Krebsfrüherkennung durch IGeL-Tests: Lohnen sie sich wirklich?

Krebs zählt zu den häufigsten Todesursachen. Kein Wunder also, dass viele Menschen zusätzliche Früherkennungstests in Anspruch nehmen, um eine mögliche Erkrankung rechtzeitig zu erkennen. Doch lohnen sich die IGeL-Tests zur Früherkennung wirklich?

Ärztin untersucht Nieren© iStock/Ivan-balvan
Für viele Krebserkrankungen gibt es spezielle Früherkennungstests.

IGeL-Tests (Individuelle Gesundheitsleistungen) zur Krebsfrüherkennung sind zusätzliche Untersuchungen, die von Ärzten angeboten werden, aber nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Zu den häufigsten IGeL-Tests gehören

  • Ultraschall der Eierstöcke: Diese Untersuchung wird zur Früherkennung von Eierstockkrebs angeboten, kostet zwischen 25 und 53 Euro und wird oft im Rahmen einer gynäkologischen Krebsvorsorge durchgeführt.
  • Ultraschall der Brust: Zur Früherkennung von Brustkrebs, zusätzlich zur Mammografie.
  • PSA-Test: Zur Früherkennung von Prostatakrebs.
  • HPV-Test: Zur Untersuchung auf humane Papillomviren, die mit der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs in Verbindung stehen.

Laut dem sogenannten IGeL-Monitor geben Versicherte jährlich rund 2,4 Millionen Euro für die Selbstzahlerleistungen aus. Doch lohnt sich der finanzielle Mehraufwand?

Krebsfrüherkennung: Lohnt sich das Geld für IGeL-Test?

Der Nutzen von IGeL-Tests ist nicht immer wissenschaftlich belegt, weshalb viele Patienten und Patientinnen unsicher sind, ob sich die Leistungen lohnen. 

Aus diesem Grund wurde der IGeL-Monitor ins Leben gerufen –  ein Gesundheitsportal, das Individuelle Gesundheitsleistungen nach wissenschaftlichen Standards bewertet. Ziel ist es, Patienten neutrale und evidenzbasierte Informationen über IGeL-Leistungen zur Verfügung zu stellen, damit sie eine fundierte Entscheidung für oder gegen eine angebotene Selbstzahlerleistung treffen können. Der IGeL-Monitor wird vom Medizinischen Dienst Bund betrieben und analysiert den Nutzen und Schaden von IGeL-Leistungen anhand der Methoden der evidenzbasierten Medizin. 

Die Bewertungen reichen von "positiv" über "unklar" bis "negativ". Aktuell (Stand Februar 2025) hat der IGeL-Monitor 56 Leistungen bewertet, wobei die meisten als "tendenziell negativ" oder "unklar" eingestuft wurden. Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors hat drei Früherkennungsmethoden für Blasen- und Nierenkrebs als "tendenziell negativ" eingestuft. Diese Bewertung umfasst Ultraschalluntersuchungen der Nieren und Blase sowie Urinanalysen zur Blasenkrebsdiagnose. Die Experten begründen ihre Einschätzung mit dem Mangel an Studien, die einen klaren Nutzen dieser Untersuchungen belegen. Ein Nutzen wäre gegeben, wenn die Verfahren Krebserkrankungen frühzeitig und zuverlässig erkennen würden, was zu einer verbesserten Lebensqualität oder geringeren Sterblichkeit führen könnte.

Obwohl direkte gesundheitliche Schäden durch diese Früherkennungsmethoden unwahrscheinlich sind, warnen die Experten vor möglichen indirekten Nachteilen, wie psychischen Belastungen durch Fehlalarme oder Überdiagnosen, die wiederum unnötige weitere Untersuchungen oder Behandlungen zur Folge haben können. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) sieht die Bewertung des IGeL-Monitors kritisch und betont, dass Ultraschalluntersuchungen häufig zur Entdeckung symptomloser Nieren- und Blasentumore beitragen.

Nutzen ist individuell

Während einige der IGeL-Tests in bestimmten Fällen nützlich sein können, fehlt für viele der angebotenen Untersuchungen ein wissenschaftlich belegter Nutzen. Die kritische Bewertung durch den IGeL-Monitor zeigt, dass bei vielen Tests die Risiken wie Fehldiagnosen oder unnötige Folgeuntersuchungen den potenziellen Nutzen überwiegen können.

Patienten sollten vor der Inanspruchnahme von IGeL-Leistungen zur Krebsfrüherkennung:

  1. Sich umfassend über den tatsächlichen Nutzen und mögliche Risiken informieren.
  2. Mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin über ihre individuelle Situation und Risikofaktoren sprechen.
  3. Kritisch hinterfragen, ob der Test einen echten Mehrwert bietet.
  4. Prüfen, ob ähnliche Untersuchungen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.