Gefährliche Überstunden: Was Dauerstress wirklich mit unserem Gehirn macht

Überstunden gehören für viele zum Berufsalltag – doch was bedeutet ständiger Arbeitsstress eigentlich für unser Gehirn? Wissenschaftliche Studien zeigen: Wer regelmäßig länger arbeitet, setzt sein Gehirn einem Dauerstress aus, der weitreichende Veränderungen nach sich ziehen kann.

Junge Frau leidet unter Stress© SrdjanPav/iStock
Überstunden und dauerhafter Arbeitsstress sind mehr als nur eine Belastung für den Alltag – sie verändern das Gehirn messbar.

Überstunden und das Gehirn: Wenn Arbeit zur Gefahr für die Psyche wird

Eine aktuelle Studie belegt, dass Menschen, die häufig mehr als 52 Stunden pro Woche arbeiten, deutliche Veränderungen in bestimmten Hirnregionen aufweisen. Besonders betroffen ist der mittlere Frontallappen, der für Entscheidungsfindung, Verhalten und Emotionssteuerung zuständig ist. Bei einigen Probanden wurde in diesem Bereich ein um rund 19 Prozent vergrößertes Volumen festgestellt. Auch andere Regionen, die mit exekutiven Funktionen zusammenhängen, waren betroffen. Diese Veränderungen deuten auf neuroadaptive Prozesse hin – das Gehirn versucht, sich an den chronischen Stress anzupassen.

Nicht jede Veränderung ist positiv

Ein größeres Hirnvolumen klingt zunächst vorteilhaft, doch warnen Experten: Die Zunahme der weißen Hirnmasse kann die wichtige graue Substanz verdrängen, die für kognitive Leistungen entscheidend ist. Dauerhaft hoher Stress kann so langfristig zu einer Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses und anderer geistiger Fähigkeiten führen.

Wie Stress das Gehirn aus dem Gleichgewicht bringt

Chronischer Stress führt zur vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol. Diese Hormone versetzen den Körper in Alarmbereitschaft – ein sinnvoller Mechanismus in Gefahrensituationen, aber schädlich, wenn er dauerhaft aktiv bleibt. Besonders der Hippocampus, zuständig für das Gedächtnis, und der Präfrontalcortex, wichtig für das Abrufen von Informationen, leiden unter Dauerstress. Es kann zu einem Verlust von Nervenzellen und einer Verschlechterung der Gedächtnisleistung kommen.

Langfristige Folgen: Angst, Depression, Burnout

Die Veränderungen im Gehirn sind nicht nur strukturell, sondern betreffen auch das Verhalten und die Psyche. Studien zeigen, dass eine vergrößerte Amygdala – das Angstzentrum im Gehirn – zu verstärkten Angstreaktionen führen kann. Chronischer Stress erhöht zudem das Risiko für Depressionen und Burnout, wie auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont.