Wunschdenken: Kann zu viel Träumerei hinderlich sein?

Immer nur darauf hoffen, dass schon alles irgendwie wieder gut wird? Keine gute Idee. Wunschdenken kann uns tatsächlich schaden, wie Forschende in den Niederlanden nun herausgefunden haben.

Darstellung einer Bauernfigur beim Schach, die im Spiegel eine Dame sieht© iStock/ffikretow
Ziele sind wichtig für uns. Doch zu viel Wunschdenken kann gefährlich werden.

Darum kann uns Wunschdenken handlungsunfähig machen

Wunschdenken, auf das Gute vertrauen, das Beste hoffen und den Glauben niemals verlieren, dass sich irgendwann schon alles so entwickelt, wie wir es uns wünschen. Wir alle hoffen und träumen und malen uns von Zeit zu Zeit in unseren Gedanken die rosigsten Szenarien für unsere Zukunft aus. Das ist normal. 

Doch wer sich dem eigenen Wunschdenken zu sehr hingibt, steht nicht nur den eigenen Zielen im Weg, sondern wird auch handlungsunfähig. Forschende der Universität Amsterdam untersuchten in einer aktuellen Studie in insgesamt fünf Experimenten mit 1.714 Teilnehmenden, wann genau wir Wunschdenken anwenden und wann unser Wunschdenken hinderlich, mitunter sogar gefährlich, wird.

In der Studie konnten die Forschenden feststellen, dass Wunschdenken hauptsächlich durch negative Zukunftserwartungen ausgelöst wird. Die Forschungsleiter interpretieren ihre Ergebnisse folgendermaßen: 

Wunschdenken ist wichtig für uns Menschen, um mit Zukunftsängsten umzugehen (…) Aber die Leute können in unsicheren Situationen dadurch auch zu hoffnungsvoll werden. Wir beobachten dieses Verhalten im Kontext des Klimawandels, wenn Finanzkrisen die Märkte erschüttern oder dann, wenn es um die eigene Gesundheit geht und Menschen medizinische Hilfe nicht suchen, weil sie hoffen, dass schon alles wieder gut werden wird.

Genau hier liegt laut Forschenden die große Gefahr des Wunschdenkens. Blinder Optimismus würde Menschen davon abhalten, aktiv eine Besserung anzustreben oder Informationen zu suchen, um Unsicherheiten aufzulösen. Wunschdenken birgt also immer die Gefahr, handlungsunfähig zu werden.

Definition „Wunschdenken“: Was genau ist das? 

Wunschdenken ist ein negativ konnotiertes Wort. Wir nutzen es in der Regel, um bestimmte Vorstellungen und Forderungen als unrealistisch und idealistisch darzustellen. Im Lexikon der Psychologie von spektrum.de wird Wunschdenken als „illusionäres Denken“ beschrieben und im Zusammenhang mit bestimmten psychopathologischen Erkrankungen definiert. 

Beim Begriff Wunschdenken schwingt immer auch mit, dass der oder die Wunschdenkende die Realität verdreht, falsch wahrnimmt oder reale Bedingungen ignoriert.

Wie funktioniert Wunschdenken richtig?

Wer nur in seiner Fantasie lebt und ohne jegliches Zutun blind darauf hofft, dass in Zukunft schon alle Wünsche und Träume in Erfüllung gehen werden, tut sich selbst keinen Gefallen. Wie wir gelernt haben, ist diese Art Wunschdenken ungesund und für die tatsächliche Erreichung unserer Ziele sogar hinderlich.

Das heißt aber nicht, dass Wunschdenken per se schlecht oder nachteilig für uns und unsere ganz eigenen Ziele sind. Es gibt viele Synonyme und verwandte Begriffe zum Wunschdenken. Mit welchen Methoden Sie Wunschdenken zu Ihrem Vorteil nutzen können, stellen wir hier vor.

Manifestieren: So funktioniert die Wunscherfüllung

Die Manifestation ist eine beliebte Methode, um Wünsche erreichbar zu machen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Manifestation, für gewöhnlich aber spielen diese Aspekte eine Rolle:

Klarheit über Ihre Ziele: Definieren Sie genau, was Sie manifestieren möchten. Je klarer und spezifischer Sie sind, desto besser können Sie Ihre Energie und Aufmerksamkeit darauf lenken.

Positive Gedanken und Affirmationen: Stellen Sie sicher, dass Ihre Gedanken und Überzeugungen im Einklang mit Ihren Zielen stehen. Vermeiden Sie negative Selbstgespräche oder Zweifel. Wiederholen Sie positive Affirmationen, die Ihre Ziele unterstützen, regelmäßig.

Visualisierung: Stellen Sie sich lebhaft vor, wie es sich anfühlen würde, Ihr Ziel bereits erreicht zu haben. Visualisieren Sie die Details und Emotionen, als ob es bereits Realität ist. Dies hilft, Ihre Energie und Schwingungen zu erhöhen.

Mit dem japanischen Daruma aktiv auf Wunscherfüllung hinarbeiten

Wie vieles in Japan, ist auch Wunschdenken ritualisiert. Als Glücksbringer gilt in Nippon der Daruma, eine kleine rote Pappfigur mit ernstem Gesicht und zwei weißen pupillenlosen Augen. Wer einen Wunsch hat, malt mit einem Stift eines der Augen aus und platziert die Pappfigur an einem Ort in der Wohnung, wo man sie täglich sieht und an ihr vorbeigeht. Dadurch wird der Daruma zur täglichen Erinnerung an das eigene Ziel und soll Ansporn sein, jeden Tag ein kleines bisschen an der Erfüllung der Ziele zu arbeiten.

Daruma-Figürchen können Sie auch hierzulande in Online-Shops kaufen. Diesen kleinen Pappmann finden wir am schönsten. Haben Sie Ihr Ziel erreicht, malen Sie das zweite Auge des Daruma ein. Jetzt können Sie die Pappfigur verbrennen. In Japan werden die Figuren in Shintô-Schreinen verbrannt.

WOOP-Methode, um Wünsche zu erreichen

Die Psychologin Prof. Dr. Gabriele Oettingen, mittlerweile im Ruhestand, beschäftigte sich während ihrer Professuren an der Uni Hamburg und der University of New York mit Zukunftsdenken und untersuchte dabei, wie unsere Erwartungen, Wünsche und Vorstellungen das eigene Handeln und Fühlen beeinflussten. In ihrem Sachbuch „Die Psychologie des Gelingens“ stellt die Psychologin die WOOP-Methode vor, mit der Wünsche aktiv in erreichbare Ziele umgewandelt werden können.

In ihrem Bestseller erklärt Prof. Dr. Oettingen alles über positives Wunschdenken und wie die WOOP-Methode funktioniert. WOOP steht für Wish, Outcome, Obstacle und Plan.

  • Wish: Formulieren Sie einen erreichbaren, realistischen Wunsch.
  • Objective: Stellen Sie sich vor, wie es sich anfühlt, Ihr Ziel erreicht zu haben. Wie wird sich Ihr Leben verändert haben? Wie wird sich Ihr Denken verändert haben? Machen Sie sich Notizen diesbezüglich.
  • Obstacle: Auf dem Weg zu jedem Ziel wird es immer Hindernisse geben. Fragen Sie sich, welche Hindernisse Sie erwarten müssen. Gibt es möglicherweise auch interne Hürden, die Sie bisher daran hinderten, Ihr Ziel zu verwirklichen? Schreiben Sie alle Hindernisse auf.
  • Plan: Mit Ihren Notizen können Sie nun einen genauen Plan entwickeln, wie Sie Ihr Ziel erreichen. Überlegen Sie, wie Sie mit Rückschlägen und Hindernissen umgehen. Ihr Plan sollte Ihnen Sicherheit geben, auf alle Eventualitäten auf dem Weg zum Ziel vorbereitet zu sein.