Warum Kinderimpfungen wichtig und sinnvoll sind
Impfungen sind die wichtigste Maßnahme und sicherste Möglichkeit, einzelne Menschen vor Infektionskrankheiten zu schützen und die unkontrollierte Ausbreitung von gefährlichen und hochansteckenden Krankheitserregern in Gesellschaften zu verhindern. Mit Impfungen können auch besonders gefährdete Menschen geschützt werden, die aufgrund von Alter, Vorerkrankungen oder eigenen Entscheidungen selbst nicht gegen bestimmte Erreger geschützt sind.
Zu diesen besonders gefährdeten Menschen gehören Kinder. Die Immunsysteme von Babys und Kleinkindern sind einer Vielzahl für sie unbekannter Erreger ausgesetzt. Viele dieser Erreger können schwere Erkrankungen auslösen, die potenziell enorme Gefahren für die Kinder bergen. Masern, Mumps, Scharlach, Röteln, Windpocken oder Keuchhusten sind für die jüngsten, schutzbedürftigsten Teilnehmer unserer Gesellschaft sehr gefährlich und können bisweilen zu Spätfolgen wie Unfruchtbarkeit oder Behinderungen führen.
Schutz vor Masern
Masern sind eine hochgradig ansteckende Viruserkrankung. Die Infektion breitet sich schnell aus und kann zu Komplikationen führen. Kinder unter fünf Jahren und Erwachsene über 20 Jahre sind am häufigsten von Komplikationen betroffen. Das Risiko schwerer Folgen einer Erkrankung ist für schwangere Frauen hoch. Seit dem 1. März 2020 gibt es eine bundesweite Impfpflicht gegen Masern. Mit dem sogenannten „Masernschutzgesetz“ müssen alle Menschen, die nach 1970 geboren wurden und in einer Gemeinschaftseinrichtung betreut werden, nachweisen, dass sie gegen Masern immunisiert sind.
Im Video: Warum Impfungen gegen Masern so wichtig sind
Mehr erfahren: Das müssen Sie über Symptome und Behandlung von Masern wissen > >
Um Kinder vor schweren Infektionskrankheiten und möglichen Spätfolgen zu schützen, aber auch um regionale und nationale Ausbruchsgeschehen zu verhindern, gibt es jährliche Impfempfehlungen der STIKO. Die Experten und Expertinnen der ständigen Impfkommission sind dem Robert Koch-Institut angesiedelt, arbeiten aber ehrenamtlich und unabhängig. Die jährlichen Impfempfehlungen der STIKO werden auf Grundlage aktueller Forschungserkenntnisse und Infektionsgeschehen getroffen. Diese Empfehlungen werden in die Bundesländer getragen, wo sie als offizielle Impfempfehlungen veröffentlicht werden. Die Impfempfehlungen der STIKO sind auch im Impfkalender 2022 ersichtlich.
Impfungen für Kinder: Welche sind am wichtigsten?
Im Impfkalender empfiehlt die STIKO Impfungen gegen Kinderkrankheiten frühestmöglich durchzuführen. Die erste Impfung für Babys gegen Rotaviren kann entsprechend der Empfehlung schon sechs Wochen nach der Geburt erfolgen.
Im zweiten Lebensmonat sollten Babys im Rahmen der U4-Früherkennungsuntersuchung die erste Grundimmunisierung gegen diese hochansteckenden und gefährlichen Kinderkrankheiten erhalten:
- Tetanus
- Diphtherie
- Keuchhusten
- Hib
- Kinderlähmung
- Hepatits B
- Pneumokokken
Die zweite Impfung gegen diese Kinderkrankheiten sollte im vierten Lebensmonat erfolgen, die dritte und letzte nötige Impfung zur Herstellung des kompletten Impfschutzes muss mit einem Abstand von sechs Wochen nach der Zweitimpfung erfolgen.
Ab dem elften Lebensmonat empfiehlt der STIKO-Impfplan für Babys die ersten von zwei Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken. Die Folgeimpfung zur Herstellung des vollständigen Impfschutzes sollte ab dem 15. Monat erfolgen.
Im Alter zwischen fünf und sechs Jahren gilt die STIKO-Empfehlung einer Auffrischungsimpfung für Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten. Im Abstand von etwa zehn Jahren sollten dann regelmäßige Auffrischungen durchgeführt werden, da der Impfschutz vor den klassischen Kinderkrankheiten mit der Zeit abnimmt.
Mittlerweile gibt es auch wirksame Impfungen gegen Humane Papillomviren. Diese Erreger werden sexuell übertragen und verursachen mitunter lang bestehende und wiederkehrende Infektionen, die die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs, Krebs am Penis, After oder in Mund und Rachen begünstigen können. Mit der HPV-Impfung im Alter zwischen neun und 14 Jahren kann wirksam gegen HP-Viren geschützt werden und die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Krebsarten minimiert werden.
Wer zahlt für die Impfungen bei Kindern?
In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die von der STIKO empfohlenen Impfungen gegen Kinderkrankheiten wie Windpocken, Röteln, Mumps, Scharlach, Keuchhusten und viele weitere. Auch die Impfung gegen HPV wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die Kassen zahlen die Impfkosten aus den Beiträgen aller Versicherten. Spezielle Impfungen bei Kindern gegen Malaria oder andere hierzulande nicht verbreiteten Krankheitserreger können mitunter auch von den Krankenkassen übernommen werden. Sprechen Sie bei anstehenden Fernreisen in besondere Risikogebiete aber vorher mit Ihrem Hausarzt oder -ärztin.
Gibt es Nebenwirkungen bei Kinderimpfungen?
Wie mit allen Medikamenten, pharmazeutischen Wirkstoffen oder auch Naturheilmitteln können auch Impfungen Nebenwirkungen haben. Die aus impfskeptischen Kreisen aber oft angebrachten Zusammenhänge zwischen Impfungen und der Entstehung von Autismus oder anderen Spätfolgen ist wissenschaftlich nicht belegt. Es gibt keine Hinweise für einen kausalen Zusammenhang zwischen Kinderimpfungen und etwa Autismus. Die subjektiv wahrgenommene Risikoeinschätzung von Impfungen gegen Kinderkrankheiten rührt bei einigen impfskeptischen Eltern wahrscheinlich daher: So gut wie alle Kinder werden geimpft; während des frühen Kinderalters treten aber naturgemäß vermehrt Krankheiten auf. Gleichzeitig gibt es auch Erkrankungen, die sich erst mit späteren Entwicklungsstadien der Kinder bemerkbar machen. Treten nun Erkrankungen nur kurze Zeit vor oder nach einer Impfung auf, wird fälschlicherweise ein direkter kausaler Impfzusammenhang vermutet.
Das Robert Koch-Institut weist aber darauf hin, dass Impfungen für Kinder nicht nur sicher und wirksam sind, die modernen Impfstoffe sind heute auch viel effektiver. Trotz Mehrfachimpfungen werden die Immunsysteme von Kleinkindern und Kindern nicht überfordert. Heute enthalten viele Impfstoffe weit weniger Antigene als noch in der Vergangenheit. Waren früher noch etwa 3.000 Antigene im Impfstoff gegen Keuchhusten, sind in modernen Impfstoffen gegen die gefährliche Kinderkrankheit nur noch 150 Antigene.