Schielen: Ursachen, Arten, Behandlung

Mehr als ein Schönheitsfehler: Schielen erkennen und behandeln

Schielen (Strabismus) sollten man immer beheben – sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Denn: Es handelt sich um eine ernstzunehmende Sehbehinderung. Vor allem bei plötzlichem Strabismus ist schnelles Handeln wichtig. Lesen Sie hier, welche Ursachen hinter dem Schielen stecken, welche Arten es gibt – und was dagegen hilft.

Nicht nur ein Schönheitsfehler: Wer schielt, leidet unter einer Sehbehinderung. Erwachsene sehen mitunter doppelt, bei Kindern kann die Fehlstellung der Augen dazu führen, dass ihre Augenfunktion verkümmert. Augenärzte sollten die Abweichung der Augen deswegen immer therapieren. Wir erklären, was man gegen Schielen machen kann – und was passiert, wenn man die Sehbehinderung nicht behandeln lässt.

Im Video: Wenn Babys schielen: Was Eltern dazu wissen sollten

Was versteht man unter Schielen?

Schielen, der Fachbegriff für diese Sehbehinderung ist Strabismus, beschreibt eine Fehlstellung des Auges, die entweder konstant vorhanden ist oder immer wieder auftritt. Während des Schielens weichen die Augen von der Parallele ab. Diese Abweichung nennt man Schielwinkel. Dieser Schielwinkel kann sich ändern, je nachdem, in welche Richtung man schaut (Lähmungsschielen). Beim sogenannten Begleitschielen hingegen verbleibt der Schielwinkel unverändert.

Kinder und Erwachsene können betroffen sein. Die Ursachen sind vielschichtig. Plötzliches Schielen wird immer als akuter Notfall behandelt! Hier ist nicht der Augenarzt zuständig – sondern die Zentrale Notaufnahme.

Welche Arten gibt es?

Es gibt verschiedene Arten des Schielens. Bei allen Formen werden die Augen zumindest zeitweise aus dem Gleichgewicht gebracht. Das passiert immer dann, wenn einer der sechs essenziellen Augenmuskeln gestört ist, etwa durch eine Verletzung oder eine Lähmung. Teilweise sind die Muskeln im Auge auch zu lang, zu kurz oder werden fehlgesteuert. 

So können die folgenden Formen des Schielens eintreten:

  • Innenschielen
  • Außenschielen
  • Höhenschielen
  • Verrollen des Auges, auch Zyklorotation genannt

Hinweis: Schätzungen zufolge sind etwa 80 Prozent der Bevölkerung vom sogenannten latenten („versteckten“) Schielen betroffen. Allerdings kommt es dabei nur selten zu Beschwerden. Ursächlich hierfür ist zum Beispiel starke Müdigkeit oder ein schneller Wechsel von fern auf nah beim Betrachten von Dingen. Die meisten Menschen kompensieren das latente Schielen im Alltag.

Manifestes Schielen

Wenn Personen eine ständige Schielfehlstellung aufweisen, sprechen Mediziner:innen von einem manifesten Schielen. Dazu gehört auch der sogenannte Mikrostrabismus.

Warum sollte man Schielen behandeln?

Beide Augen müssen parallel auf ein Ziel schauen können, um ein räumliches Sehen zu ermöglichen. Nur dann verschmelzen die Bilder beider Augen zu einem vollständigen Seheindruck – inklusive Tiefe und Perspektive. Wer jedoch schielt, hat ein Auge, das von der Sehachse abweicht. So kommt es durch Strabismus zu Doppelbildern. Das Gehirn betroffener Kinder kann die Doppelbilder ausblenden. Aber: Unbehandelt kann so die Sehfähigkeit des ausgeblendeten Auges verloren gehen. 

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Ursachen für Schielen

  • Strabismus bei Erwachsenen: Im Erwachsenenalter kann zunächst kompensiertes Schielen zu einem manifesten Schielen werden. Tritt das Schielen jedoch plötzlich auf, handelt es sich immer um einen Notfall! Die plötzliche Lähmung der Augenmuskeln kann zum Beispiel durch einen Schlaganfall, eine Durchblutungsstörung oder einer Entzündung hervorgerufen werden. Fallen ein oder mehrere Muskeln im Auge aus, spricht man vom Lähmungsschielen, was häufig plötzlich auftritt. So kann Lähmungsschielen beispielsweise in Folge eines Unfalls vorkommen. Teilweise ist diese Form des Strabismus aber auch angeboren. Neben unterschiedlichen Augenerkrankungen sowie neurologischen Leiden kommen auch Erkrankungen der Augenhöhle als Ursache fürs Schielen bei Erwachsenen infrage.
  • Strabismus bei Kindern: Bei Kindern ist das Schielen in der Regel angeboren. Ist ein Kind stark weitsichtig, kann es als sogenanntes Begleitschielen auftreten. Jedoch: Kinder können auch von einem plötzlichen Lähmungsschielen betroffen sein, etwa in Folge einer Verletzung.

Was macht man gegen Schielen?

Um das Schielen zu behandeln, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Therapie. Ein Augenarzt stellt die Diagnose und kann eine entsprechende Behandlung einleiten, um den schielenden Augen Herr zu werden. 

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Behandlung mittels Okklusionstherapie

Die Okklusionstherapie, auch als Augenpflastertherapie bekannt, kommt häufig bei Kindern mit einer Sehschwäche zum Einsatz, etwa beim Schielen. Mittels Pflaster wird abwechselnd ein Auge zugeklebt, um so das jeweils andere Auge zu trainieren. 

Augentropfen gegen Schielen

Teils behandeln Augenärzte den Strabismus mittels Augentropfen. Der Fachbegriff für dieses Verfahren ist Penalisation. Dabei werden die Augentropfen in das gesunde Auge geträufelt – um es so beim Sehen zu behindern und das Führungsverhalten der Augen zu korrigieren.

Behandlung mittels Prismenbrille

Mit einer speziellen Prismenbrille kann man leichte Fehlstellungen therapieren und ausgleichen. Oft findet sie bei Patient:innen mit latentem Schielen Verwendung.

Schielen mittels Operation (OP) beheben

Wer unter starkem Schielen leidet, sollte über eine OP nachdenken. Fachärzt:innen kümmern sich während der operativen Korrektur um die verursachenden Augenmuskeln: Der Operateur:in verlängert, kürzt, spaltet oder versetzt die entsprechenden Muskeln im Auge. 

Was passiert, wenn man Schielen nicht behandelt?

Wer das Schielen, etwa beim Kind, einfach ignoriert, riskiert Langzeitschäden. Denn ohne adäquate Behandlung kann Schielen zur Sehschwäche führen. Auch ein dauerhafter Verlust des Sehvermögens ist möglich.

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