Skoliose: Wie die Fehlstellung der Wirbelsäule behandelt werden kann

Die gesamte Haltung ist schief, der Rücken ist krumm: Wenn sich die Wirbelsäule seitlich verbiegt und noch dazu Wirbel verdreht sind, liegt eine Skoliose vor. In diesem Artikel erfahren Sie alles über Ursachen, Symptome und Behandlung der Wirbelsäulenverkrümmung.

In Kürze: Skoliose diagnostizieren und behandeln

  • Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, die meistens während des Wachstums im Kindes- und Jugendalter auftritt. 
  • Es wird angenommen, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren bei einer Skoliose eine Rolle spielen können. 
  • In leichten Fällen kann regelmäßige Physiotherapie helfen, um die Muskulatur zu stärken und die Krümmung zu korrigieren. Bei moderaten bis schweren Fällen kann eine Korsetttherapie eingesetzt werden, um die Wirbelsäule in eine aufrechte Position zu bringen und weiteres Fortschreiten der Skoliose zu verhindern.

Was ist Skoliose?

Die Skoliose ist eine Wirbelsäulenverkrümmung mit gleichzeitiger Verdrehung der Wirbelkörper. Die Wirbelsäule ist bei dieser Erkrankung nicht nur zur Seite geneigt, sondern weist auch eine Rotation der Wirbelkörper bei gleichzeitiger axialer Verdrehung des Schultergürtels zum Becken hin auf – es liegt eine dreidimensionale Verkrümmung vor. Das Wort Skoliose entstammt dem altgriechischen Wort "skolios", was "krumm" bedeutet. Meistens tritt eine Skoliose nach dem 10. Lebensjahr auf, Mädchen und junge Frauen sind häufiger betroffen als Jungs und junge Männer. Insgesamt betrifft etwa 2 Prozent der Bevölkerung die Wirbelsäulenverkrümmung.

Im Video: Fünf Tipps, um Rückenbeschwerden vorzubeugen

Vor allem in chronischer Form können Rückenschmerzen die Lebensqualität einschränken und alltägliche Aktivitäten beeinträchtigen. Dabei ist eine gesunde Wirbelsäule wichtig für eine gute Körperhaltung und Beweglichkeit – sowie andersherum. Hier sind Tipps, wie Sie Ihren Rücken gesund halten können.

Symptome einer Skoliose

Eine Wirbelsäulenverkrümmung ist abhängig vom Alter, dem Fortschritt der Erkrankung sowie dem Grad der Verkrümmung.

Eine Skoliose von wenigen Graden fällt zu einem im bekleideten Zustand kaum auf, zum anderen macht sie meist keine Probleme und die Symptome sind eher kosmetischer Natur. Bei Kindern und jungen Erwachsenen kann gegebenenfalls ein verändertes Gangbild auffallen, ebenso eine eingeknickte Taille und unterschiedlich hoch stehende Schultern. Bei älteren Betroffenen ab dem mittleren Lebensalter kann sich die Wirbelsäulenverkrümmung durch Rückenschmerzen und Verspannungen bemerkbar machen. Ist die Skoliose weiter fortgeschritten, kann es durch die Verkrümmungen im Rücken zu Atemnot kommen, da die Lunge an Raum verliert. Auch ein Druckgefühl auf der BrustHerzrasen und Verdauungsprobleme können eine Skoliose begleiten. Mit zunehmendem Grad der Skoliose nimmt die Beweglichkeit der Wirbelsäule ab und Verschleiß, Versteifungen und Schmerzen nehmen zu. Ein Symptom bei starker Verkrümmung sind in manchen Fällen auch Beschwerden beim Schlucken.

Schweregrade der Skoliose

Der Schweregrad der Wirbelsäulenverkrümmung bemisst sich nach Grad Cobb. Der US-Mediziner John Robert Cobb ermittelte mithilfe einer Röntgenaufnahme mit diesem nach ihm benannten Maß den Winkel der seitlichen Biegung in der Wirbelsäule; der Krankheitswert beginnt erst ab einem Winkel von 10 Grad und mehr.

  • Skoliose 1. Grades (leicht): Winkel von 10 bis 40 Grad
  • Skoliose 2. Grades (mittelschwer): Winkel zwischen 40 und 60 Grad
  • Skoliose 3. Grades (schwer): Winkel von 61 bis 80 Grad
  • Skoliose 4. Grades (sehr schwer): Winkel über 80 Grad

Formen der Skoliose

  • Thorakale Skoliose: im Brustwirbelsäulenbereich
  • Lumbale Skoliose: im Lendenwirbelsäulenbereich
  • Thorakolumbale Skoliose: Übergangsbereich zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule
  • Thorakale und lumbale (doppelbogige) Skoliose: Bereich von Brust- und Lendenwirbelsäule

Quelle: Deutsches Skoliose Netzwerk

Ursachen einer Skoliose

Nur etwas eine von zehn Skoliosen liegt eine bekannte Ursache (symptomatische Skoliose) zugrunde, bei rund rund 90 % der Fälle ist der Auslöser der Skoliose unbekannt, was Medizinerinnen und Mediziner als idiopathische Skoliose bezeichnet.

Mögliche Ursachen einer symptomatischen Skoliose können sein:

  • angeborene Fehlbildungen von Wirbelkörpern
  • Muskelschwächekrankheiten
  • rheumatische Erkrankungen
  • Nervenschäden, die die stabilisierende Bauch- und Rückenmuskulatur beeinträchtigen
  • Osteoporose
  • Wirbelknochenbrüche
  • Rückenmarksverletzungen
  • ausgeprägte Differenz der Beinlängen

Mögliche Ursachen einer idiopathische Skoliose können sein:

  • Die Neigung tritt innerhalb der Familie gehäuft auf
  • Forschende haben herausgefunden, dass eher groß gewachsene Menschen an Skoliose erkranken können

Diagnose und Untersuchung

Bei einem Verdacht auf Skoliose sollten Sie einen Termin beim Orthopäden machen. Die Medizinerin oder der Mediziner wird mit dem Adams Bending-Test die Krümmung der Wirbelsäule bestimmen: Bei diesem Vorbeugetest kann man den Rippenbuckel und Lendenwulst mit einer speziellen Wasserwaage, auch Skoliometer genannt, ausmessen.  Wenn bei dieser Messung ein Grenzwert von circa 6 Grad überschritten wird oder wenn der Buckel in kurzer Zeit deutlich zunimmt, ist eine Röntgenuntersuchung erforderlich. Anhand der Röntgenbilder in einem spezialisierten Wirbelsäulenzentrum kann der Cobb-Winkel und das Krümmungsmuster bestimmt werden, außerdem mögliche Fehlbildungen oder Wirbelverformungen. Bei Jugendlichen kann auch die Skelettreife (Restwachstum) bestimmt werden. Bei einer festgestellten Skoliose-Erkrankung wird in einem Therapieplan die Häufigkeit der Kontrolluntersuchungen festgelegt; sie richtet sich nach Schweregrad, Wachstumsphase und auch nach der Therapieform.

Behandlungsmöglichkeiten

Physiotherapie

Physiotherapeutische Maßnahmen sind bei Kindern und jungen Erwachsenen die Therapie der ersten Wahl, denn hier lassen sich gute Ergebnisse vor Abschluss des Wachstums erzielen. Auch Übungen zur Stärkung von Brust-, Bauch- und Rückenmuskulatur können eine Verschlimmerung der Wirbelsäulenkrümmung aufhalten und manchmal sogar mindern. Eine ergänzende Atemtherapie entspannt Muskeln und Seele und fördert die Lungenfunktion.

Korsett

Kindern und jungen Erwachsene erhalten in der Wachstumsphase häufig ein maßgefertigtes Korsett. Bei einem errechneten Cobb-Winkel zwischen 20 und etwa 45 Grad soll das Korsett dazu beitragen, den Rumpf über die Atmung aufzurichten. Die Therapie dieser Orthese baut darauf auf, dass sie am Tag und auch in der Nacht getragen werden muss, um einen Erfolg zu erzielen. Erwachsenen hingegen erhalten ein Korsett meist nur zu Stabilisierung, da ihr Knochenwachstum abgeschlossen ist.

Operation

Ein operativer Eingriff wird in Deutschland bei rund 1.000 Jugendlich durchgeführt, frühestens jedoch nach dem zehnten Lebensjahr. Eine Operation wird notwendig, wenn eine schwere Skoliose vorliegt, die Wirbelsäulenkrümmung schnell voranschreitet, Verschleiß droht oder die Funktion innerer Organe eingeschränkt wird. Heranwachsende erhalten Titanstäbe, die man an Rippe und Wirbel anbringt, um die Wirbelsäulenabschnitte auszurichten; diese müssen alle vier bis sechs Monate operativ verlängert werden. Bei leichten Erkrankungen kann die Wirbelsäule geklammert werden, um das Wachstum der Wirbelsäule in einzelnen Bereichen abzubremsen. Wenn bei erwachsenen Erkrankten eine OP vorgenommen wird, handelt es sich in der Regel um die Ausrichtung und die dann anschließenden Versteifung der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte.

Schmerztherapie

Die Verkrümmung der Wirbelsäule geht immer mit Verspannungen einher, die dann im weiteren Verlauf zu Rückenschmerzen führen; um weitere Fehlhaltungen und Verspannungen zu vermeiden, sind schmerzlindernde Medikamente immer ratsam.

Hier erhalten Skoliose-Erkrankte und deren Angehörige weitere Informationen

Je früher also eine Skoliose erkannt wird, desto erfolgversprechender ist die Behandlung.© iStock/Albina Gavrilovic

Bundesverband Skoliose-Selbsthilfe e. V.

Ziel des Bundesverbandes ist es, die Belange und Interessen seiner Mitglieder Institutionen gegenüber zu vertreten und an Skoliose erkrankte Menschen hinsichtlich der therapeutischen Möglichkeiten zu informieren.

Deutsches Skoliose Netzwerk

Das DSN Deutsches Skoliose Netzwerk, mit Sitz in Bonn, ist eine in Deutschland gemeinnützig tätige, anerkannte Selbsthilfeorganisation.

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