Durchhalten oder loslassen? Wann es sich lohnt, aufzugeben

Durchhalten um jeden Preis? Bloß nicht aufgeben? Tatsächlich kann unbeirrbare Verbissenheit uns unglücklich und krank machen. Durchhaltevermögen ist nicht immer eine Tugend, wann es sich sogar lohnt, aufzugeben, erfahren Sie hier.

Wann lohnt es sich, aufzugeben?

Wir bekommen von klein auf beigebracht, dass durchhalten, weitermachen, dranbleiben, nicht aufgeben Merkmale starker Charaktere sind. Wer sich nicht von seinen Zielen und Träumen abbringen lässt, wird es irgendwann auch schaffen. 

In der Psychologie ist man heute weiter. Das unbeirrbare Festhalten an Zielen, Träumen, Ideen oder auch Beziehungen kann schädlich für unsere mentale Gesundheit sein und uns sogar unglücklich und körperlich krank machen.

In dem gerade erschienenen Essay „On Giving Up“von Adam Phillips fragt der britische Psychoanalytiker, was wir aufgeben müssen, um besser leben zu können. Dass das unbedingte Festhalten an Zielen und Träumen in manchen Situationen gar nicht sinnvoll ist, erklärt er etwa an dem Beispiel:

Sie möchten unbedingt lernen, Gitarre zu spielen, haben aber wegen Arbeit, Familie und anderer Aufgaben im Alltag einfach keine Zeit oder Energie für das neue Hobby? In dieser Situation würde es Sie nur unglücklich machen, an dem Wunsch festzuhalten. Loslassen und den Gitarrentraum aufgeben ist besser für die mentale Gesundheit.

Auch an Beziehungen, die uns nicht guttun, egal, ob romantische oder freundschaftliche, sollte nicht um jeden Preis festgehalten werden müssen. Was uns schadet, Energie raubt und belastet, kann ruhigen Gewissens aufgegeben werden.

Kann Aufgeben gut für unsere mentale Gesundheit sein?

In der Psychologie wird schon seit einiger Zeit untersucht, wie uns das Loslassen und Aufgeben mitunter sogar glücklich und zufriedener machen kann. In einem Forschungsartikel von 2013 stellten die Forscher Wrosch, Scheier und Miller dar, dass die Fähigkeit zur Anpassung von Zielen und Wünschen positive Effekte auf unsere mentale Verfassung hat.

Unerreichbare Ziele Aufgeben und eine Umorientierung hin zu neuen Zielen kann

  • psychologischen Schmerz reduzieren
  • subjektives Wohlbefinden erhöhen
  • positive körperliche Gesundheitseffekte haben

Durchhalten oder aufgeben: Wann sollte ich dranbleiben?

Jedoch sollten nicht alle Wünsche und Ziele – oder gar Beziehungen zu Menschen – einfach aufgegeben werden. Unser Gehirn reagiert mit der Ausschüttung von Glückshormonen, wenn wir schwierige Aufgaben abschließen. Neues Lernen und Probleme lösen ist die Hauptfunktion unseres Gehirns. Es lohnt sich also, an erreichbaren Aufgaben dranzubleiben.

An Zielen sollte man immer dann festhalten, wenn deren Erfüllung realistisch ist und man durch eigenes Handeln das gewünschte Ergebnis herbeiführen kann. Alles, wofür wir weder Zeit noch Energie haben, können wir ruhig gehen lassen.