Östrogen beim Mann: So macht sich ein hoher Östrogenspiegel bemerkbar

Östrogen wird oft als "weibliches" Hormon bezeichnet, spielt aber auch im männlichen Körper eine wichtige Rolle. Obwohl ein ausgewogener Östrogenspiegel für die Gesundheit des Mannes von großer Bedeutung ist, kann zu viel Östrogen beim Mann verschiedene Probleme verursachen.

Mann sitzt auf dem Bett und ist verzweifelt mit Frau im Hintergrund© iStock/LaylaBird
Zu viel Östrogen kann beim Mann verschiedene Symptome hervorrufen.

Bei Östrogen handelt es sich um ein Steroidhormon, das vor allem als "weibliches" Sexualhormon bekannt ist, aber auch im männlichen Körper eine wichtige Rolle spielt. Es wird hauptsächlich in den Eierstöcken der Frau produziert, in geringeren Mengen aber auch in den Hoden und im Fettgewebe des Mannes. 

Bei Männern ist Östrogen für verschiedene Funktionen essenziell, darunter die Knochengesundheit, die kognitive Funktion, die Regulierung des Fettstoffwechsels und die Aufrechterhaltung einer gesunden Libido. Es spielt auch eine Rolle bei der Spermienproduktion und -reifung. Ein ausgewogener Östrogenspiegel ist daher für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden von Männern ebenso wichtig wie für Frauen, wobei die optimalen Werte für Männer niedriger sind.

Östrogen beim Mann: An diesen Symptomen erkennen Sie einen erhöhten Östrogenspiegel

Verschiedene Faktoren können einen erhöhten Östrogenspiegel beim Mann zur Folge haben. Dazu zählen vor allem Übergewicht, Leberprobleme, übermäßiger Alkoholkonsum, die Einnahme bestimmter Medikamente, wie Antibiotika oder Antidepressiva sowie der natürliche Alterungsprozess. Mit zunehmendem Alter verschiebt sich oft das Verhältnis von Testosteron zu Östrogen, was unter anderem zu einem relativen Östrogenüberschuss führen kann. 

Unabhängig von der Ursache kann sich der erhöhte Östrogenspiegel durch folgende Anzeichen bemerkbar machen:

1. Vergrößerung der Brustdrüsen

Eines der auffälligsten Anzeichen für einen hohen Östrogenspiegel ist die Entwicklung von Brustgewebe bei Männern, welche zu einer sichtbaren Vergrößerung der Brüste führen kann. Dies wird als Gynäkomastie bezeichnet und geht oft mit Empfindlichkeit oder Schmerzen in diesem Bereich einher. 

Der Grund: Östrogen spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und dem Wachstum von Brustgewebe, sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Ist das Gleichgewicht zwischen Östrogen und Testosteron gestört und der Östrogenspiegel im Verhältnis zu hoch ist, kann dies das Wachstum von Brustdrüsengewebe bei Männern stimulieren. Dieses Ungleichgewicht kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden.

2. Erektionsstörungen und Libidoverlust

Östrogen spielt zwar eine entscheidende Rolle für die männliche Sexualfunktion, aber in zu hohen Konzentrationen kann es die Wirkung von Testosteron beeinträchtigen. Mögliche Folgen sind eine verminderte Libido und Probleme, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten. Zudem kann ein Östrogenüberschuss die Produktion und Funktion von Stickstoffmonoxid beeinträchtigen, einem wichtigen Botenstoff für die Erweiterung der Blutgefäße im Penis. Darüber hinaus kann ein hoher Östrogenspiegel die Empfindlichkeit der Nerven im Genitalbereich verringern und die Durchblutung des Penis negativ beeinflussen. 

Ein verminderter Sexualtrieb und kann ebenfalls durch Beschwerden wie Stimmungsschwankungen und Energiemangel entstehen, die ebenfalls durch den Östrogenmangel hervorgerufen werden können. 

3. Gewichtszunahme

Da Östrogen Wassereinlagerung im Körper fördert, kann es ebenfalls zu einer Zunahme des Körpergewichts kommen. Zudem beeinflusst Östrogen den Fettstoffwechsel und begünstigt Fetteinlagerungen, insbesondere im Bereich von Bauch, Hüften und Oberschenkeln. Darüber hinaus kann ein Östrogenüberschuss den Appetit steigern und Heißhungerattacken hervorrufen und den Stoffwechsel verlangsamen, was es schwieriger macht, Kalorien zu verbrennen. Schließlich kann ein hoher Östrogenspiegel auch die Insulinempfindlichkeit beeinträchtigen, was wiederum die Fetteinlagerung fördert und das Abnehmen erschwert.

4. Stimmungsschwankungen

Östrogen beeinflusst die Produktion und Aktivität von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin, die für die Stimmungsregulation wichtig sind. Ein Ungleichgewicht im Östrogenspiegel kann die Synthese und den Abbau dieser Botenstoffe stören, was plötzlichen Stimmungsschwankungen zur Folge haben kann. Zudem kann ein Östrogenüberschuss das Verhältnis zu anderen Hormonen wie Progesteron beeinträchtigen, was sich ebenfalls negativ auf die emotionale Stabilität auswirken kann. 

5. Müdigkeit und Energiemangel

Auch übermäßige Müdigkeit und ein Energiemangel sind möglich. Östrogen wirkt auf das Stressreaktionssystem des Körpers und kann die Produktion von Cortisol, dem Stresshormon, beeinflussen. Ein Ungleichgewicht kann zu einer Störung des Cortisol-Rhythmus führen, die wiederum häufig Erschöpfung und Energiemangel hervorruft. 

Zudem kann ein Östrogenüberschuss die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen, indem es die Aufnahme von Schilddrüsenhormonen behindert. Eine mögliche Folge ist ein langsamerer Stoffwechsel, der sich ebenfalls durch Müdigkeit und verminderte Energie äußern kann. Auch negative Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel und eine mögliche Insulinresistenz können Energieschwankungen und Müdigkeit zur Folge haben kann. 

6. Verringerte Muskelmasse

Obwohl Östrogen in normalen Mengen eine wichtige Rolle beim Muskelaufbau und der Muskelerhaltung spielt, kann ein Übermaß paradoxerweise zu einer verringerten Muskelmasse führen. Wie bereits erwähnt, stört ein zu hoher Östrogenspiegel das hormonelle Gleichgewicht, insbesondere das Verhältnis zu Testosteron, welches für den Muskelaufbau essenziell ist. Wird die Wirkung von Testosteron beeinträchtigt, können dessen Effekte reduziert werden. 

Zudem kann ein Östrogenüberschuss die Insulinempfindlichkeit verringern, was den Glukosestoffwechsel und damit die Energieversorgung der Muskeln stört. Hinzu kommt, dass zu viel Östrogen die Produktion von Wachstumshormonen und IGF-1 (Insulin-like Growth Factor 1) hemmen kann, die beide für das Muskelwachstum wichtig sind. 

7. Unfruchtbarkeit

Sowohl bei Frauen als auch bei Männern kann ein Östrogenüberschuss außerdem zu Unfruchtbarkeit führen. Bei Männern kann zu viel Östrogen die Spermienproduktion und -qualität negativ beeinflussen. Darüber hinaus kann eine Östrogendominanz das Verhältnis zu anderen wichtigen Hormonen wie Progesteron stören, was ebenfalls die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. 

Diagnose und Behandlung

Wenn Sie Anzeichen eines erhöhten Östrogenspiegels bei sich feststellen, sollten Sie ärztlichen Rat einholen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin kann durch Bluttests den Hormonspiegel bestimmen und mögliche Auslöser identifizieren. Die Behandlung richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache und kann Folgendes umfassen:

  • Änderungen des Lebensstils (Gewichtsreduktion, Ernährungsumstellung, Reduzierung des Alkoholkonsums)
  • Medikamentöse Therapien zur Regulierung des Hormonhaushalts
  • In einigen Fällen kann eine Hormonersatztherapie mit Testosteron in Betracht gezogen werden