
Die meisten Menschen denken bei einem männlichen Orgasmus automatisch an den Samenerguss, weshalb der Begriff „trockener Orgasmus” widersprüchlich erscheint. Es ist jedoch ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Ejakulation und Orgasmus das gleiche sind, da beide Vorgänge unabhängig voneinander stattfinden. Aus diesem Grund gibt es sowohl Ejakulationen ohne Orgasmus, als auch Orgasmen ohne Ejakulation.
Was passiert beim Orgasmus des Mannes?
Nach William Masters und Virginia Johnson lässt sich der männliche Orgasmus in vier Phasen unterteilen: Die Erregungsphase, die Plateauphase, die Orgasmusphase und die Rückbildungsphase. In der Erregungsphase wird der Penis des Mannes durch den vermehrten Blutfluss steif. Anschließend schließt sich in der Plateauphase der Harnröhrenschließmuskel, damit kein Urin austreten kann. In der Orgasmusphase wird das Sperma durch stoßartige Kontraktionen im Beckenbodenbereich heraus befördert. Nach der Ejakulation folgt die Rückbildungsphase, in der sich die erregungsbedingten Veränderungen wieder zurückbilden.
Was ist ein trockener Orgasmus?
Bei einem Orgasmus ohne Ejakulation spricht man von einem trockenen Orgasmus. Wenn der Mann innerhalb kürzester Zeit bereits mehrere Orgasmen hatte, dann ist es normal, dass danach kaum bis kein Sekret austritt. Wenn das nicht der Fall ist und der trockene Orgasmus nicht absichtlich herbeigeführt wird, dann handelt es sich um eine sexuelle Funktionsstörung.
Ursachen für einen trockenen Orgasmus
Eine Ejakulationsstörung kann neben medikamentösen und psychischen Ursachen wie Stress auch physische Ursachen haben. Beim trockenen Orgasmus unterscheidet man zwischen der retrograden Ejakulation und der totalen Anejakulation, die beide unterschiedliche Ursachen haben können.
- Retrograde Ejakulation: Bei der retrograden Ejakulation kommt es zwar zum Samenerguss, dieser wird jedoch in die Harnblase fehlgeleitet. Die Samenflüssigkeit gelangt in den Urin und wird mit diesem ausgeschieden. Diese Form des trockenen Orgasmus lässt sich also im Urin nachweisen. Mögliche Auslöser können eine eingeschränkte Funktionsfähigkeit des Blasenschließmuskels oder eine nachlassende Beckenmuskulatur sein. Beides können beispielsweise Folgen einer Alkoholsucht oder einer Prostata-Operation sein. 90 Prozent der Männer, die an der Prostata operiert werden, leiden im Anschluss an einer retrograden Ejakulation.
- Totale Anejakulation: Bei einer totalen Anejakulation bleibt der Samenerguss vollständig aus. Die Ursache dafür kann eine Prostata-Störung sein, die von Geburt an besteht. Auch die Einnahme von Antidepressiva kann eine totale Anejakulation hervorrufen.