
Was genau ist Nachtblindheit?
Nachtblindheit ist eine Sehbehinderung, die es Menschen erschwert, bei schwachem Licht oder im Dunkeln zu sehen. Es handelt sich nicht um eine einzelne Krankheit; der Defekt ist entweder angeboren oder wird im Laufe des Lebens entweder durch Vitamin-A-Mangel oder diverse Erkrankungen erworben.
Formen der angeborenen Nachtblindheit
1. Kongenitale stationäre Nachtblindheit (CSNB): Eine genetisch bedingte Netzhauterkrankung, die meist konstant im Laufe des Lebens ist, in seltenen Fällen leichte Besserung mit der Zeit.
2. Morbus Oguchi (Oguchi-Syndrom): Eine sehr seltene Erkrankung, bei der sich der Augenhintergrund weiß-grau verfärbt und die Pupille bei starkem Licht goldgelbes aufleuchtet.
3. Fundus albipunctatus: Eine erbliche Netzhauterkrankung, die mit einer verlangsamte oder verringerte Dunkeladaptation einhergeht; es finden sich zahlreiche helle, punktförmige Ablagerungen auf der Netzhaut.
4. Leber-Amaurose: Die Erkrankung mit teils erheblicher Beeinträchtigung der Netzhautfunktion: Sie besteht bereits seit Geburt und geht mit einer schweren Sehbehinderung oder Blindheit einher.
In Deutschland leiden schätzungsweise 500.000 Menschen an Nachtblindheit. Das entspricht etwa 0,6 % der Bevölkerung.
Die 5 häufigsten Ursachen von Nachtblindheit
1. Vitamin-A-Mangel: Vitamin A ist ein wichtiger Baustein des Sehpurpurs, einem Protein, das für das Sehen in der Dämmerung und Dunkelheit notwendig ist. Ein Mangel an Vitamin A kann zu Nachtblindheit führen.
2. Retinopathia pigmentosa: Diese erbliche Erkrankung führt zu einer allmählichen Degeneration der Netzhaut, einschließlich der Stäbchenzellen, die für das Sehen bei schwachem Licht verantwortlich sind. Retinopathia pigmentosa führt im Laufe der Zeit zu einem Sehverlust, einschließlich Nachtblindheit.
3. Diabetes mellitus: Chronisch hoher Blutzucker kann die Blutgefäße in der Netzhaut schädigen und zu einer diabetischen Retinopathie führen, die Nachtblindheit verursachen kann.
4. Bluthochdruck: Ähnlich wie Diabetes kann Bluthochdruck die Blutgefäße in der Netzhaut schädigen und die Sehkraft beeinträchtigen.
5. Katarakte und Grauer Star: Eine Trübung der Augenlinse, auch Katarakt genannt, kann zu einer Verschlechterung der Sehschärfe führen, einschließlich der Nachtsicht.
Wenn Sie eines dieser Symptome bemerken, es ist wichtig, einen Augenarzt aufzusuchen, um die Ursache zu diagnostizieren und eine geeignete Behandlung zu erhalten.
Diagnose der Nachtblindheit
Im ersten Schritt erhebt der Arzt/die Ärztin die Krankengeschichte des Patienten. Mithilfe gezielter Fragen, wie:
- Nehmen Sie nachts gar nichts wahr oder können Sie noch geringe Schattierungen erkennen?
- Seit wann bemerken Sie eine Verschlechterung Ihrer Nachtsicht?
- Ist nur ein Auge oder sind beide Augen betroffen?
So erlangt der Arzt/die Ärztin wertvolle Informationen über die Symptome und den möglichen Verlauf der Nachtblindheit.
Anschließend kommt die Adaptometrie zum Einsatz. Mit einem speziellen Gerät misst der Augenarzt die Zeit, die das Auge benötigt, um sich an die Dunkelheit anzupassen.
Die Funktionsfähigkeit der Stäbchen- und Zapfenzellen in der Netzhaut, die für das Sehen in unterschiedlichen Lichtverhältnissen verantwortlich sind, wird mithilfe der Elektroretinografie (ERG) untersucht. Hierbei werden Lichtblitze eingesetzt und die elektrische Antwort der Sinneszellen gemessen.
Einen weiteren Einblick in das Dämmerungssehen und die Blendempfindlichkeit des Patienten ermöglicht die Nyktometrie.
Zusätzlich kann der Augenarzt die Sehschärfe, das Farbensehen und das Gesichtsfeld messen, um ein umfassendes Bild der Sehkraft zu erhalten.
Besteht der Verdacht, dass die Nachtblindheit durch einen Vitamin-A-Mangel oder eine Erkrankung verursacht wird, können weiterführende Untersuchungen Klarheit bringen. Hierbei arbeitet der Augenarzt eng mit anderen Fachärzten zusammen, um die optimale Behandlung für den Patienten zu gewährleisten.
Behandlungsmöglichkeiten von Nachtblindheit
Die angeborenen Formen der Nachtblindheit trotzen derzeit noch allen Therapien. Doch die Wissenschaft ruht nicht: Gentherapie und Stammzelltransplantation geben Hoffnung, diese erblich bedingten Störungen in Zukunft zu beheben.
Retinitis pigmentosa, eine weitere Herausforderung, rückt dank intensiver Forschung ins Licht der Hoffnung. Gentherapie, Netzhautimplantate und Wachstumsfaktoren – verschiedene Ansätze werden in Studien erprobt, um die Funktionsfähigkeit der Netzhaut zu verbessern.
Vitamin-A-Mangel hingegen lässt sich mit gezielter Supplementierung bekämpfen. Die Gabe von Vitamin-A-Präparaten kann die Symptome der Nachtblindheit lindern. Darüber hinaus gilt es, die Ursache des Mangels zu beheben, sei es eine Lebererkrankung oder Mangelernährung.
Besteht die Nachtblindheit als Symptom einer anderen Erkrankung, liegt der Schlüssel zur Besserung in der fachgerechten Behandlung der Grunderkrankung.
Die Forschung schreitet voran und neue Therapien eröffnen Perspektiven. So kann die Nachtblindheit in Zukunft vielleicht nicht nur bekämpft, sondern sogar geheilt werden. Bis dahin bieten verschiedene Hilfsmittel und Anpassungen im Alltag Unterstützung und ermöglichen Menschen mit Nachtblindheit ein erfülltes Leben.
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