Ende des BMI? Experten wollen Adipositas neu bestimmen

Eine britische Expertenkommission ist der Meinung, dass der BMI nicht mehr zeitgemäß ist. Sie plädiert für eine neue Definition von Adipositas. Demzufolge hätte der „Body-Mass-Index“ ausgedient. 

Ärztin misst Bauchumfang© Adobe Stock/Africa Studio
Die Messung des Taillenumfangs kann Aufschluss über den Körperfettanteil geben.

Bisher wurde der Body-Mass-Index (BMI) als offizielle Maßstab verwendet, um festzustellen, ob jemand wirklich krankhaft übergewichtig oder nur fettleibig ist. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) beginnt Adipositas ab einem BMI von 30, was bisher auch in medizinischen Leitlinien so festgelegt wurde. Der BMI errechnet sich aus dem Gewicht geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat. Diese Definition ist seit langem umstritten, weil er keinen Unterschied zwischen Fett- und Muskelmasse macht. Allerdings gibt es bisher auch keine Alternativen. 

Eine Expertenkommission schlägt nun ein neues Modell zur Diagnose von Adipositas vor. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlicht. In der Veröffentlichung wird festgestellt, dass die aktuelle Diagnose auf dem BMI basierend sowohl eine Über- als auch Unterschätzung des Vorkommens von Adipositas ermöglicht. Außerdem liefert sie nur unzureichende Informationen über den individuellen Gesundheitszustand.

Statt BMI: Körperfettmessung eher aussagekräftig

Die Kommission schlägt vor, Fettleibigkeit nicht mehr allein anhand des BMI zu bestimmen, sondern durch die Messung des Körperfettanteils, des Taillenumfangs oder des Verhältnisses zwischen Taillen- und Hüftumfangs. Diese Messungen geben ebenfalls Aufschluss über den Körperfettanteil. Lediglich ab einem BMI von 40 wäre es nicht mehr notwendig, diese Messungen durchzuführen, da dann sicher von Adipositas ausgegangen werden kann. 

Die Kommission definiert klinische Adipositas als eine chronische, systemische Krankheit, bei der die Funktion von Organen, Geweben oder des gesamten Organismus aufgrund der Fettleibigkeit beeinträchtigt ist. Dies kann potenziell lebensbedrohliche Ereignisse wie Schlaganfälle, Herz- oder Nierenversagen zur Folge haben.

Forscher schlagen vor, dem BMI einen weiteren Wert hinzuzufügen.

Alternativ kann man auch ganz auf den BMI verzichten und mindestens zwei der genannten Messungen durchführen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das Körperfett direkt zu messen. Hierfür stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, wie Ultraschall, bioelektrische Impedanzanalyse (Messung des elektrischen Widerstands) oder am genauesten das DEXA-Verfahren (Dual-Energy-X-Ray-Absorptiometry) mit schwachen Röntgenstrahlen.

Es wird empfohlen, zusätzlich auf Anzeichen und Symptome eines schlechten Gesundheitszustands zu achten, wie beispielsweise Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel oder Herzprobleme. Diese können das Übergewicht begünstigen oder negativ beeinflussen. Die Mitglieder der Kommission plädieren auch dafür, die Auswirkungen von Übergewicht genauer zu definieren.