Schmerzen beim Sitzen? Vielleicht sind Ihre Sitzbeinhöcker gereizt

Auf den Sitzbeinhöckern lastet tagein tagaus viel Gewicht. Dauersitzen kann zu Reizungen und Entzündungen führen – was sich durch Schmerzen beim Sitzen ausdrückt. Was Sie jetzt gegen Schmerze an den Sitzbeinhöckern tun können, lesen Sie hier.

Frau hat Schmerzen durch zu langes Sitzen© iStock/Charday Penn
Schmerzen an den Sitzbeinhöckern können ausstrahlen oder sich durch Kribbeln und Taubheit in den Beinen bemerkbar machen.

Wir Menschen haben ziemlich viele Beine. „Bein“ oder „Gebein“ waren nämlich lange Zeit die altdeutschen Bezeichnungen für Knochen. Bis heute finden wir daher überall in unseren Körpern ganz besondere Beine, die dort eigentlich so gar nicht hinzupassen scheinen – Jochbein, Stirnbein, Nasenbein, Brustbein, Tränenbein, um nur einige zu nennen.

Auch in unserem Becken gibt es so manche Beine, Stichwort „Steißbein“. Weniger bekannt ist aber das Sitzbein, das mit zwei geschwungenen Knochenbögen unser Becken nach unten abschließt. Diese Knochenbögen im Sitzbein werden als Sitzbeinhöcker bezeichnet.

Das Sitzbein wird umgangssprachlich auch als Sitzknochen bezeichnet und erfüllt drei Hauptfunktionen:

  • Stabilität: Das Sitzbein trägt zum Halt und zur Stabilität des Beckens und der Wirbelsäule bei. 
  • Sitzen: Der untere, verdickte Teil des Sitzbeins, der Sitzbeinhöcker (Tuber ischiadicum), dient als der wichtigste Auflagepunkt beim Sitzen.
  • Muskelansätze: Am Sitzbein haben zahlreiche Muskeln ihren Ursprung und Ansatz, die für die Bewegung der Hüfte, Beine und des Rumpfes verantwortlich sind.

Warum schmerzen meine Sitzbeinhöcker?

Schmerzen in den Sitzbeinhöckern haben ganz häufig eine einfache Erklärung: Wir sitzen zu viel. Tatsächlich haben sich die Sitzzeiten der Deutschen über die Jahre zunehmend verlängert. Laut aktuellem Report der Deutschen Krankenversicherung und der Sporthochschule Köln sitzen wir mittlerweile 9,2 Stunden pro Tag

Während dieser langen Sitzzeit lastet großes Gewicht auf den Sitzbeinhöckern und den Muskeln, die an der Knochenstruktur entspringen. Langes Sitzen kann außerdem die Knochenhaut der Sitzbeinhöcker reizen. Nerven, die entlang des Beckens verlaufen, werden durch Dauersitzen ebenfalls gereizt. Es kommt dann zu typischen Schmerzen in den Sitzbeinhöckern und mitunter begleitenden Symptomen wie ausstrahlende Schmerzen ins Gesäß oder den unteren Rücken, Schmerzen in den hinteren Oberschenkeln und Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Beinen, Damm und Genitalien.

Andere Gründe für Schmerzen an den Sitzbeinhöckern können sein:

  • Knochenhautentzündung an den Sitzbeinhöckern
  • Sehnenansatzentzündung
  • Muskelzerrungen
  • Knochenbrüche nach Stürzen
  • Belastungsbrüche durch Überlastung

Wie viele Stunden pro Tag sitzen Sie?

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Diese Tipps können bei akuten Schmerzen an den Sitzbeinhöckern helfen

Schmerzen beim Sitzen sind ein deutliches Signal des Körpers, die Position zu verändern. Bewegen Sie sich im Arbeitsalltag zwischendurch genug und machen Sie Sitzpausen – also Pausen vom Sitzen!

Sind die Schmerzen in den Sitzbeinhöckern aber chronisch geworden, etwa weil Entzündungen oder Reizungen der Muskeln, Knochen und Nerven bestehen, helfen akute Maßnahmen wie:

  • Kühlen: Legen Sie ein kaltes Kühlakku oder Eiswürfel in ein Handtuch und wickeln Sie es um die schmerzende Stelle. Kühlen Sie für 10-15 Minuten, mehrmals täglich. 
  • Schonen: Vermeiden Sie Aktivitäten, die die Schmerzen verschlimmern, z. B. langes Sitzen oder anstrengendes Sporttreiben. Finden Sie jetzt liegende Positionen, die Last und Druck vom Gesäß und den Sitzbeinhöckern nehmen.
  • Schmerzmittel: Nehmen Sie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol ein, um die Schmerzen zu lindern.

Einige langfristige Möglichkeiten gegen Schmerzen beim Sitzen könnten sein:

  • Gewichtsreduktion: Wenn Sie übergewichtig sind, kann dies die Schmerzen in den Sitzbeinhöckern verschlimmern. Abnehmen kann daher die Schmerzen lindern. 
  • Ergonomie: Achten Sie auf eine ergonomische Sitzposition am Arbeitsplatz und beim Autofahren. Verwenden Sie ein Sitzkissen mit einer Aussparung für die Sitzbeinhöcker.
  • Stärkung der Muskulatur: Ein starkes Gesäß und eine starke Rumpfmuskulatur können die Sitzbeinhöcker entlasten. Führen Sie daher regelmäßig Übungen zur Stärkung dieser Muskeln durch. Dehnen Sie die Gesäßmuskulatur und die Beinbeuger außerdem regelmäßig.
  • Physiotherapie oder Osteopathie: Therapeuten können Ihnen Übungen zur Stärkung und Dehnung der Muskulatur zeigen und Ihnen helfen, die richtige Sitzposition zu finden.
  • Ultraschalltherapie: Mithilfe von Ultraschallwellen können tiefe Gewebestrukturen gezielt massiert und wärmebehandelt werden. Das kann zur Schmerzlinderung beitragen.

Ursache der Schmerzen unbedingt ärztlich abklären lassen

In einigen Fällen kann es auch notwendig sein, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Dies ist etwa der Fall, wenn die Schmerzen sehr stark sind, wenn sie länger als ein paar Tage anhalten oder wenn sie von anderen Symptomen wie Rötung, Schwellung oder Fieber begleitet werden.

Nur Experten können die genaue Ursache der Schmerzen feststellen und gezielte Behandlungsmöglichkeiten empfehlen.