Psychologin: „ADHS bei Erwachsenen wird oft gar nicht diagnostiziert.“

ADHS ist nicht nur ein Thema, das Kinder betrifft. Auch Erwachsene bekommen die Diagnose – häufig allerdings sehr spät. Deutliche Einschränkungen und Probleme in Alltag, Job und Privatleben wurden dann mitunter schon jahrelang ertragen, ohne zu wissen, was die Ursache ist. Im Vital-Podcast spricht unser Gast Angelina Boerger, die selbst als Erwachsene mit ADHS diagnostiziert wurde, über ihre Erfahrung. Psychologin Anke Glaßmeyer und Moderatorin Charlotte Karlinder ergänzen die Diskussionsrunde über das spannende medizinische Thema. 

Stromkabel formt Profil eines Menschen mit verknotetem Gehirn© iStock/piranka
In der neuen Folge unseres Podcasts geht es um ADHS bei Erwachsenen.

Was sind die Symptome von ADHS im Erwachsenenalter?

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom) ist eine krankhafte Störung der Aufmerksamkeit und oft verbunden mit großer motorischer Unruhe, Bewegungsdrang und Hibbeligkeit. Als Entwicklungsstörung wird ADHS fast immer im Kindesalter diagnostiziert und kann mit Verhaltenstherapie oder Medikamenten sehr gut behandelt werden. 

ADHS bleibt bei mehr als der Hälfte der Betroffenen auch im Erwachsenenalter bestehen. Zwar lässt die motorische Unruhe in vielen Fällen bei Betroffenen dann nach, andere Symptome aber können mitunter einen erheblichen negativen Einfluss auf den Arbeits- und Familienalltag von betroffenen Erwachsenen haben. ADHS im Erwachsenenalter zeichnet sich häufig durch folgende Symptome aus:

  • Vergesslichkeit
  • starke innere Unruhe
  • impulsives Verhalten
  • unüberlegtes Handeln
  • niedrige Frustrationsgrenze
  • leicht reizbar
  • schnelle Stimmungsschwankungen
  • unregelmäßige Esszeiten
  • starker Rededrang

Besonders das konzentrierte Arbeiten kann erwachsenen ADHS-Betroffenen schwerfallen. Deadlines auf der Arbeit oder regelmäßiges Ordnungschaffen zu Hause können zur Herausforderung werden.

In der neuen Folge des Vital-Podcasts spricht Charlotte Karlinder mit Psychologin Anke Glaßmeyer über die Schwierigkeiten, ADHS bei Erwachsenen zu diagnostizieren. Mit dabei ist dieses Mal auch Angelina Boerger, die selbst von ADHS im Erwachsenenalter betroffen ist und vor Kurzem das Buch „Kirmes im Kopf. Wie ich als Erwachse herausfand, dass ich AD(H)S habe“ beim Kiwi-Verlag veröffentlicht hat.

JETZT in die neue Folge reinhören!

Dieses Mal zu Gast: Anke Glaßmeyer

Anke Glaßmeyer hat klinische Psychologie an der Universität Groningen studiert. Seit 2020 führt sie ihre eigene Praxis für Psychotherapie und psychologische Onlineberatung in Ibbenbühren. Neben ihrer Praxisarbeit setzt sie sich auf Instagram für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen ein. In ihrem eigenen Podcast „Die Psychotanten“ spricht sie mit Dominique de Marné über Themen rund um Psychologie und Psychotherapie. Ihr Buch „Selbstfürsorge – Dein Anker in Turbulenten Zeiten“ erscheint am 19. September 2023 beim Humboldt-Verlag. 

Verhaltensstrategien von Erwachsenen mit ADHS

Die Diagnose von ADHS im Erwachsenenalter ist mitunter schwierig. Da ADHS zu den Entwicklungsstörungen gezählt wird, finden Diagnosen eigentlich immer im Kindesalter statt. Erwachsene, die nicht diagnostiziert wurden, aber wahrscheinlich trotzdem von einer Form des ADHS betroffen sind, entwickeln zeit ihres Lebens bewusste oder unbewusste Verhaltensstrategien, um „normal“ funktionieren zu können. Die Psychologin Anke Glaßmeyer sagt dazu:

Es gibt eben auch Menschen, bei denen ist alles durchgetaktet, die erscheinen immer 30 Minuten früher zu Verabredungen, sind immer pünktlich, da gibt es kein Chaos zu Hause, aber: das sind eben auch eine Bewältigungsstrategien, die man sich im Laufe der Zeit antrainiert hat, weil man nunmal große Panik davor hat, zu spät zu kommen, abgelenkt zu sein, und sich möglicherweise Chancen verbaut.

Alle Hintergründe, Tipps und Tricks im Umgang mit Zucker hören Sie direkt im Podcast!

Lust auf mehr von Charlotte Karlinder? 

Sie wollen noch mehr von TV-Moderatorin und Medizinjournalistin Charlotte Karlinder hören, lesen, oder sehen? Besuchen Sie ihre Website, schauen Sie sich auf Instagram um oder folgen Sie ihr auf Facebook.