
Wer sich unwohl fühlt, versucht sich je nach Schwere der Erkrankung zunächst selbst zu heilen. Mit Tee, Schlaf und etwas Geduld lassen sich viele kleinere Wehwehchen wie leichte Erkältungen oder Erschöpfung innerhalb weniger Tage in Eigenregie behandeln. Gehen die Symptome nach kurzer, achtsamer Zeit nicht wieder weg, ist ein Besuch beim Arzt oder Heilpraktiker unumgänglich. Insbesondere wenn die Diagnose ungewöhnlich oder schwer zu stellen ist, kann die Anamnese längere Zeit beanspruchen. Mit welchen Beschwerden lohnt der Weg zum Heilpraktiker?
Das unterscheidet Heilpraktiker von Ärzten
Der ganzheitliche Ansatz zeichnet den Heilpraktiker aus. Statt lediglich einzelne Symptome zu behandeln, werden auch Lebensumstände, Vorerkrankungen, Familie und Gewohnheiten berücksichtigt. Zur Heilpraktiker-Ausbildung gehören medizinische Grundkenntnisse wie z. B. Blutabnahme und Injektionen, Erstversorgung bei akuten Notfällen oder Analyse von Laborwerten. Darüber hinaus verfügen Heilpraktiker über einen Vorteil: Zeit. Für die Anamnese werden – wenn nötig – mehrere Termine vereinbart. Eine grundlegende Untersuchung mit anschließender Diagnose ist in der Welt der Heilpraktiker keine Frage von Minuten.
So wird man Heilpraktiker
Viele Krankheiten können sowohl vom Arzt als auch vom Heilpraktiker behandelt werden. Die Erteilung der Heilpraktiker-Erlaubnis ist an eine amtsärztliche Prägung beim Gesundheitsamt gebunden. Die medizinischen Kenntnisse, die für das Bestehen dieser Prüfung vorhanden sein müssen, können auf unterschiedlichen Wegen erworben werden. Direktkurse, Abendkurse oder Fernlerngänge sind probate Möglichkeiten. Neben dem Wissen müssen Prüflinge weitere Voraussetzungen erfüllen, u. a. müssen sie mindestens 25 Jahre alt sein, eine ausreichende körperliche und geistige Eignung nachweisen (in der Regel ein ärztliches Attest), ein unbelastetes polizeiliches Führungszeugnis sowie mindestens einen Hauptschulabschluss besitzen.
Die Behandlungsmethoden der Heilpraxis
Naturheilkunde wirkt auf mehreren Ebenen. Die Selbstheilungskräfte werden angeregt und der Körper wird auf sanfte Art motiviert, sich zu regenerieren. Nebenwirkungen treten wesentlich seltener auf als bei Verwendung von verschreibungspflichtigen Medikamenten. In den meisten Fällen ist die Behandlung beim Heilpraktiker sogar völlig frei von Nebenwirkungen. Alternative Methoden aus dem Portfolio können Physiotherapie, Aromatherapie, Homöopathie und Pflanzenheilkunde sein. Auch Akupunktur oder Ernährungsberatung gehören zu den typischen Anwendungsgebieten eines Heilpraktikers. Durch die sanfte Wirkungsweise wird der Heilungsprozess angestoßen und die Gesundung erfolgt innerhalb einer natürlichen Zeitspanne. Dabei wird auch die Psyche des Patienten nicht außer Acht gelassen. Viele körperliche Symptome können aus Ängsten, Stress oder emotionalem Druck entstehen. Die Identifikation der Auslöser ist oftmals langwierig und erfordert genaues Hinsehen. So kann Stress z. B. zu einem ungesunden Lebensstil führen. Schnelle Mahlzeiten, unausgewogen und industriell gefertigt, verursachen Magenbeschwerden, Übergewicht und allgemeines Unwohlsein. Zu wenig oder falsche Bewegung ist in über 80 % der Fälle die Ursache für Rückenbeschwerden. Auch Schlafmangel oder Schlafstörungen können viele Gründe haben, die es zu finden gilt.
Besondere Therapieformen
Kinesiologie, Chiropraktik und Osteopathie gehören häufig zu den bevorzugten Behandlungsmethoden von Heilpraktikern. In der Kinesiologie, einer jungen Form der Bewegungslehre, wird die Harmonie der Kräfte und Energien im Körper betrachtet. Meistens beginnt die Diagnose mit einem Muskeltest, indem Funktion und Spannung überprüft werden. Das Unterbewusstsein kann so helfen, Blockaden zu entdecken und mittels schwacher oder starker Resonanz auf Missstände hinweisen. In der Chiropraktik suchen Heilpraktiker nach Nerven einengenden Wirbelverschiebungen, während Osteopathie die Wirbelsäule durch sanft korrigierenden Druck behandelt.
Wer einen Heilpraktiker konsultiert, hat vielfach schon einen langen Leidensweg hinter sich. Chronische Krankheiten entstehen häufig, wenn unerkannte Ursachen trotz Bekämpfung der Symptome bestehen bleiben. Zeit für eine sorgsame Anamnese und ein langfristiger Behandlungsplan sind vielversprechende Methoden.