Antibabypille für Männer: Studie macht Weg frei

Antibabypille für Männer: Studie macht Weg frei

Forschende haben einen Wirkstoff identifiziert, der Männer kurzzeitig unfruchtbar machen könnte. Damit ist der Weg frei für ein nicht-hormonelles Verhütungsmittel für Männer. Wie das Mittel funktioniert, lesen Sie hier.

Hormonpille adé: Zeit für Veränderung steht an

Einer der größten Durchbrüche in der Sexualforschung war die Einführung der Antibabypille für die Frau in den 1960er Jahren. Mit der Pille wurde auch ein Stück feministische und emanzipatorische Geschichte geschrieben. Die Pille ist bis heute immer noch die sicherste und erfolgreichste Verhütungsmethode – obwohl sie nicht vor der Ansteckung mit und Übertragung von Geschlechtskrankheiten schützt.

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In den letzten Jahren zeichnet sich aber ein Ermüdungs-Trend ab. Immer weniger junge Frauen nutzen die Pille zu Verhütung. Bei allen offenbaren Vorteilen, die die Pille hat, ist der Trend aber durchaus nachvollziehbar, denn die Pille als hormonelles Verhütungsmittel greift stark in den weiblichen Hormonhaushalt ein. Das hat oft auch Nebenwirkungen wie Migräne, Übelkeit, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen oder Libidoverlust.

Im Video: So wird an der Männer-Pille geforscht

Die enormen hormonregulierenden Effekte der Pille auf den weiblichen Körper dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Jetzt scheint Forschenden ein Durchbruch gelungen zu sein. Sie haben einen nicht-hormonellen Wirkstoff identifiziert, der Männer vorübergehend unfruchtbar machen könnte. Ein serienreifes Verhütungsmittel könnte dann in Zukunft von Männern als Pille eingenommen werden, direkt bevor sie Sex haben. Wie der Wirkstoff funktionieren soll, erfahren Sie hier.

Antibabypille für Männer: Studie macht Weg frei

Im menschlichen Körper funktioniert nichts ohne Botenstoffe und Signalübertragungen. So auch bei der Fortpflanzung. Damit Spermien vernünftig ausreifen und beweglich genug sind, um ihren beschwerlichen Weg zur Eizelle zu finden, wird ein Botenstoff namens cAMP benötigt. Dieser Botenstoff überträgt wichtige Signale an die Spermien, Signale wie: „Bewegt euch!“. Damit ein männlicher Körper aber cAMP produzieren kann, braucht es ein besonderes Enzym, die Adenylylcyclase (sAC). Und genau an dieser Stelle haben Forschende nun angesetzt und überlegt:

Was würde passieren, wenn das Enzym sAC gehemmt wird?

Gedacht, getan: Ein Team aus deutschen und US-amerikanischen Biochemikern und Biochemikerinnen haben verschiedene sAC-Hemmer in Versuchen an Mäusen getestet. Sie identifizierten dabei einen Wirkstoff, der das Enzym besonders zuverlässig hemmte, den sAC-Inhibitor TDI-11861. Wurde den männlichen Mäusen der Wirkstoff verabreicht, waren deren Spermien für 2,5 Stunden völlig bewegungslos – und Spermien, die nicht schwimmen, können auch keine Eizellen befruchten. Der Wirkstoff hatte im Mäuseversuch also eine empfängnisverhütende Wirkung von 100 Prozent! Mit Inhibitor TDI-11861 könnte also eine vorübergehende Unfruchtbarkeit bei Männern erreicht werden. Nach 24 Stunden waren übrigens alle Spermien wieder vollständig beweglich.

Die Männerpille als Gamechanger

Sollte es den Forschenden gelingen, die bei Mäusen bereits erfolgreiche Verhütungspille für Männer zu optimieren, wäre sie mit der 100-prozentigen Wirksamkeit die sicherste Verhütungsmethode. Selbst die Hormonpille für Frauen schützt nicht so sicher vor Empfängnis. Es gibt Möglichkeiten, wie Frauen trotz Pille schwanger werden. Bei der Pille für den Mann aus dem Mäuseexperiment wäre Verhütung erstmals absolut garantiert.

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Das sind die nächsten Schritte

Was diese vorklinische Studie mit Inhibitor TDI-11861 zeigte: Es ist möglich, ein nicht-hormonelles Verhütungsmittel für Männer zu entwickeln, das bei Bedarf genommen werden könnte und zu 100 Prozent vor Empfängnis schützt.

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In den nächsten Schritten werden die Forschenden die Ergebnisse nun in weiteren Tierversuchen replizieren und weiterführen. Der Wirkstoff muss außerdem weiter verbessert werden. Erst dann können in klinischen Studien Untersuchungen der Wirkung bei Menschen vorgenommen werden. Zur weiteren Entwicklung und Forschung mit dem Wirkstoff haben einige der an den vorklinischen Studien beteiligten Forschende bereits ein Start-Up in New York gegründet. Vielleicht können Männer in einigen Jahren bereits auf eine Verhütungspille zurückgreifen.

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