Frauen gehen regelmäßig für Check-ups oder zur Vorsorge zum Gynäkologen. Viele Männer gehen jedoch erst zum Urologen, wenn es bereits zu spät ist. Welche Untersuchungen man(n) auf jeden Fall wahrnehmen sollte, verrät uns der Urologe Dr. med. Reinhold M. Schaefer aus Bonn.
Vorsorge und Früherkennung: Die wichtigsten Untersuchungen für Männer
Ab dem 20. Lebensjahr
In jungen Jahren denken wohl die wenigsten Männer an Vorsorge. Wozu soll man auch zum Arzt, wenn man gut in Form ist und alles noch genau so funktioniert, wie es soll. Dennoch lohnen sich Vorsorgetermine bereits ab dem 20. Lebensjahr: „Zum Beispiel der Hodentumor kommt am häufigsten zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr vor. Leider erstatten die gesetzlichen Krankenkassen keine entsprechende Früherkennungsuntersuchung“, sagt Dr. med. Reinhold M. Schaefer, Urologe aus Bonn. Daher sollten Sie – auch wenn Ihre Krankenkasse die Untersuchung nicht übernimmt oder bezuschusst – mindestens ein- oder zweimal in Ihren 20ern den Urologen aufsuchen.
Ab dem 40. Lebensjahr
Die Prostata ist wohl das größte Sorgenkind des alternden Mannes. Nicht nur Prostatakrebs, sondern auch eine gutartige Vergrößerung der eigentlich walnussgroßen Drüse rücken mit fortschreitendem Alter näher: „Ab dem 40. Lebensjahr sollte der Mann regelmäßig die Prostata untersuchen lassen. Wenn keine gravierenden Veränderungen vorliegen, reicht eine Untersuchung im Zweijahresrhythmus“, sagt Dr. med. Schaefer.
Bestimmte Prostata-Untersuchungen werden sogar von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen: „Ab dem 45. Lebensjahr erstatten die gesetzlichen Krankenkassen eine jährliche Vorsorgeuntersuchung, die aber lediglich das Abtasten der Prostata über den Darm, die Untersuchung der regionalen Lymphknoten im Genitalbereich, das Messen des Blutdrucks und das Aushändigen eines Tests auf Blut im Stuhl beinhaltet“, sagt der Experte. Um jedoch Blasenkrebs sowie Nieren- und Harnleitertumore entdecken zu können, wäre eine zusätzliche Blutuntersuchung notwendig – die sogenannte „PSA-Wert-Bestimmung, ein Bluttest zur Bestimmung des prostataspezifischen Antigen-Wertes. Im Verlauf von Jahren kann dieser gegebenenfalls auf die Entwicklung eines bösartigen Tumors hinweisen“, sagt der Urologe.
Auch wenn manche Leistungen selbst bezahlt werden müssen, lohnen sich die Kosten, da spät erkannte Tumore in ungünstigen Fällen kaum noch behandelbar sind.
Ab dem 50. Lebensjahr
Wenn es so langsam, aber sicher, auf das Rentenalter zugeht, sollten Sie den Urologen Ihres Vertrauens gefunden haben und ihn regelmäßig besuchen: „Ab dem 50. Lebensjahr sollte jeder Mann (...) die Früherkennungsuntersuchung jährlich nutzen. Das Mindestmaß im Bereich der Vorsorge ist hier beispielsweise das allgemeine Vorsorgeprogramm der gesetzlichen Krankenkassen, ein Bluttest (PSA) und ein Ultraschall der Prostata vom Darm her. Auch bietet sich eine regelmäßige Ultraschalluntersuchung der Nieren und der Blase an“, sagt Dr. med. Schaefer. Spätestens ab dem 50. Lebensjahr sollten Männer den Gang zum Urologen als Selbstverständlichkeit ansehen.
Vergrößerte Prostata: Auf diese Anzeichen sollten Sie achten
Optimalerweise gehen Sie bzw. Ihr Partner regelmäßig und auch bei dem Fehlen von Symptomen zur Vorsorge. Allerspätestens dann, wenn verdächtige Beschwerden auftauchen, sollten Sie schnell einen Termin beim Urologen wahrnehmen. Folgende Anzeichen können auf eine beginnende oder bereits fortgeschrittene Prostatavergrößerung hindeuten:
- Probleme beim Wasserlassen
- Ungewöhnlich häufiger Harndrang
- Harnverhalt bzw. zögerliches oder tröpfelndes Urinieren
In unglücklichen Fällen können diese Symptome bereits auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen oder selbst Komplikationen mit sich bringen: „Ein Harnverhalt ist sehr schmerzhaft und muss schnellstens beseitigt werden, meistens mit einem Katheter – einem dünnen Schlauch – durch die Harnröhre. Danach kann unter Umständen eine medikamentöse Therapie nötig sein, oder je nach Ausmaß auch ein operativer Eingriff“, sagt Dr. med. Schaefer. Nehmen Sie daher am besten jeden Vorsorgetermin wahr, den Ihnen Ihr Arzt empfiehlt und gehen Sie im Verdachtsfall lieber einmal zu viel als zu wenig zum Urologen Ihres Vertrauens.
