Wie riechen wir eigentlich?
Für viele Säugetiere ist ein ausgeprägter Geruchssinn überlebenswichtig. Um Gefahren aus der Umwelt zu erkennen, essbare Lebensmittel zu identifizieren oder Beute zu finden, sind die meisten Säuger auf ihre Nasen angewiesen. Für uns Menschen ist der Geruchssinn aus evolutionärer Sicht zwar nicht mehr so wichtig, wir müssen uns aber trotzdem auf unsere Nase verlassen können, um schlechte Lebensmittel oder Umweltgefahren wie Feuer und Gas erschnüffeln zu können. So ist es uns möglich, zwischen 10.000 Gerüchen zu unterscheiden. Und wie genau funktioniert das Riechen bei uns Menschen nun?
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In unserer Nasenschleimhaut gibt es in der Region des Nasendachs ein besonderes Areal, das mit speziellen Riechzellen ausgestattet ist. Dieses Areal wird Riechschleimhaut genannt und zählt etwa 10 Millionen Riechzellen. Riechzellen sind Nervenzellen, die über filigrane Schnupperhärchen Geruchsstoffe aus der Umwelt aufnehmen. Hat sich ein Geruchsmolekül an einen passenden Rezeptor eines Schnupperhärchens einer Riechzelle gebunden, setzt die Riechzelle ein spezielles elektrisches Signal frei. Dieses Signal wird auf direktem Weg über Riechnerven ins Gehirn weitergeleitet, wo sie im Riechkolben, einer kleinen Verdickung in der vorderen Hirnbasis, verarbeitet und interpretiert wird.
Unsere Fähigkeit zu riechen hängt also maßgeblich von der fehlerfreien Funktion der Riechzellen und Riechnerven ab. Sind diese Zellen aber funktionsgestört, kann unser Riechapparat komplett ausfallen. Diese Ursachen können uns den Geruchssinn kosten.
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Diese 4 Ursachen können Anosmie auslösen
Virale Atemwegsinfekte
Eine der häufigsten Ursachen für eine vorübergehende Anosmie sind Atemwegsinfekte. Schon eine einfache Erkältung kann die Riechzellen im Nasendach so sehr beeinträchtigen, dass keine Signale mehr ans Gehirn geleitet werden. Bei Erkältungen schwellen die Schleimhäute der Nase außerdem stark an. Wir bekommen nur noch schwer Luft, da die engen nasalen Atemwege verschlossen sind. Wenn nun keine frische Luft mehr an die Riechzellen gelangt, können diese natürlich auch keine Geruchssinformationen weiterleiten.
Besonders häufig tritt ein Geruchsverlust bei einer COVID-19-Infektion auf. Mittlerweile gilt Anosmie als eines der Leitsymptome der Erkrankung. Die Viren sorgen nämlich für starke Entzündungen der Riechzellen und Stützzellen im Nasendach. Mitunter sterben die Zellen ab und werden nicht neu nachgebildet. Dann ist die starke Einschränkung des Geruchssinns oder der komplette Geruchsverlust mitunter permanent.
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Parkinson
Bei der Erkrankung des Zentralnervensystems sterben Nervenzellen im Gehirn ab. Neben Auswirkungen auf die motorische Funktion der Muskeln ist eines der häufigeren Symptome der Krankheit ein eingeschränkter Geruchssinn bis hin zum kompletten Geruchsverlust. Tatsächlich fanden Forschende heraus, dass der Verlust des Geruchssinns bei vielen Parkinson-Betroffenen schon Jahre vor den typischen Beschwerden der Krankheit auftraten. Bei genauerer Untersuchung wurde festgestellt, dass der Riechkolben im Gehirn von Betroffenen der Nervenerkrankung nur etwa halb so groß war wie bei Menschen, die nicht an Parkinson erkrankt waren.
Nasenpolypen
Nasenpolypen sind gutartige Geschwüre der Nasenschleimhaut. Sie entwachsen der Schleimhaut in den Nasenmuscheln tropfenförmig und sind über einen Gewebestiel mit der Schleimhaut verbunden. Je nachdem wie groß ein Polyp wird oder wie viele solcher Polypen in den Nasennebenhöhlen wachsen, kann die Nasenatmung stark eingeschränkt sein. Weniger Frischluft an den Riechzellen bedeutet dann auch den Verlust des Geruchssinns. Nasenpolypen verursachen oft auch Kopfschmerzen und Druckgefühl im Mittelgesicht.
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Giftige Umweltstoffe und Schadstoffe
Die Riechzellen unseres Riechapparats sind so empfindlich, dass bestimmte Umweltgifte oder Schadstoffe aus der Umwelt sie schädigen können. Wir alle kennen etwa beißende "Gerüche" in der Nase, etwa von bestimmten Putzmitteln. Solche stark chemischen Reizstoffe können die sensiblen Zellen unserer Riechschleimhaut so stark schädigen, dass sie absterben und sich nicht regenerieren können. Dies kann Auswirkungen auf unseren Geruchssinn haben. Wird die Riechschleimhaut etwa chronisch durch solche Stoffe gereizt, besteht die Gefahr des nasalen Sinnesverlusts. Besonders schädlich sind Formaldehyd und Pestizide. Aber auch Tabakrauch ist pures Gift für unsere Nase.