Hörverlust und Lärm: Studie deckt unbekannten Zusammenhang auf

Kann man Hörschäden durch extreme Lautstärke womöglich bald mit einer einfachen Tablette vorbeugen? Was der Zusammenhang zwischen Lärm, Zink und Hörverlust ist, haben Forschende nun erstmals beschrieben.

Aufnahme von einem lauten Konzert und feiernden Menschen im Publikum© Free-Photos/Pixabay
Hörverlust durch Lärm: Forschende haben den Zusammenhang aufgedeckt – und womöglich eine Lösung gefunden, wie Schäden vorgebeugt werden kann.

In unseren Ohren haben wir Menschen die kleinsten Knochen des Körpers. Steigbügel, Amboss und Hammer sind über Bindegewebe und kleinste Bänder so verbunden, dass selbst die kleinsten Schwingungen des Trommelfells bis ins Innenohr weitergeleitet werden.

Diese Grazilität macht unsere Ohren aber auch extrem empfindlich gegenüber Lautstärke und Lärm. Starke akustische Reize und Dauerlärm fügen unserem Hörvermögen großen Schaden zu. Dröhnende Bässe im Club, hämmernde Maschinen auf der Baustelle, tosender Hauptstraßenlärm in der Stadt oder kreischende Gitarren auf einem Konzert, unsere Ohren vergessen keine Verletzung. Kurzzeitig sind wir daher auch nach besonders lauten Ereignissen schwerhörig, nehmen Geräusche gedämpft wahr oder haben tagelang ein Rauschen und Klingeln auf den Ohren.

Forschende haben jetzt herausgefunden, dass Lärm unsere Ohren selbst auf einer zellulären Ebene schadet und so zu Hörverlust führen kann. Was die Zusammenhänge sind, erklären wir hier.

Lärmbelastung häufige Ursache für Hörverlust

Eine der häufigsten Ursachen für Hörverlust ist langfristige Lärmbelästigung. Natürlich spielen auch Alterungsprozesse oder erbliche Faktoren eine Rolle. Lärm aber ist etwas, vor dem wir uns selbst schützen können. 

Laut Deutschem Schwerhörigenbund e. V. ist fast jeder Fünfte über 14 Jahren hörbeeinträchtigt. Von diesen 13,3 Millionen Menschen in Deutschland gelten etwa 7,5 Millionen als leichtgradig schwerhörig, 4,7 Millionen als mittelgradig schwerhörig und etwa 960.000 als hochgradig schwerhörig. 

Die Grade der Schwerhörigkeit bedeuten, dass man folgende Lautstärken nicht mehr oder nur noch schwer versteht:

  • leichte Schwerhörigkeit: Geräusche bis 40 Dezibel werden nicht mehr gehört, wie das Atmen von anderen Menschen oder Flüstern
  • mittlere Schwerhörigkeit: Geräusche bis 55 Dezibel werden nicht mehr gehört, wie leises Autoradio, Unterhaltungen in normaler Lautstärken
  • starke Schwerhörigkeit: Geräusche bis 70 Dezibel werden nicht mehr gehört, wie vorbeifahrende Autos, Fernseher in Zimmerlautstärke, Staubsauger

Zu viel Zink schädigt das Hörvermögen

Forschende haben nun untersucht, welche biologischen Auswirkungen extremer Lärm auf unser Gehör hat. Dass Lärm den empfindlichen Hörapparat schädigt, war lange klar. Wie genau die Schäden entstehen, die zum Hörverlust führen, konnte aber erst jetzt festgestellt werden.

In Experimenten mit Mäusen konnten die Forschenden feststellen, dass extremer Lärm die vermehrte Freisetzung von Zink in unserem Körper auslöste. Normalerweise dient ungebundenes Zink zur Signalübertragung und Leitung von sensorischen Reizen. Lärm ließ die Zinkwerte in den Ohren der Mäuse aber stark ansteigen, was die Kommunikation der Sinneszellen störte und Schäden an ihnen verursachte.

Wenn also ein lärmbedingter Überschuss an Zink im Ohr zum Hörverlust beitrug, könnte man dann nicht Hörverlust vorbeugen, indem man ungebundenes Zink aus dem Ohr einfach entfernte?

  • Gedacht, getan: Die Forschenden gaben den Mäusen in einem nächsten Schritt Medikamente, um Zink zu binden. Tatsächlich half dies, den Hörverlust auszugleichen. Auch präventiv schützte das Zink-Medikament das Gehör vor Schäden durch starke Lautstärke.

Weitere Untersuchungen beim Menschen stehen nun an. Perspektivisch könnten auf Grundlage der neuen Erkenntnisse spezielle Medikamente für Menschen entwickelt werden, die überschüssiges Zink durch extreme Lautstärke im Körper binden und so vor Hörschäden und Hörverlust schützen könnten.

Darum verursacht Lärm akuten Stress bei uns Menschen – und was Sie dagegen tun können