Impfung gegen Krebs: mRNA-Therapie mit großem Potenzial

Die Pharmahersteller Moderna und Biontech arbeiten mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen Krebs und wollen diese bis 2030 auf den Markt bringen. Lesen Sie mehr dazu in diesem Artikel.

Die US-amerikanische Biotechnologiefirma Moderna will bis 2030 personalisierte Impfstoffe entwickeln, um sie im Kampf gegen Herzprobleme, Autoimmunkrankheiten und sogar Krebs einzusetzen.

Im Video: Gibt es bald eine Impfung gegen Krebs?

Wie funktionieren mRNA-Impfstoffe?

mRNA-Impfstoffe sind in Form einer kleinen Lipidhülle verpackt. Diese Hülle hilft der mRNA, in die Zellen einzudringen. Sobald die mRNA in der Zelle ist, wird sie von den Ribosomen abgelesen und in ein Protein übersetzt. Dieses Protein ist in der Regel ein Oberflächenprotein des Virus, das für die Infektion der Zelle verantwortlich ist.

Das vom Körper hergestellte Protein wird dann von den Immunzellen als fremd erkannt. Dadurch wird eine Immunantwort ausgelöst, die Antikörper und Abwehrzellen gegen das Protein bildet. Diese Antikörper und Abwehrzellen können dann das Virus bei einer Infektion bekämpfen und verhindern, dass es die Zelle infiziert. 

Mit mRNA-Impfstoffen gegen Krebs

Wie bei ihren Coronaimpfstoffen setzen die Pharmaunternehmen Biontech und Moderna bei ihrer Krebsforschung auf mRNA-Technik. Bis 2027 sollten mehrere Produkte von Biontech als Krebstherapien auf den Markt kommen, wenn die Studien erfolgreich verlaufen, so die Planungen des Unternehmens. 

Die neuen Impfstoffe werden die gängigen Therapien allerdings nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Im Dezember letzten Jahres verkündete Moderna bereits einen Erfolg bei der Erforschung von mRNA-Therapien bei schwarzem Hautkrebs: Von 157 erkrankten, bereits operierten Menschen erhielten einige neben der konventionellen medikamentösen Krebstherapie auch einen personalisierten mRNA-Impfstoff. Das Pharmaunternehmen gab bekannt, dass durch diese Kombinationstherapie das Risiko in einem bestimmten Zeitraum zu sterben oder wieder zu erkranken, um rund 44 Prozent gesunken wäre. Im Februar dieses Jahres will Moderna ein Mittel gegen Hodenkrebs vorstellen.

In der Entwicklungsphase kann die Technologie nur bei Menschen angewandt werden, die bereits an Krebs erkrankt sind und gegebenenfalls operiert wurden, da die individuellen Profile der Krebszellen erst einmal erkennbar gemacht werden müssen.

So funktioniert die indivduelle Krebs-Therapie

Um die mRNA-Technologie  für eine individuelle Impfung gegen Krebs entwickeln zu können, werden dem Patienten Gewebeproben von den Tumor- und den gesunden Zellen entnommen. Im Labor wird dann ermittelt, welche Proteine die beiden Zellarten voneinander unterscheiden. Das für die Krebszellen typische Protein wird anschließend mittels der mRNA-Technologie mit einer Impfung verabreicht. Die Folge: Das Immunsystem wird alarmiert und der Körper attackiert die Krebszellen.

Kann jede Art Krebs mit mRNA-Impfstoffen behandelt werden?

Das Potenzial von mRNA-Impfstoffen ist riesig. Denn letztendlich funktioniert die Impfung wie ein Informationsaustausch. Unserem Immunsystem wird ein ganz bestimmter Bauplan für eine Krankheit gespritzt. Jetzt weiß das Immunsystem, wie es die fremden Zellen attackieren kann. Der Körper bekämpft dann Tumore und fremde Zellen. 

Damit aber ein individueller mRNA-Impfstoff hergestellt werden kann, muss zuvor ein genaues Profil des Tumors oder der Krebszellen angefertigt werden. Krebsarten unterscheiden sich stark voneinander und von Patient zu Patient. Es muss im Einzelfall immer eine nutzbare Besonderheit des fremden Krebsgewebes identifiziert werden können, um überhaupt mRNA-Impfstoffe entwickeln zu können. 

Ob tatsächlich jede Art Krebs gleichermaßen gut mit den neuen Impfstoffen behandelt werden kann, muss erst noch festgestellt werden.  

Entwicklung der Krebserkrankungen in Deutschland

Die Entwicklung der Krebserkrankungen in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten recht konstant. Die Zahl der Neuerkrankungen stagniert seit etwa zehn Jahren bei rund 500.000 pro Jahr. 

Neuerkrankungen

Im Jahr 2022 werden in Deutschland voraussichtlich etwa 510.000 Menschen neu an Krebs erkranken. Davon werden etwa 265.000 Männer und 245.000 Frauen betroffen sein. Die häufigsten Krebserkrankungen bei Männern sind Prostatakrebs, Lungenkrebs und Darmkrebs. Bei Frauen sind es Brustkrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs.

Der Anstieg der Neuerkrankungen ist auf die steigende Lebenserwartung zurückzuführen. Da Krebserkrankungen mit zunehmendem Alter häufiger auftreten, steigt auch die Zahl der Neuerkrankungen.

Sterblichkeit

Die Krebssterblichkeit in Deutschland ist seit den 1970er Jahren deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2022 werden voraussichtlich etwa 231.000 Menschen in Deutschland an Krebs sterben. Das entspricht einer Sterblichkeitsrate von etwa 120 pro 100.000 Einwohner.

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