In Kürze: Ist es gefährlich, den Stuhlgang einzuhalten?
- Durch Anspannen des äußeren Schließmuskels können wir zeitweise den Stuhldrang stoppen und unseren Stuhlgang hinauszögern.
- Wer den Stuhlgang ab und zu unterdrückt, muss sich keine Sorgen um die Darmgesundheit machen.
- Das regelmäßige Zurückhalten von Stuhlgang ist allerdings nicht gut für unseren Darm und kann zu Verstopfung, Blähungen, Hämorriden und Analfissuren führen.
Wie all unsere menschlichen Bedürfnisse, können wir den Stuhldrang nicht dauerhaft ignorieren. Trotzdem kommt es im Alltag immer wieder zu stressigen oder unpassenden Situationen, in denen wir keine Toilette aufsuchen können oder uns dies unangenehm wäre. Ob im Büro, in der Bahn oder beim Sport – hin und wieder muss jeder mal seinen Stuhlgang hinauszögern. Aber ist das eigentlich ungesund oder gar gefährlich?
So entsteht der Stuhldrang
Um die Folgen einer unterdrückten oder verzögerten Stuhlentleerung zu verstehen, müssen wir uns zuerst die Entstehung des Stuhldrangs anschauen. Sobald sich der Enddarm mit einer bestimmten Menge Kot angefüllt hat, werden die Dehnungsrezeptoren der Analschleimhaut aktiv und signalisieren dem inneren Schließmuskel, dass er sich entspannen soll. Dadurch schiebt sich der im Enddarm enthaltene Stuhl weiter in Richtung Ausgang.
Dort wartet nun der äußere Schließmuskel, den wir im Gegensatz zum inneren Schließmuskel bewusst steuern und kontrollieren können. Spannen wir bei Stuhldrang unsere Beckenbodenmuskulatur und den äußeren Schließmuskel an, wird der Kot wieder zurückgeschoben. Unsere Muskulatur kann sich vorerst entspannen und der Stuhldrang lässt nach.
Stuhlgang zurückhalten: Das sind die Folgen
Bei regelmäßigem Unterdrücken des Stuhlreizes und einer gehäuften Verzögerung der Darmentleerung können zum Teil schwere Folgen auftreten. Zu diesen gehören:
- Darmträgheit
Häufiges Unterdrücken signalisiert dem Darm, dass er langsamer arbeiten soll. Dadurch verringert sich die Darmmotorik, wodurch sich die Darmentleerung selbst dann hinauszögert, wenn Sie den Stuhldrang nicht mehr unterdrücken. Der Enddarm, welcher entscheidend für das Einsetzen des Stuhldrangs ist, wird weniger sensibel für den Stuhlreiz und ein Teufelskreis beginnt. - Verstopfungen
Die Darmträgheit, die durch das Unterdrücken des Entleerungsreflexes hervorgerufen wird, kann sogar zu schweren oder chronischen Verstopfungen führen. - Analfissuren
Eine längere Verweildauer im Enddarm bedeutet auch, dass dem Stuhl mehr und mehr Wasser entzogen wird, wodurch seine Konsistenz härter wird. Ein harter, trockener Stuhl erschwert die Darmentleerung und kann kleine Risse im Enddarm bis hin zu Analfissuren hervorrufen. - Hämorrhoiden
Im Anschluss an die Verzögerung des Stuhldrangs kann es dazu kommen, dass Sie besonders stark pressen müssen, um Ihren Darm zur Entleerung zu bewegen. Das kann negative gesundheitliche Folgen wie Hämorrhoiden nach sich ziehen. - Völlegefühl
Wenn Sie den Darm davon abhalten, sich zu entleeren, staut sich die Masse in Ihrem Dickdarm und drückt auf den Bauch. Ein unangenehmes Völlegefühl mit Bauchschmerzen ist die Folge. - Schmerzhafte Blähungen
Das Unterdrücken des Stuhldrangs reduziert die Darmbewegungen und hält zwar den Stuhl im Darm. Die Darmbakterien produzieren jedoch weiter Gase, welche über schmerzhafte Blähungen entweichen müssen. - Übelkeit
Infolge des erhöhten Drucks im Bauchraum erhöht sich auch der Druck auf Ihren Magen. Dies kann schnell zu Übelkeit führen.
Wenn Sie vereinzelt und in seltenen Situationen mal den Stuhldrang unterdrücken müssen, wird das wahrscheinlich keine gesundheitlichen Folgen haben. Zu einer regelmäßigen Angewohnheit sollten das Verzögern der Darmentleerung jedoch aufgrund der oben genannten Risiken und Symptome nicht werden.
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Wie lange kann man den Stuhlgang überhaupt unterdrücken?
Wie oft wir Stuhlgang haben, ist von Mensch zu Mensch komplett verschieden. Für einige Menschen ist es völlig normal und gesund, dreimal täglich ein großes Geschäft zu verrichten, andere gehen nur dreimal pro Woche auf die Toilette, ohne Beschwerden oder Schmerzen zu haben. Die Verdauung und Darmentleerung sind sehr individuelle körperliche Funktionen.
Entsprechend dieser ganz persönlichen Rhythmen und Regelmäßigkeiten beim Toilettengang können einige Menschen ihren Stuhl mitunter auch mehrere Tage problemlos einhalten, während andere sich schon nach einem halben Tag ohne Stuhlgang Sorgen um eine mögliche Verstopfung machen.
Als Faustregel kann also gesagt werden: Es ist durchaus möglich, den Stuhlgang einige Tage zurückzuhalten.
Bei der Recherche sind wir auf eine Studie aufmerksam geworden, die sicherlich einen Extremfall beschreibt. In der Studie von 2010 beschreiben die Forschenden den Fall einer Frau, die 75 Tage ihren Stuhlgang einhielt. Allerdings handelte es sich bei dem Fall um eine akute Verstopfung – Stuhlimpaktion genannt – bei der harter Stuhlgang den Enddarm verschließt. Die Frau hatte starke Schmerzen und andere Beschwerden wie Übelkeit. Da sie aufgrund der extremen Verstopfung keinen normalen Stuhlgang mehr haben konnte, aß sie auch wenig bis keine Nahrung. Sie verlor stark an Gewicht.
In der Studie wird beschrieben, wie Ärzte und Ärztinnen die Patientin mit Pflanzenöl, Einläufen und traditioneller chinesischer Medizin behandelten. Nach zwölftägiger Behandlung konnte die Patientin erstmals kleine, harte Stückchen Stuhl ausscheiden. Fälle wie dieser sind selten und eigentlich immer auf Erkrankungen und krankhafte Verdauungsprobleme zurückzuführen.