen vor. Bei den Männern sind es 18 Prozent, bei den Frauen ganze 27 Prozent.
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Inkontinenz ist ein stark tabuisiertes Gesundheitsthema. Nur die wenigsten Betroffenen sprechen überhaupt über Blasenschwächen. Durch das enorm negative gesellschaftliche Stigma vertrauen sich viele Betroffene weder ihren engsten Bezugspersonen noch Ärzten und Ärztinnen an. Es muss daher davon ausgegangen werden, dass es eine hohe Dunkelziffer von Inkontinenz in Deutschland gibt.
Gut zu wissen: Aufgrund der natürlichen, anatomischen Unterschiede im Becken und besonders des Beckenbodens zwischen Männern und Frauen, kommt Inkontinenz bei Frauen häufiger vor. Der Beckenboden ist evolutionär auf das Gebären von Kindern vorbereitet, es gibt bei Frauen hier also mehr Beckenbodendurchgänge. Auch sind die Beckenmuskulaturen bei Frauen flexibler. Das begünstigt Blasenschwäche. Inkontinenz während und nach einer Schwangerschaft sind ebenfalls nicht selten.
Die bekanntesten Ursachen für Blasenschwäche bei Männern
Besonders häufig sind Männer im höheren Alter von Inkontinenz betroffen. Dies hängt mit einer altersbedingten Erschlaffung der Muskulatur des Beckenbodens zusammen. Erschlafft etwa der Schließmuskel der Blase, der die Harnröhre verschließt, tröpfelt Urin ungehindert in die Hose.
Wesentlich häufiger ist die Ursache der Inkontinenz bei Männern aber bei der Prostata zu finden. Im Alter vergrößert sich die Vorsteherdrüse. Eine solche gutartige Prostatavergrößerung selbst ist ungefährlich, löst aber mitunter eine Reihe von Symptomen aus, wie ständiger Harndrang, Harnwegsinfekte, Harnstau oder eben auch Inkontinenz. Die Prostata liegt direkt unterhalb der Blase und umschließt den Harnleiter ringförmig. Schwillt die Prostata im Alter an, übt sie einerseits Druck auf die Harnblase aus, was zu ständigem Harndrang führt, andererseits wird dann auch die Harnröhre verengt. Diese Verengung löst dann eine sogenannte Überlaufinkontinenz aus.
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Es existieren viele weitere Ursachen für Harninkontinenz bei Männern. Diagnosen können nur Ärzte und Ärztinnen stellen. Leiden Sie unter Inkontinenz, suchen Sie ärztlichen Rat bei Urologinnen und Urologen. Womöglich können zugrundeliegende Erkrankungen für die Blasenschwäche verantwortlich sein, die lieber früher als später diagnostiziert werden sollten, um bessere Aussichten auf erfolgreiche Therapien zu haben. So kann eine Blasenschwäche etwa auch ausgelöst werden durch:
- Parkinsons
- Multiple Sklerose
- gutartige oder bösartige Tumore der Prostata
- gutartige oder bösartige Tumore der Harnblase
- Nervenerkrankungen
- psychische Ursachen
Diese Arten der Harninkontinenz unterscheiden Urologen
Es gibt vielfältige Arten der Inkontinenz. So wird zwischen Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz, Reflexinkontinenz, Überlaufinkontinenz oder der extraurethralen Harninkontinenz unterschieden.
- Belastungsinkontinenz beim Mann: Hierbei kommt es zu spontanen Urinabgängen immer dann, wenn äußere Belastungen auf die Blase und die Beckenbodenmuskulatur wirken. Druck, Spannung und plötzliche Muskelkontraktion im Beckenboden etwa beim Heben schwerer Gegenstände, beim Hinsetzen, Aufstehen, Lachen oder Husten, können dann einen Urinabgang auslösen. Gezielte Stärkung der Beckenbodenmuskulatur kann hier hilfreich sein.
- Dranginkontinenz: Betroffene werden von einem plötzlichen Harndrang überrascht. Es kommt dann zu schwallartigen Urinabgängen. Oft haben Betroffene von Dranginkontinenz nicht mehr genügend Zeit, eine Toilette aufzusuchen. Ursache für die Form der Inkontinenz können etwa Nervenerkrankungen und Reizstörungen sein.
- Reflexinkontinenz bei Männern: Auch bei dieser Art der Inkontinenz sind meist Nervenstörungen verantwortlich. Wer unter Reflexinkontinenz leidet, spürt nicht, wann die Blase voll ist. Der Harndrang wird nicht mehr korrekt wahrgenommen. Das Ausscheidungsorgan übernimmt die Entleerung dann auf eigenes Kommando.
- Überlaufinkontinenz: Eine der häufigsten Blasenschwächen beim Mann wird durch eine vergrößerte Prostata ausgelöst, die den Harnleiter verengt. Dadurch kann beim Wasserlassen immer nur eine kleine Menge Urin abgegeben werden. Ein Großteil bleibt in der Harnröhre und tröpfelt immer mal wieder in die Hose.
Hilfsmittel: Wie Männer mit Blasenschwäche umgehen können
Mit Inkontinenz lässt sich heute glücklicherweise gut leben. Auch die gesellschaftliche und freizeitliche Teilhabe muss nicht unter der Blasenschwäche leiden. Eine ganze Reihe spezieller Produkte für Männer mit Inkontinenz machen ein normales Leben leicht möglich.
Verwenden Sie etwa Einlagen für die Unterhose. Diese gibt es in verschiedenen Saugstärken und Größen. Auch spezielle Unterwäsche für Blasenschwäche ist in Apotheken erhältlich. Hilfsmittel für Männer mit Blasenschwäche sind etwa auch Urinal-Kondome. Diese werden wie ein Kondom über den Penis gestreift und führen Urin über einen Schlauch in einen Sammelbehälter ab. Kondomurinale können Sie rezeptfrei in Apotheken oder anonym in Online-Shops kaufen.
Ein bewährtes Hilfsmittel bei etwa Belastungsinkontinenz bei Männern ist ein gezieltes Beckenbodentraining. Durch die Stärkung der Muskulatur im Beckenboden fällt es Betroffenen leichter, Urin in der Blase zu behalten und den Entleerungsreflex zu steuern.
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Hilfsmittel aus der Apotheke sind etwa auch Medikamente und Präparate aus Heilpflanzen. Krampflösende Mittel können beispielsweise das Verkrampfen der Beckenbodenmuskulatur oder das Zusammenziehen der Blase verhindern. So kann vor allem auch nächtlicher Inkontinenz entgegengesteuert werden.