Laut der Techniker Krankenkasse verhüten in Deutschland rund sieben Millionen Frauen mit der Pille. Die Tendenz ist jedoch rückläufig – besonders innerhalb der letzten Jahre ist der Anteil der mit der Pille verhütenden Frauen stark zurückgegangen. Bei einer bundesweiten Studie der Online-Arztpraxis Zava aus dem Jahr 2019 gaben 88 Prozent der Teilnehmerinnen an, schon einmal unter möglichen Nebenwirkungen der Pille gelitten zu haben. Auch sollen um die 1,4 Millionen Frauen ein für sie ungeeignetes Präparat eingenommen haben.
Nebenwirkungen der Pille: Diese Risiken gibt es
Bei der Pille handelt es sich um ein hormonelles Verhütungsmittel, das meist aus einer Kombination von Gestagen und Östrogen besteht. Zwar verhindert die Einnahme der Pille in den meisten Fällen eine Schwangerschaft, jedoch geht sie oft mit Nebenwirkungen einher. Je höher die Hormonkonzentration der jeweiligen Pille, desto höher auch die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen. Da die Pille den Hormonhaushalt im weiblichen Körper verändert, kann es zu verschiedenen körperlichen oder psychischen Symptomen kommen. Dazu zählen:
- Kopfschmerzen und Migräne
- Blutungsstörungen
- Gewichtszunahme
- Übelkeit
- Brustspannen
- Blähungen
- abnehmende Libido
- Scheidentrockenheit
- Zysten an den Eierstöcken
- Akne
Selten können aber auch ernste Nebenwirkungen können auftreten. Dazu zählen Herzinfarkte, plötzlich auftretende Durchblutungsstörungen, die beispielsweise Schlaganfälle auslösen können, Brust- oder Gebärmutterhalskrebs sowie eine Abnahme der Knochendichte.
Thromboserisiko der Pille
Zahlreiche Studien haben innerhalb der letzten Jahre das Thromboserisiko bei einer Einnahme der Anti-Baby-Pille belegt. Bereits 2015 zeigte der Pillenreport der Universität Bremen in Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse, dass besonders die neueren Pillen der dritten und vierten Generation ein stark erhöhtes Risiko für Thrombosen und Embolien aufweisen. Laut dem Pillenreport werden jedoch genau diese Präparate am häufigsten verschrieben. Unter anderem enthalten sie die Inhaltsstoffe Gestoden, Desogestrel, Dienogest oder Drospirenon. Bei einer Thrombose oder auch Blutgerinnsel handelt es sich um einen Verschluss der Blutgefäße, der tödlich verlaufen kann. Thrombosen können in den Beinen oder Armen, aber auch im Gehirn als Hirnvenenthrombose auftreten.
Der Professor für Gesundheitsökonomie an der Universität Bremen, Gerd Glaeske, wies darauf hin, dass viele Ärzte und Patientinnen die Nebenwirkungen der Pille unterschätzen. Laut der Europäischen Arzneimittel‐Agentur (EMA) liegt das Risiko für eine venöse Thrombose bei einer Verhütung mit einer Pille der zweiten Generation bei 5-7 von 10.000 und mit einer Pille der dritten oder vierten Generation bei 8-12 von 10.000. Zusätzliche Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, eine genetische Blutgerinnungsstörung, Diabetes oder Bluthochdruck können das Risiko erhöhen. Auch mit zunehmendem Alter steigt das Thromboserisiko für Frauen, die die Pille nehmen.
Die Pille: Nebenwirkungen auf die Psyche
Zusätzlich kann die Einnahme der Pille sich negativ auf die Psyche auswirken. Beispielsweise können Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen mögliche Beschwerden sein. Eine dänische Studie aus dem Jahr 2016 zeigte, dass Depressionen unter dem Einfluss hormoneller Verhütungsmittel wesentlich häufiger diagnostiziert wurden. Innerhalb der Studie wertete die Universität Kopenhagen die Daten von mehr als einer Million dänischer Mädchen und Frauen zwischen 15 und 34 Jahren aus. Auffällig war auch, dass hormonell verhütende Frauen häufiger eine stationäre Behandlung aufgrund von Depressionen gebraucht haben.