
Sieben bis maximal zehn Minuten. Was glauben Sie, wofür diese beiden Zahlen stehen? Ihnen fällt dazu nichts ein?
Dann werde ich Sie mal nicht länger auf die Folter spannen. Sieben bis zehn Minuten – mehr gönnen sich die meisten Menschen nicht für eine Mahlzeit. Da bekommt der Begriff „Fast Food“ eine ganz neue Dimension. Allerdings sind echte Fast-Food-Fans noch rasanter unterwegs. Zwischen der Ausgabe von Hamburger, Döner, Hot Dog, Pizza oder Currywurst und dem letzten Bissen liegen bei den meisten gerade mal viereinhalb Minuten! Das alles auch noch zwischendurch, im Stehen, mit Anakonda-mäßigem Schlingen.
Essen in Hektik und Hetze macht dick
Unser Körper quittiert dieses Turbo-Essen z. B. mit einem dreimal so hohen Risiko, Übergewicht zu entwickeln. Langsame, bewusste Genießer dagegen bleiben leichter schlank, nehmen sogar zehn Prozent weniger Kalorien zu sich. Denn das Gehirn registriert erst nach 15 bis 20 Minuten, dass wir satt sind. Essen wir hektisch, verpassen wir also den Sättigungspunkt – und futtern oft munter weiter. Das führt auch zu einem erheblich höheren Risiko für Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 und erhöhten Blutfettwerten. Aber auch zu Sodbrennen, Reizmagen und -darm. Nicht zuletzt können sich bei Schnell-Essern viel leichter Herzerkrankungen einschleichen. Das belegt eine Studie der spanischen Universitat Rovira i Virgili.
Slow Eating mit lieben Menschen zelebrieren
Gibt es überzeugendere Argumente, um auf die „Fast-Food-Bremse“ zu treten? Und sich bei einer Mahlzeit 20 Minuten Zeit zu gönnen? Im Sitzen, mit Besteck, ohne Ablenkungen wie Handy, PC, TV. Achtsam, bewusst kleine Bissen genießen, sie mindestens 20-mal kauen. Dann 20 Sekunden Zeit bis zur nächsten Gabel. Wer das schafft, zelebriert Slow Eating. Dieser Food-Trend – den ich Ihnen wirklich ans Herz legen möchte – beinhaltet auch zwischenmenschliche Aspekte. Er knüpft ein soziales Netz durch Gespräche und genussvolles, gemeinschaftliches Essen. US-Forscher der Cornell University beweisen: Wenn Kollegen regelmäßig gemeinsam essen, verbessert sich ihre Zusammenarbeit, das kollegiale Miteinander. Und das ist von großer Bedeutung für die gesellschaftliche Einbettung eines Menschen. Es stellt nämlich den sozialen Kitt dar, der unterm Strich eine ganzheitliche Gesundheit fördert.
Stimmen aus der Forschung
Slow Food ist mehr als ein Modetrend, nämlich eine gesunde Prävention
- Kinder, die ihr Essen schnell herunterschlingen, sind leichter frustriert, haben weniger Kontrolle z. B. über Wutausbrüche. Sie sind unruhiger und nervöser (University of Buffalo)
- Schnell-Esser haben ein 2,5-fach erhöhtes Risiko, für Diabetes Typ 2 (European Society of Endocrinology).
- Slow Eating verbessert die Zahngesundheit. Beim Chill-Kauen bildet sich mehr Speichel, der Keime tötet (Uni Michigan).
Entspanntes Genuss-Essen ist ein Stück Lebensfreude. Und die hält uns rundum gesund.
Dr. Matthias Riedl ist bekannt als Ernährungs-Doc aus dem NDR-Fernsehen. Der Facharzt für Innere Medizin und Diabetologe leitet das medicum Hamburg, Deutschlands größtes Zentrum für Ernährungsmedizin und Diabetologie (medicum-hamburg.de).