Darum kann das Epstein-Barr-Virus Krebs begünstigen

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben herausgefunden, dass 90 Prozent der Menschen ein Virus in sich tragen, das die Entstehung von Krebs begünstigen kann. In diesem Artikel erfahren Sie, um welches Virus es sich dreht.

Forschende aus den USA haben erstmals nachgewiesen, dass das Epstein-Barr-Virus (EBV) Krebs auslösen kann. Das EBV gehört zur Familie der Herpesviren. Fast alle Menschen sind, oft unbemerkt, mit diesem Virus infiziert. Indem das Epstein-Barr-Virus die Teilung der befallenen Zellen stört, trägt es zur Entstehung von Krebs bei.

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Im Video: Neue Studie – Viruserkrankung als Ursache für Multiple Sklerose

US-amerikanische Forschende kommen in einer neuen Studie zu dem Schluss, dass eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) die Hauptursache für eine Erkrankung an Multipler Sklerose (MS) ist.

Was ist das Epstein-Barr-Virus?

Mehr als 90 Prozent der Menschen infizieren im jungen Kindesalter mit dem Epstein-Barr-Virus, die Infektion verläuft dann meist ohne Symptome und bleibt bei den meisten Menschen folgenlos. Besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen kann sich die frische Infektion jedoch als sogenanntes Pfeiffersches Drüsenfieber (infektiöse Mononukleose) äußern. Das Pfeiffersche Drüsenfieber geht mit Fieber, Müdigkeit, Halsschmerzen und geschwollenen Lymphknoten einher, verläuft aber größtenteils harmlos und heilt in der Regel rasch aus. Bei einigen Erkrankten zeigen sich jedoch lebensbedrohliche Komplikationen, wie Atemnot, Milzriss oder Blutzellmangel, oder außerordentlich langwierige Verläufe, zum Beispiel mit chronischem Müdigkeitssyndrom. Auch scheint in der Folge eines Pfeifferschen Drüsenfiebers das Risiko für die Entwicklung einer Multiplen Sklerose oder eines Hodgkin-Lymphoms erhöht zu sein.

(Quelle: Deutsches Zentrum für Infektionsforschung)

Das Epstein-Barr-Virus kann Krebs begünstigen

Forschende der University of California in San Diego haben in einer Studie nachgewiesen, warum EBV die Entstehung eines Tumors begünstigen kann. Bei den Untersuchungen wurde untersucht, an welcher Stelle sich das Protein des Virus in der DNA anlagert.

Das Ergebnis: Das EBV taucht an sogenannten „fragilen Stellen“ des menschlichen Chromosoms 11 auf. Durch Mutationen während der Zellteilung sind diese Stellen besonders empfindlich und können geschädigt werden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden weiter heraus, dass bei der Zellteilung Kopien einer Sequenz auftraten, die dem EBV ähnelten und das Andocken an die Zelle ermöglichten – durch diesen Prozess bricht das Chromosom an der fragilen Stelle: Die Schäden am Erbgut werden für entartete Zelle und somit für die Entstehung von Krebs verantwortlich gemacht.

Im weiteren Verlauf der Studie wurde untersucht, ob sich diese Schäden an fragilen Stellen des Chromosoms 11 auch an DNA-Sequenzen von Krebstumoren feststellen lassen. Für diese Untersuchungen wurden die Daten von 2.439 Tumortypen und 38 Krebsarten analysiert. Die Forschende der University of California fanden heraus, dass Erkrankte, die das Virus in sich trugen, auch deutlich häufiger Entartungen am Chromosom 11 aufwiesen. Vorrangig ging es um Hals-Rachen-Krebs: 100 Prozent der Tumore von EBV-positiven Erkrankten zeigten Veränderungen am Chromosom 11.

Eine vorhandene, aber noch nicht ausgebrochene EBV-Infektion erhöht nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daher das Risiko, an Krebs zu erkranken.

Wie kann man sich anstecken?

Das Epstein-Barr-Virus wird hauptsächlich von Person zu Person durch den Austausch von Speichel übertragen. Die häufigsten Übertragungswege sind:

  • Das Epstein-Barr-Virus wird oft als "Kusskrankheit" bezeichnet, da der Speichel einer infizierten Person das Virus enthalten kann. Durch Küssen kann das Virus von einer Person auf eine andere übertragen werden. 
  • Der direkte Kontakt mit dem Speichel einer infizierten Person, z. B. durch das Teilen von Gläsern, Besteck, Zahnbürsten oder Lippenstiften, kann zur Übertragung des Virus führen. 
  • Das Virus kann auch über Tröpfchen verbreitet werden, die beim Husten oder Niesen freigesetzt werden. Wenn eine Person in der Nähe ist und diese Tröpfchen einatmet, besteht die Möglichkeit einer Ansteckung.
  • Obwohl seltener, kann das Epstein-Barr-Virus auch durch sexuellen Kontakt übertragen werden.

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Welche Symptome hat das Epstein-Barr-Virus?

Die Symptome können von Person zu Person variieren, und viele Menschen können das Virus tragen, ohne Symptome zu entwickeln. Wenn Symptome auftreten, können sie folgende umfassen:

1. Müdigkeit

Starke und lang anhaltende Müdigkeit ist ein häufiges Symptom; die Müdigkeit kann Wochen oder sogar Monate andauern.

2. Fieber

Eine erhöhte Körpertemperatur, die über 38 °C steigen kann, ist ein häufiges Symptom von EBV-Infektionen.

3. Halsschmerzen

Rote, geschwollene Mandeln und Halsschmerzen sind typisch für die Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus.

4. Geschwollene Lymphknoten

Die Lymphknoten im Hals, in den Achselhöhlen und in der Leistengegend können anschwellen und schmerzhaft sein.

5. Hautausschlag

Ein kleiner, roter Hautausschlag kann bei einigen Personen auftreten, insbesondere wenn sie nach der Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Penicillin behandelt werden.

6. Appetitverlust

Viele Menschen haben einen vorübergehenden Verlust des Appetits und können Gewicht verlieren.

7. Muskelschmerzen

Muskelschmerzen und -schwäche sind häufige Begleiterscheinungen von EBV-Infektionen.

8. Vergrößerte Leber und Milz

Bei einigen Personen kann die Leber oder die Milz durch die Infektion vergrößert sein, was zu Schmerzen oder Druckempfindlichkeit im rechten oberen Bauchbereich führen kann.

Wie wird das Epstein-Barr-Virus behandelt?

Die Behandlung einer Epstein-Barr-Virusinfektion konzentriert sich in der Regel auf die Linderung der Symptome und die Förderung der Genesung. In den meisten Fällen ist keine spezifische antivirale Therapie erforderlich. Die meisten Menschen erholen sich innerhalb von Wochen bis Monaten vollständig von der Infektion, während andere möglicherweise länger brauchen.

  1. Eine gute Erholung ist wichtig, um den Körper bei der Bekämpfung der Infektion zu unterstützen. Ausreichender Schlaf und Ruhephasen können helfen, die Symptome zu lindern und die Genesung zu fördern.
  2. Um Schmerzen wie Halsschmerzen, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen zu lindern, können nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden. Es ist jedoch wichtig, die Dosierungsanweisungen zu befolgen und sich bei Bedenken an einen Arzt zu wenden.
  3. Es ist wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um hydratisiert zu bleiben und den Körper mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen. Dies kann helfen, Symptome wie Fieber und Müdigkeit zu lindern.
  4. Das Gurgeln mit warmem Salzwasser kann bei Halsschmerzen und Entzündungen im Hals helfen.

Impfung gegen das Epstein-Virus gibt Hoffnung

Bald schon könnte es einen wirksamen Impfstoff gegen das Epstein-Virus geben – wie das Deutsche Zentrum für Informationsforschung (DZIF) berichtet. Dort wird das Virus seit Jahren erforscht und geht nun mit einem Impfstoffkandidaten in die qualitätsgesicherte Herstellung. „Dieser Impfstoff könnte das Potenzial haben, jedes Jahr hunderttausende Jugendliche und junge Erwachsene vor dem Pfeiffer’schen Drüsenfieber zu schützen“, so Prof. Wolfgang Hammerschmidt, Projekt-Koordinator im DZIF. 

Vor rund 20 Jahren begann die Entwicklung des Impfstoffs am Helmholtz-Zentrum München (HMGU) mit der Entdeckung von virusähnlichen Partikeln (VLPs). Die Forschung wurde parallel am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg fortgesetzt. VLPs sind leere Hüllen aus Virusproteinen, die kein Erbgut des Virus enthalten. Sie können dem Immunsystem jedoch eine EBV-Infektion signalisieren und so eine Abwehrreaktion auslösen. Aufgrund ihrer Fähigkeit, sowohl humorale als auch zelluläre Immunantworten effizient zu induzieren, gelten sie als sicherer und vielversprechender Impfstoffkandidat.