Dr. Matthias Riedl: Ich bin für ein Verbot von Energy-Drinks!

Sie wollen wacher und fitter werden, Leistung und Ausdauer hochpeitschen. Deshalb sind Energy-Drinks so beliebt bei Jugendlichen, sogar Kids. Fatal, warnt Dr. Matthias Riedl.

Dosen von Energy Drinks © iStock/murmurbear
"Auf Energy-Drinks sollte unbedingt ein warnender Totenkopf gedruckt werden". - Dr. Matthias Riedl.

Koffein, Zucker, Süßstoffe, Taurin, Glucuronolacton, Inosit, L-Caritin... Die Zutatenliste eines Energy-Drinks ist gerade Dynamit für die Gesundheit. Vor allem für die Gesundheit eines jugendlichen Körpers, der noch voll im Wachstum ist. Deshalb plädiere ich dafür, Energy-Drinks ganz vom Markt zu nehmen. Oder sie zumindest erst für den Konsum ab 18 Jahren freizugeben. Mich graust es, wenn ich daran denke, wie die Food-Industrie diese Getränke überhaupt konzipieren konnte. Mit kritischen Konzentrationen von Stimulanzien für junge Menschen, die auf der Suche nach ihrer Rolle im Leben auch mal Drogen ausprobieren. Und leicht abhängig werden können – auch von Energy-Drinks.

Immer öfter gibt es Todesfälle

Allein der Marktführer "Red Bull" hat 2023 weltweit mehr als zwölf Milliarden Dosen verkauft. Rund 60 Prozent der Kids zwischen 10 und 18 Jahren trinken regelmäßig Energy Drinks. Rund 37 Prozent von ihnen kombinieren den Koffein-Drink mit Alkohol, sorgt sich auch die Deutsche Herzstiftung. Im schlimmsten Fall kollabieren die jungen Konsumenten mit Herzrhythmusstörungen, haben keinen Puls mehr, müssen animiert werden. Weltweit hat es schon mehrere Todesfälle gegeben. Und da gibts einen bedrohlichen Trend: Etwa zehn Prozent der deutschen Kinder und Jugendlichen trinken laut Bundesamt für Risikobewertung geradezu exzessive Mengen an Energy-Drinks von mehr als einem Liter täglich!

Schon ein täglicher Softdrink schadet

Wer mehr als die Mega-Menge pro Tag zu sich nimmt, riskiert Herzklopfen, Kurzatmigkeit, unkontrolliertes Muskelzittern, schwere Übelkeit, bekommt oft Angstzustände und Entzündungen im Gehirn, die typisch sind für zahlreiche neurodegenerative Veränderungen wie Alzheimer. Das trifft übrigens auch auf Erwachsene Energy-Trinker zu. Sogar schon einer dieser Softdrinks täglich erhöht das Risiko für Fettleber, Krebserkrankungen, Übergewicht und Diabetes. Wer übrigensglaubt, mit zuckerfreien Energy-Drinks auf der sicheren Seite zu sein, ist schief gewickelt. Denn eine aktuelle Studie der australischen Curtin University im Fachblatt "Fronties of Nutrition" zeigt, dass sie genauso schädlich sind wie zuckerreiche. Von ihrer fatalen Wirkung auf die Gesundheit sollten sie deshalb genau so eingestuft werden wie Alkohol. Da ist die Politik gefordert!

Stimmen aus der Forschung

Internationale Wissenschaftler sind zunehmend tief besorgt über die Negativ-Folgen der trendigen Aufputsch-Getränke:

  • Energy-Drinks verschlechtern die Schlaf-Qualität. Und verringern so langfristig die Gehirnleistung (Copperbelt University).
  • Koffeinreiche Drinks führen zu Aggressionen, Rauchen, Alkoholmissbrauch und Fettleibigkeit (Harvard T.H Chan School of Public Health).
  • Ein Energy-Drink verändert Herzrhythmus und Blutdruck junger Konsumenten messbar (Ludwig-Maximilians-Universität, München). 
Dr. Matthias Riedl
Dr. Matthias Riedl

Dr. Matthias Riedl ist bekannt als Ernährungs-Doc aus dem NDR-Fernsehen. Der Facharzt für Innere Medizin und Diabetologe leitet das medicum Hamburg, Deutschlands größtes Zentrum für Ernährungsmedizin und Diabetologie (medicum-hamburg.de).