- Was ist Gebärmutterhalskrebs?
- Gebärmutterhalskrebs: Diese Symptome sollten Sie ernst nehmen
- Interview mit Priv.-Doz. Dr. Ziad Hilal, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
- Wie entsteht Gebärmutterhalskrebs?
- So wird Gebärmutterkrebs diagnostiziert
- Gebärmutterhalskrebs: Die Behandlungsmöglichkeiten
- Vorbeugung gegen Gebärmutterhalskrebs
Was ist Gebärmutterhalskrebs?
Gebärmutterhalskrebs, auch bekannt als Zervixkarzinom, ist eine Art von Krebs, der sich im Gebärmutterhals einer Frau entwickelt. Der Gebärmutterhals ist der untere Teil der Gebärmutter, der den oberen Teil der Vagina verbindet. Gebärmutterhalskrebs tritt in der Regel langsam über einen längeren Zeitraum hinweg auf und entwickelt sich aus Vorstufen, die als zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN) bezeichnet werden.
In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 4.000 bis 5.000 Frauen an einem malignen Tumor des Gebärmutterhalses. Die Statistik zeigt, dass besonders Frauen zwischen dem 40. und 59. Lebensjahr betroffen sind. Wenn das Zervixkarzinom frühzeitig erkannt wird, sind die Heilungschancen gut. Obwohl Gebärmutterhalskrebs in der Anfangsphase in der Regel keine Symptome verursacht, treten sie im fortgeschrittenen Stadium auf.
Im Video: 5 mögliche Symptome des Zervixkarzinoms
Gebärmutterhalskrebs: Diese Symptome sollten Sie ernst nehmen
- Abnorme vaginale Blutungen: Unregelmäßige Blutungen zwischen den Menstruationsperioden, nach dem Geschlechtsverkehr oder nach den Wechseljahren können ein Hinweis auf Gebärmutterhalskrebs sein.
- Veränderte vaginale Entladung: Eine ungewöhnliche Veränderung der Farbe, Konsistenz oder Geruch der vaginalen Entladung kann auf Gebärmutterhalskrebs hinweisen.
- Probleme beim Wasserlassen: Schwierigkeiten beim Wasserlassen, häufiger Harndrang oder Schmerzen beim Wasserlassen können Symptome von fortgeschrittenem Gebärmutterhalskrebs sein.
- Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit: Unerklärlicher Gewichtsverlust, allgemeine Schwäche und verminderter Appetit können auf fortgeschrittenen Gebärmutterhalskrebs hindeuten.
- Müdigkeit: Übermäßige Müdigkeit und Erschöpfung, die nicht durch normale Aktivitäten erklärt werden können, sollten ärztlich untersucht werden.
- Schmerzen im unteren Rückenbereich: Ein besorgniserregendes Anzeichen sind anhaltende Schmerzen im unteren Rückenbereich, die sich möglicherweise bis ins Becken erstrecken. Diese Schmerzen können darauf hinweisen, dass sich der Krebs bereits auf die Lendenwirbelsäule und das Becken ausgebreitet hat.
Interessant: PAP-Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs >>
Interview mit Priv.-Doz. Dr. Ziad Hilal, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Vital.de: Was genau wird eigentlich bei der Gebärmutterhalskrebsvorsorge gemacht?
Priv.-Doz. Dr. Ziad Hilal: Das wichtigste zuerst: Die Gebärmutterhalskrebsvorsorge tut nicht weh und ein auffälliges Ergebnis bedeutet noch lange nicht, dass man Krebs hat. Man kann also entspannt zur Vorsorge kommen. Hier wird bei Frauen ab 20 Jahren einmal im Jahr ein sogenannter Pap-Test gemacht, den viele auch als Krebsabstrich oder zytologischen Abstrich kennen. Dabei streiche ich vorsichtig Zellen vom Muttermund des Gebärmutterhalses ab, die dann in einem zytologischen Labor auf mögliche Krebsvorstufen analysiert werden. Ab dem 35. Lebensjahr sollte man zusätzlich alle drei Jahre einen HPV-Test machen. Das ist ein Abstrich ähnlich wie beim Pap-Test, bei dem nach einer Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) gesucht wird, welche für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind.
Vital.de: Warum ist die Vorsorge gerade bei Gebärmutterhalskrebs so wichtig?
Priv.-Doz. Dr. Ziad Hilal: Weil wir hier durch Früherkennung die ganz große Chance haben, Zellveränderungen zu entdecken, bevor es überhaupt zu einer Erkrankung kommt. Es dauert viele Jahre, bis sich nach einer HPV-Infektion eine Krebsvorstufe entwickelt. Diese Zeit sollte man unbedingt nutzen, indem man regelmäßig zur Vorsorge geht. Man kann dabei nur gewinnen: Entweder man bekommt das gute Gefühl, dass alles in Ordnung ist – oder die Möglichkeit, rechtzeitig etwas zu unternehmen, falls tatsächlich ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs festgestellt wird. In den meisten Fällen ist das ein kleiner Eingriff, nach dem man auch weiterhin Kinder bekommen kann. Dank der modernen Diagnostik sollte in einem Land wie Deutschland heute keine Frau mehr an Gebärmutterhalskrebs erkranken, geschweige denn daran versterben.
Vital.de: Laut einer aktuellen Umfrage gehen nur 58 % der Frauen regelmäßig zur gynäkologischen Vorsorge. Wie erleben Sie das?
Priv.-Doz. Dr. Ziad Hilal: Ich erlebe es immer noch zu häufig, dass Frauen erst dann zur Vorsorge kommen, wenn sie Beschwerden haben. Deshalb ist es aus meiner Sicht entscheidend, dass wir früher und besser über die Bedeutung und Chancen der Früherkennung aufklären – und das auf eine positive und motivierende Art und Weise. So können auch mögliche Ängste oder Vorurteile abgebaut werden. Die sozialen Medien bieten hier tolle Möglichkeiten, junge Frauen für die Bedeutung der Vorsorge zu sensibilisieren. Aber auch eine Aufklärung in Schulen, wie wir das aus der Zahnmedizin kennen, könnte helfen, das Thema bereits in jungen Jahren in den Köpfen zu verankern.
Vital.de: Was bei der Umfrage auch auffällt: Viele Frauen sprechen nicht offen über das Thema Gebärmutterhalskrebs. Warum ist das so?
Priv.-Doz. Dr. Ziad Hilal: Aus meiner Erfahrung liegt das daran, dass Gebärmutterhalskrebs durch HP-Viren ausgelöst wird, die durch intime Kontakte übertragen werden. Dies kann dazu führen, dass sich Frauen schämen und stigmatisiert fühlen. Außerdem begegne ich auch immer wieder der Angst, dass der Partner verantwortlich sein könnte, weil er untreu war – oder er wiederum denken könnte, dass sie selbst nicht treu war. Deshalb ist auch hier Aufklärung so wichtig: 85 Prozent der Menschen infizieren sich mindestens einmal in ihrem Leben mit HPV: In der Regel heilt die Infektion folgenlos aus, in seltenen Fällen kann das Virus viele Jahre unbemerkt im Körper bleiben. Es ist also etwas völlig Normales, das uns alle betrifft und weder mit Schuld noch mit Scham verbunden sein sollte. Mehr Offenheit und Aufklärung würden dazu beitragen, dieses Tabuthema zu entmystifizieren.
Vital.de: Wie finde ich eigentlich die Frauenärztin / den Frauenarzt, der wirklich zu mir passt?
Priv.-Doz. Dr. Ziad Hilal: Wir haben in Deutschland das Privileg der freien Arztwahl – und das ist auch gut so. Denn jeder Mensch ist einzigartig und hat individuelle Bedürfnisse. Deshalb ist es so wichtig, immer auf sein Gefühl zu hören und sich bei der Arztsuche ein paar grundlegende Fragen zu stellen: Fühle ich mich wohl? Habe ich Vertrauen? Nimmt sich jemand Zeit und erklärt mir die Dinge? Werde ich ernst genommen? Wenn man diese Fragen für sich mit „Ja“ beantworten kann, ist das schon einmal eine gute Voraussetzung, dass es passen könnte. Häufig helfen bei der Suche auch Empfehlungen von Freundinnen, die ähnlich ticken wie man selbst. Außerdem macht es auch Sinn, einen Blick auf die Website zu werfen, um einen ersten Eindruck von der Praxis und den Menschen, die dort arbeiten, zu bekommen. Noch ein Tipp: Wenn man sich mit der Arztwahl aus irgendeinem Grund dann doch nicht wohlfühlt, bitte unbedingt weitersuchen und sich nicht der Situation ergeben. Denn die Frauenärztin / der Frauenarzt des Vertrauens ist zu wichtig, um falsche Kompromisse einzugehen.
Mehr Infos und weitere Fakten finden Sie auf: www.roche.de/gebaermutterhalskrebs

Priv.-Doz. Dr. Ziad Hilal, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe (Dortmund), informiert über die großen Chancen der Früherkennung bei Gebärmutterhalskrebs, warum Aufklärung so wichtig ist und worauf es bei der Arztwahl ankommt.
Wie entsteht Gebärmutterhalskrebs?
Gebärmutterhalskrebs entsteht fast immer durch eine Infektion mit bestimmten Humanen Papillomviren (HPV). HPV ist eine sehr häufige Virusinfektion, die fast alle Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal durchmachen. Die meisten Infektionen verlaufen harmlos und heilen von selbst aus. In einigen Fällen kann die Infektion jedoch zu Zellveränderungen am Gebärmutterhals führen, die sich unbehandelt zu Krebs entwickeln können.
Weitere Risikofaktoren für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs:
- Geschwächtes Immunsystem: Frauen mit einem geschwächten Immunsystem, z. B. durch HIV/AIDS oder Organtransplantationen, haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs.
- Rauchen: Rauchen erhöht das Risiko von Gebärmutterhalskrebs.
- Die Pille: Die Einnahme der Antibabypille kann das Risiko von Gebärmutterhalskrebs leicht erhöhen.
- Mehrere Sexualpartner: Frauen mit mehreren Sexualpartnern haben ein erhöhtes Risiko für eine HPV-Infektion und damit auch für Gebärmutterhalskrebs.
So wird Gebärmutterkrebs diagnostiziert
Die Diagnose von Gebärmutterkrebs erfolgt in der Regel durch eine Kombination verschiedener Untersuchungen. Zunächst wird der Arzt eine gründliche Anamnese erheben und den Patienten nach möglichen Symptomen und Risikofaktoren befragen. Anschließend wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt, bei der der Arzt die Gebärmutter abtastet und eventuelle Veränderungen feststellen kann. Um eine genaue Diagnose zu stellen, werden weitere Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung, eine Gewebeentnahme (Biopsie) oder eine Hysteroskopie durchgeführt. Bei Bedarf können auch bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Computertomographie (CT) eingesetzt werden. Die endgültige Diagnose wird dann anhand der Ergebnisse dieser Untersuchungen gestellt.
Gebärmutterhalskrebs: Die Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlungsmöglichkeiten von Gebärmutterhalskrebs hängen von verschiedenen Faktoren ab, z. B. vom Stadium der Erkrankung, dem Alter der Patientin und ihrem Wunsch nach Kinderwunsch.
Mögliche Behandlungsmethoden:
- Operation:
- Konisation: Entfernung eines kegelförmigen Gewebestücks aus dem Gebärmutterhals
- Trachelektomie: Entfernung des Gebärmutterhalses
- Wertheim-Operation: Entfernung der Gebärmutter, der Eierstöcke und der Eileiter
- Strahlentherapie:
- Bestrahlung des Gebärmutterhalses und der umliegenden Lymphknoten
- Kann in Kombination mit einer Operation oder Chemotherapie eingesetzt werden
- Chemotherapie:
- Gabe von Medikamenten, die Krebszellen abtöten
- Kann in Kombination mit einer Operation oder Strahlentherapie eingesetzt werden
- Immuntherapie:
- Aktivierung des körpereigenen Immunsystems zur Bekämpfung der Krebszellen
- Ist noch ein relativ neuer Behandlungsansatz
Vorbeugung gegen Gebärmutterhalskrebs
1. HPV-Impfung
Die HPV-Impfung ist der wichtigste und effektivste Weg, um Gebärmutterhalskrebs vorzubeugen. Die Impfung schützt vor den humanen Papillomviren (HPV), die in den meisten Fällen für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind. Die Impfung wird Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen. Sie kann aber auch bis zum 26. Lebensjahr nachgeholt werden.
2. Regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchungen
Frauen ab 35 Jahren sollten alle drei Jahre an einer Krebsvorsorgeuntersuchung teilnehmen. Bei dieser Untersuchung wird ein Pap-Abstrich durchgeführt, der Zellveränderungen am Gebärmutterhals erkennen kann. Seit Januar 2020 haben Frauen ab 35 Jahren zusätzlich die Möglichkeit, einen HPV-Test durchführen zu lassen. Dieser Test ist noch empfindlicher als der Pap-Abstrich und kann Krebsvorstufen noch früher erkennen.
3. Safer Sex
Kondome können das Risiko einer HPV-Infektion und damit auch das Risiko von Gebärmutterhalskrebs verringern.
4. Rauchen vermeiden
Rauchen erhöht das Risiko von Gebärmutterhalskrebs. Daher sollten Frauen, die rauchen, aufhören zu rauchen.
5. Gesunde Lebensweise
Eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung kann das Risiko von Gebärmutterhalskrebs senken.
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