
- Was ist Serotonin?
- Ein Hormon, viele Funktionen
- Die Aufgabe des Glückshormons im zentralen Nervensystem
- Der Regulator unseres Schlaf-Wach-Rhythmus
- Was ist der Unterschied zwischen Serotonin und Dopamin?
- Serotoninmangel: Die Symptome
- Wie wird der Serotoninwert gemessen?
- Wie kann ich meinen Serotoninspiegel erhöhen?
- Wirkt künstliches Serotonin?
- Serotoninsyndrom: Was ist das?
Serotonin ist ein Botenstoff, Neurotransmitter und Gewebshormon, der viele Funktionen im Körper erfüllt. Für unsere Gesundheit ist es von unschätzbarem Wert. Entdeckt wurde das Hormon in den 1930er Jahren von Vittorio Erspamer. Im Laufe der Jahre konnten zahlreiche Aufgaben und Wirkungen dieses Stoffes im Körper identifiziert werden.
In der Natur ist Serotonin weit verbreitet. Von kleinsten Lebewesen wie Amöben über Pilze bis hin zu uns Menschen stellen fast alle Organismen auf der Erde diesen Botenstoff her. Es wird angenommen, dass bereits Tiere vor über 700 Millionen Jahren in der Lage waren, Serotonin zu produzieren.
Was ist Serotonin?
Im menschlichen Körper kommt die größte Menge an Serotonin im Magen-Darm-Trakt vor, wo es auch hauptsächlich produziert wird. Aber auch das Gehirn trägt zur Herstellung des Hormons bei. Dafür wird die Aminosäure Tryptophan benötigt, welche ebenfalls über die Nahrung aufgenommen wird.
Serotonin wird vor allem im Magen-Darm-Trakt benötigt, wo es für die Darmtätigkeit und den Appetit eine entscheidende Rolle spielt. Es bindet an Rezeptoren im Darm, was eine Vielzahl an Funktionen auslöst. Doch auch für das Herz-Kreislaufsystem, die Blutgerinnung, die Augen und das zentrale Nervensystem ist dieses „Glückshormon“ unverzichtbar.
Ein Hormon, viele Funktionen
Es ist allgemein bekannt, dass Serotonin für unser Wohlbefinden von Bedeutung ist. Aber welche anderen Funktionen übernimmt das Wohlfühlhormon in unserem Körper?
- Im Magen-Darm-Trakt sorgt Serotonin für die Kontraktion des Darms und ist an der Signalweiterleitung beteiligt. So ist es zum Beispiel daran beteiligt, dass Schmerzen aus dem Magen-Darm-Trakt ins Gehirn weitergeleitet werden.
- Im Auge reguliert Serotonin den Augeninnendruck.
- Im Herz-Kreislaufsystem übernimmt es das Zusammenziehen und Entspannen der Muskulatur von Blutgefäßen. Je nach Bereich bewirkt es das Zusammenziehen der Blutgefäße in der Lunge und den Nieren, während es in den Muskeln der Gliedmaßen die Gefäße erweitert.
- Im Blut ist Serotonin für die Blutgerinnung verantwortlich, da es die Thrombozyten aktiviert.
Die Aufgabe des Glückshormons im zentralen Nervensystem
Serotonin wird im Gehirn rund um die Uhr produziert. Allerdings wird die Produktion in zwei Fällen eingeschränkt: Während des Tiefschlafs wird weniger Serotonin produziert und während der REM-Phase wird es gar nicht hergestellt. In unserem zentralen Nervensystem hat das Hormon folgende Aufgaben:
- Für die Stimmung: Serotonin wird auch als „Wohlfühlhormon“ oder „Glückshormon“ bezeichnet, da es uns Gelassenheit, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit vermittelt. Es dämpft auch negative Empfindungen wie Angst, Aggressivität und Kummer.
- Für den Appetit: Das Hormon spielt eine Rolle bei unserem Hungergefühl und hat in erster Linie eine appetithemmende Wirkung.
- Bei Schmerzen: Serotonin reguliert das Schmerzempfinden über das Rückenmark.
- Beim Sexualverhalten: Es wird während des Orgasmus ausgeschüttet und hat eine hemmende Wirkung auf den Sexualtrieb, indem es diesen nach dem Orgasmus herunterfährt.
Der Regulator unseres Schlaf-Wach-Rhythmus
Die bekannteste Aufgabe von Serotonin ist wohl die Regulation unseres Schlaf-Wach-Rhythmus. Während des Wachzustands schüttet der Hypothalamus Serotonin aus, während es im Tiefschlaf und vor allem während der REM-Phase fast gar nicht ausgeschüttet wird.
Abends, wenn es dunkler wird, wandelt der Hypothalamus das Serotonin in Melatonin um. Daher kann die Ausschüttung von Serotonin am Abend dazu führen, dass Sie sich müder fühlen, da mehr Melatonin in den Nervenzellen produziert wird. Dies geschieht beispielsweise auch bei der Verwendung von Gewichtsdecken, die eine Umarmung simulieren und somit Serotonin ausschütten, das dann in Melatonin umgewandelt wird. Dieser Vorgang kann zu einem besseren Einschlafen führen.
Was ist der Unterschied zwischen Serotonin und Dopamin?
Im Gegensatz zu Serotonin agiert Dopamin als „Belohnungsbotenstoff“ und spielt eine Schlüsselrolle bei der Erzeugung von Freude, Motivation und Lustgefühlen. Dopamin ist eng mit Euphorie und Vergnügen verbunden, während Serotonin vor allem Ruhe, Entspannung und Zufriedenheit fördert.
Niedrige Dopaminwerte können mit Depressionen, Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen, Konzentrationsproblemen, Schlafstörungen und der Parkinson-Krankheit in Verbindung gebracht werden. Übermäßige Dopaminaktivität kann bei Erkrankungen wie Schizophrenie eine Rolle spielen.
Serotoninmangel: Die Symptome
Ein Mangel an Serotonin kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, wie zum Beispiel langanhaltendem Stress, Vitamin-B6-Mangel oder bestimmten Erkrankungen wie Krebs, Autoimmunerkrankungen und chronischen Infektionen.
Zu den Symptomen eines Serotoninmangels zählen:
- Schlechte Laune
- Verstärkte Angst und Angstanfälle
- Eine erhöhte Schmerzwahrnehmung
- Erhöhte Reizbarkeit
- Antriebslosigkeit
- Ständige Müdigkeit
Wie wird der Serotoninwert gemessen?
Wenn Sie unter den genannten Symptomen leiden und vermuten, einen Serotoninmangel zu haben, sollten Sie unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Der Serotoninspiegel kann durch zwei Methoden gemessen werden: über das Blutserum oder durch einen 24-Stunden-Sammelurin. Dabei wird jedoch nicht der Serotoninwert selbst, sondern das Abbauprodukt Hydroxyindolessigsäure (HIES) als Referenzwert herangezogen.
Wie kann ich meinen Serotoninspiegel erhöhen?
Zunächst sollten Sie bei Verdacht auf einen Serotoninmangel einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren. In der Regel können Medikamente verschrieben werden, die den Serotoninspiegel erhöhen, wie zum Beispiel selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI). Diese Medikamente blockieren die Rezeptoren, die das Serotonin zurück in den Speicher holen würden, sodass es im Gehirn verbleibt und länger wirken kann.
Liegt keine schwerwiegende Erkrankung vor, können Sie auch versuchen, den Mangel auf natürliche Weise auszugleichen. Sport fördert die Ausschüttung von Serotonin, und bestimmte Lebensmittel enthalten die Aminosäure Tryptophan, die im Gehirn in Serotonin umgewandelt wird. Diese Lebensmittel sind unter anderem:
- Bananen
- Milch
- Kakao und dunkle Schokolade
- Datteln
- Feigen
- Kirschen
- Cashewkerne
- Mandeln
- Eier
- Fisch
Wichtig: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann einen krankhaften Serotoninmangel nicht dauerhaft beheben. In solchen Fällen helfen nur Medikamente.
Exkurs Tryptophan: L-Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure, die unser Körper nicht selbst herstellen kann und deshalb über die Nahrung aufgenommen werden muss. Tryptophan ist die Vorstufe vieler körpereigener Hormone, darunter auch Melatonin.
Wirkt künstliches Serotonin?
Ob künstliches Serotonin hilfreich ist, ist umstritten, auch wenn es als „Glückshormon“ bezeichnet wird. Viele Menschen mit Depressionen wird geraten, spezielle Hormon-Tabletten mit Serotonin einzunehmen. Die Forschung zeigt jedoch, dass die Stimmung eines Menschen nicht nur von einem einzelnen Botenstoff abhängt. Daher wäre es falsch zu glauben, dass die Einnahme von Serotonin alleine Depressionen oder andere psychische Erkrankungen lindern könnte. Bei Depressionen ist es ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, um die besten Behandlungsmöglichkeiten zu finden.
Es ist erwiesen, dass Serotonin die Blut-Hirn-Schranke größtenteils nicht überwinden kann. Wenn es künstlich eingenommen wird, wird es zu 75 Prozent über den Urin ausgeschieden und kann daher nicht direkt ins Gehirn gelangen. Anders verhält es sich mit anderen Stoffen wie Tryptophan, die die Produktion von Serotonin im Gehirn anregen können.
Serotoninsyndrom: Was ist das?
Das Serotoninsyndrom ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, die durch eine übermäßige Produktion von Serotonin ausgelöst wird. Dies ist häufig die Folge einer Übermedikation oder Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten. Zu den Symptomen des Syndroms gehören:
- Veränderungen des psychischen Zustands: Angstzustände, Unruhe, Schreckhaftigkeit
- Autonome Hyperaktivität: Schneller Herzschlag, Bluthochdruck, erhöhte Körpertemperatur, Schwitzen, Schüttelfrost, Durchfall und Erbrechen
- Neuromuskuläre Hyperaktivität: Zittern, erhöhter Muskeltonus, übersteigerte Reflexe
Wird das Syndrom rechtzeitig erkannt, genügt in der Regel das Absetzen der Medikamente. Die Symptome sollten dann nach spätestens 72 Stunden verschwunden sein. In schwereren Fällen ist eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich, um die Symptome separat zu behandeln.