Antibiotika einnehmen – auch bei Erkältung und Grippe sinnvoll?

Wenn die Nase läuft und der Hals kratzt verschreiben viele Ärzte schnell ein Antibiotikum. Doch hilft es wirklich gegen eine Erkältung oder Grippe? Wir klären auf!

Frau nimmt Tabletten© Tijana / Adobestock
Medikament und Glas Wasser in Händen

Es passiert plötzlich und meistens über Nacht: Wir wachen schon morgens mit Kopfschmerzen auf, der Hals kratzt und die Nase ist zu. Eine Erkältung bahnt sich an. Viren, die über die Atemluft oder den direkten Kontakt, z. B. durch Händeschütteln oder dem Festhalten an Haltestangen, gelangen in die Schleimhäute und lösen dort einen Infekt aus. Eine virale Erkältung heilt im Durchschnitt innerhalb von zwei Wochen aus. Mit Nasenspray, Hustensaft und Hausmitteln tritt schon nach wenigen Tagen Besserung ein. Dennoch werden für eine schnelle Genesung häufig Antibiotika verschrieben. Doch wann ist es eigentlich sinnvoll, diese zu nehmen? Und wann bringen sie mehr Nebenwirkungen als Nutzen?

Was ist der Unterschied zwischen Viren und Bakterien?

Bakterien sind im Gegensatz zu Viren Lebewesen, die eine DNS und damit Erbinformationen für den Stoffwechsel, Energiegewinnung und Vermehrung zur Teilung in sich tragen. Viren hingegen bestehen nur aus einer Eiweißhülle, die mit ihrem Erbmaterial gefüllt ist. Sie verfügen jedoch über keinen Stoffwechsel und sind bei der Vermehrung auf die lebenden Zellen ihres Wirts angewiesen.

Helfen Antibiotika bei viralen Infekten?

Antibiotika helfen nicht gegen Viren, da sie nur die Bakterien im Körper bekämpfen. Dadurch dass Viren keinen Stoffwechsel besitzen, können Antibiotika nicht in durch die Zellwände der Viren treten und ihn zerstören, wie es bei Bakterien der Fall ist.
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Wann sind Antibiotika dennoch sinnvoll?

Tritt als Folge der Erkältung eine sogenannte Sekundärinfektion auf, die bakteriell bedingt ist, können Antibiotika helfen.

Erste Anzeichen einer Sekundärinfektion sind:

  • Anhaltendes, hohes Fieber
  • Gelblich-grünes Nasensekret
  • Eitriger Auswurf
  • Starke Kopf- und Gliederschmerzen
Eine Sekundärinfektion kann unter anderem eine Lungenentzündung, Mittelohrentzündung oder Nasennebenhöhlenentzündung sein. Da die Schleimhäute durch die Viren schon angegriffen sind, haben Bakterien leichtes Spiel. Das bereits geschwächte Immunsystem kann nicht ausreichend reagieren, sodass sich die Bakterien ausbreiten.
Doch Achtung: Antibiotika nehmen in der Regel keine Rücksicht auf "gute" oder "schlechte" Bakterien. Dadurch kann es passieren, dass z. B. das empfindliche Gleichgewicht des Darms gestört wird und es zu Magenkrämpfen oder Durchfällen kommt. Bei vielen Frauen werden häufig die schützenden Bakterien im Intimbereich abgetötet, wodurch es zu Pilzinfektionen kommt.
Datum: 18.09.2020
Autorin: Christina Liersch