
Bevor Sie das nächste Mal zu chemisch-synthetischen Antibiotika greifen, sollten Sie einmal über die natürliche Wirkung von antibiotischen Pflanzen nachdenken, die ebenfalls gegen Bakterien, Viren und Pilze helfen können. Wir stellen Ihnen die besten natürlichen Antibiotika einmal vor.
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Natürliche Antibiotika - die besten pflanzlichen Helfer
Cranberrys
Ihr Inhaltsstoff Proanthocyanid (z. B. in „Salus CranBlu aktiv“) hindert Bakterien daran, sich in der Blasenschleimhaut einzunisten.
Eukalyptus
Das ätherische Öl Cineol (z. B. in „Soledum“) hemmt bei Infekten der Atemwege das Wachstum von Bakterien und Viren und blockiert Neurotrans mitter, die z. B. bei Asthmatikern die Bronchien verengen.
Kapland-Pelargonie
Ihr Wirkstoff EPs 7630 bekämpft Bakterien und Viren, ohne in ihren Stoffwechsel einzugreifen (keine Resistenzen). Hilft besonders bei akuter Bronchitis (z. B. „Umckaloabo“).
Kapuzinerkresse
Die scharfen Senföle in der hübsch blühenden Staude wirken auf viele Organismen giftig. So schützt sich die Pflanze vor Fressfeinden, was auch die starke Wirkung gegen Viren und Bakterien erklärt. Ideal bei Harnwegsinfektionen (z. B. in „Cystinol“ oder „Angocin“, in Apotheken). Das reichlich enthaltene Vitamin C unterstützt zudem das geschwächte Immunsystem.
Myrte
Der Wirkstoff Myrtol (z. B. in „Gelomyrtol forte“) hemmt das Bakterienwachstum und dämmt Entzündungen in Rachen, Hals, Bronchien und Nasennebenhöhlen ein.
Purpur-Sonnenhut
Viele Studien belegen die Erfolge von Echinacea als pflanzlichem Allround-Antibiotikum, das bei Infekten wie der Streptokokken-Angina (Tonsillitis) schnell lindert und heilt und die Abwehrkräfte stärkt (z. B. „Echinacea ratiopharm“, in Apotheken).
Schafgarbe
Auch sie enthält das ätherische Öl Cineol. Dazu kommen antibakterielle, entzündungshemmende und krampflösende Proazulene (z. B. im Heiltee von Sidroga).
Thymian
Das ätherische Öl Thymol hemmt das Wachstum von Bakterien, Viren und Pilzen. Zudem fördert es das Abhusten (z. B. „tetesept Erkältungs Kapseln“).
Wasserdost
Xylane (z. B. in „Contramutan“) stärken das Immunsystem und verhindern, dass sich Erreger auf den Schleimhäuten ansiedeln.
Zistrose
Der Wirkstoff Cystus 052 (z. B. in „Cystus 052 Bio Halspastillen“) hindert Viren daran, in Körperzellen einzudringen.
Mit speziellen Substanzen (Defensinen) schützen sich Pflanzen vor Keimen. Auch Menschen können von dieser Wirkung profitieren und so bei leichten Infekten herkömmliche Antibiotika vermeiden. Bei ernsten bakteriellen Erkrankungen kann jedoch auf ein Antibiotikum nicht verzichtet werden.
Kurkuma
Das Gewürz verfügt auch über große Heilkraft. Der aus der Gelbwurzknolle gewonnene Inhaltsstoff Curcumin (z. B. in „Curcumin-loges“, in Apotheken) wirkt stark entzündungshemmend. Daher empfehlen ihn die ärztlichen Leitlinien für die Therapie chronischer Darmentzündungen (Colitis ulcerosa).
Augentrost
Bei einem Gerstenkorn oder einer Bindehautentzündung lindern Augentrost-Präparate (z. B. „Euphrasia comp. Augensalbe“ oder „Euphrasia Augentropfen“, beides in Apotheken) die Beschwerden und lassen die Entzündung abheilen.
Ringelblume
Infizierte, schlecht heilende Wunden, Abszesse und Furunkel sprechen auf die Ringelblume an. Die Präparate (z. B. „Calendumed“, Apotheke) werden oft auch bei Korbblütler-Allergie vertragen.
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Probleme und Risiken von Antibiotika
Ohne Antibiotika geht es nicht, auch wenn immer mehr Keime immun gegen sie werden“, sagt Prof. em. Franz Daschner, Infektiologe aus Freiburg. Schuld an Letzterem sind die Pharmaindustrie, die Ärzte und Patienten und die Geflügelzüchter. Wie das alles zusammenhängt, erklärt der Vorsitzende der „viamedica – Stiftung für eine gesunde Medizin“ im folgenden Interview. Und er nennt hochwirksame Wunderwaffen aus der Natur, die eine Bronchitis oder Blasenentzündung oft besser bekämpfen als Antibiotika aus der Retorte.
Vital: Wie gefährlich sind Antibiotika-Resistenzen?
Prof. Daschner: Sie gehören weltweit zu den größten infektiologischen Problemen. Jedes Jahr sterben Hunderttausende an Infekten, die durch antibiotikaresistente Keime verursacht werden. Seit der Medizin Antibiotika zur Verfügung stehen, hat die Zahl der Bakterien, gegen die sie nichts mehr ausrichten können, stetig zugenommen. Dieses Dilemma wird sich in den nächsten zehn, zwanzig Jahren noch verschärfen, weil die Pharmaindustrie inzwischen immer weniger neue Antibiotika auf den Markt bringt.
Warum gibt es immer weniger neue Antibiotika?
Fakt ist, dass zwischen 1960 und 1990 rund 40 neue Wirkstoffe auf den Markt kamen – aber seit 2000 nur noch eine Handvoll. Der Grund: Die Entwicklung eines neuen Antibiotikums ist äußerst teuer. Sie kostet circa eine halbe bis eine Milliarde Euro. Da sagen sich die Hersteller natürlich: „Wenn sich so oft Resistenzen bilden, wird auch unser neues Mittel schnell unwirksam. Da rechnet sich der Aufwand nicht.“ Also müssen die alten, nicht mehr so wirksamen Präparate häufiger verwendet werden. Auch das fördert Resistenzen.
Verschärfen Ärzte das Problem der inflationär eingesetzten Antibiotika?
Ja. In Deutschland sind es hauptsächlich Kinder- und Hausärzte, die Antibiotika falsch oder zu häufig einsetzen. Bei den Kinderärzten liegt es vor allem an ihren Patienten. Je jünger das Kind, desto häufiger hat es eine Infektion. Und viele Eltern sind überängstlich und beharren auf einem Antibiotikum-Rezept. So kommt es, dass z. B. bei einer einfachen Mittelohrentzündung entgegen den heutigen Therapie-Leitlinien ein Breitspektrum-Antibiotikum verordnet wird. Bei Hausärzten spielt zusätzlich die Überlastung eine Rolle. Wenn sie an einem Vormittag 40 Patienten und mehr „durchschleusen“ müssen, bleibt für den Einzelnen, oft auch für die Diagnostik, zu wenig Zeit. Dann geht der Griff zum Antibiotikum-Rezept schon mal schneller von der Hand.
Ärzte setzen Antibiotika falsch ein – was meinen Sie genau?
Überdurchschnittlich oft verordnen sie Antibiotika bei Infekten der oberen Atemwege. Sie übersehen dabei, dass 90 Prozent dieser Infektionen – von der Erkältung bis zur Stirnhöhlenentzündung – von Viren ausgelöst werden. Antibiotika bekämpfen aber nur Bakterien. Wenn der Arzt diese Unterscheidung nicht macht, wundert es einen auch nicht, dass der Patient als medizinischer Laie denkt, „Antibiotika helfen gegen alles, was eine Infektion auslöst“, und die Arzneimittel sehr oft verlangt.
Aber heutzutage können doch Schnelltests bei der Differenzierung helfen.
Ja, der PCT-Test z. B. gibt eine gewisse Sicherheit, dass es sich um eine bakterielle Infektion handelt. Die Messung von C-reaktivem Protein, einem „Entzündungseiweiß“, ergibt ebenfalls Sinn. Sein Wert ist bei einer Infektion erhöht, vor allem bei einer bakteriellen. Hundertprozentig sicher ist das Messergebnis zwar auch bei diesem Check nicht, es liefert aber einen ersten Hinweis. Dann ist da noch der Streptokokken-Test, bei dem ein Abstrich im Rachen gemacht wird. Mit dessen Hilfe kann der Arzt feststellen, ob es sich um A-Streptokokken handelt, die häufigsten Auslöser einer bakteriellen Angina. Aber es fehlen immer noch Schnelltests mit absoluter diagnostischer Aussagefähigkeit.
Ist der Patient schuld, wenn Antibiotika nicht richtig wirken?
In vielen Fällen ja. Deshalb rate ich allen dringend: Lassen Sie sich nicht vom Beipackzettel verunsichern. Die aufgeführten Nebenwirkungen müssen laut gesetzlicher Vorgaben aufgelistet werden, kommen aber in der Regel seltener vor als befürchtet. Nehmen Sie das Antibiotikum exakt so ein, wie der Arzt es Ihnen verordnet hat. Auch dann, wenn es Ihnen besser geht. Dann sind zwar die Symptome weg, aber die Bakterien noch nicht. Penicilline z. B. müssen Sie bei einer Angina zehn Tage einnehmen, Cephalosporine fünf Tage. Heben Sie das Antibiotikum nicht auf, um es beim nächsten Infekt in Eigenregie zu schlucken. Antibiotika bitte nie ohne ärztliche Empfehlung nehmen.
Setzen bestimmte Lebensmittel die Wirkung von Antibiotika herab?
Ja, z. B. können Orangensaft, Milchprodukte oder Müsli die Wirkung von Antibiotika abschwächen. Und mit bestimmten z. B. gegen Bluthochdruck oder Herzerkrankungen, kann es zu Wechselwirkungen kommen. Patienten sollten auch unbedingt die Zeitabstände zwischen den Antibiotika-Einnahmen einhalten. Mein Rat für Arzt und Patient: Bei leichten und mittelschweren Infektionen der Atemwege sollten vor allem Phytopharmaka mit einer dafür belegten Wirksamkeit eingesetzt werden.

Pflanzen gegen Bakterien
Pflanzenmedizin gegen Bakterien – funktioniert das?
Ja. Bedenken Sie, dass natürliche Phytopharmaka schon seit Jahrmillionen auf unserem Planeten existieren. Im Überlebenskampf der Natur mussten sich Pflanzen schließlich aus eigener Kraft gegen die Angriffe von Bakterien, Viren und Pilzen verteidigen. Mithilfe solcher Geheimwaffen, pharmakologisch hochwirksamen Substanzen, verhinderten und verhindern sie bis zum heutigen Tag erfolgreich, dass Mikroorganismen sie auffressen. Und diesen ist es bislang nicht gelungen, Phytopharmaka-Resistenzen zu entwickeln. Der Grund dafür ist vermutlich, dass es sich bei den pflanzlichen Schutzstoffen um eine Kombination verschiedener Wirkstoffe handelt und nicht um eine Einzelsubstanz. Gegen so eine Gruppe immun zu werden, ist für Mikroorganismen wohl ungleich schwieriger. Als natürliches Antibiotikum wurde z. B. die Kapland-Pelargonie sehr intensiv untersucht.
Wie wirkt sie?
Ihre Wirksubstanz EPs 7630 überzieht die Schleimhautzellen der Atemwege mit einer Art Schutzfilm und verhindert so, dass sich Bakterien anheften können. Außerdem fördert sie die Phagozytose, also die „Fressleistung“ der weißen Blutkörperchen, und steigert das „intrazelluläre Killing“. Darunter versteht man das Abtöten von Bakterien, die es geschafft haben, in eine Körperzelle einzudringen. Bei einer Virusinfektion funktioniert das ganz ähnlich.
Also Hilfe zur Selbsthilfe?
Genau. So wirken übrigens auch viele andere Phytopharmaka. Generell muss man sagen, dass alle Phytopharmaka, die bei uns auf dem Markt sind, ihre Wirksamkeit in klinischen Studien bewiesen haben.
Und wie wirken die Farbstoffe aus Cranberrys?
Die Anthocyane im Saft der Grossfrüchtigen Moosbeere sorgen dafür, dass sich stäbchen förmige Kolibakterien aus dem Darm, die 80 Prozent der Blaseninfekte verursachen, in kugelförmige Gebilde verwandeln. Dadurch können sie sich nicht mehr an die Blasenschleimhaut anheften.
Info-Adressen
Antibiotika-Resistenzen: Robert-Koch- Institut, Nordufer 20, 13353 Berlin, Tel. 030/18 75 40, www.rki.de
Bei einem Test des Bundes für Umwelt und Naturschutz im Januar war über die Hälfte der Hähnchen aus Geflügelmast mit resistenten Keimen verseucht. Was sagen Sie dazu?
Das ist eine Katastrophe – und höchst gefährlich! Denn der Antibiotika-Einsatz trotz Verbot führt dazu, dass resistente Bakterien geradezu herangezüchtet werden. Die gehen natürlich vom Tier auf den Menschen über. Alle, die mit diesem Geflügel Kontakt haben, weisen garantiert resistente Keime in ihrer Darmflora auf. Dort produzieren sie Enzyme, die Antibiotika unwirksam machen. Und das Geflügel kommt ja meist als rohes Fleisch in die Küche – so gelangen die resistenten Keime an die Hände, auf das Schneidebrett und schließlich in unseren Körper. Ein Resultat davon sind z. B. Salmonellen-Infektionen.
Kann die Medizin zukünftig nicht mehr auf Antibiotika zählen?
Doch, Antibiotika gehören immer noch zu den wirksamsten Arzneien. Ein Beispiel: Früher starben von den Patienten mit Hirnhautentzündung 95 Prozent, heute überleben 95 Prozent. Wir haben nach wie vor Antibiotika, die ein wirksames Therapie-Spektrum besitzen. Und bis sie womöglich durch die in der Tat zukunftsträchtige Wirkstoffgruppe der antimikrobiellen Peptide abgelöst werden, vergehen noch zehn Jahre.

Antibiotika richtig einnehmen
Es gibt drei wichtige Regeln, die ihr bei der Einnahme von verschreibungspflichtigen Antibiotika beachten solltet:
1. Dem Körper Zeit zur Genesung geben
Mit den meisten Infektionen kann unser Immunsystem selbst fertig werden. Das braucht nur etwas Zeit und Ruhe. Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers. Oft hilft es schon, sich richtig auszuschlafen und die Abwehrkräfte ihre Arbeit machen zu lassen.
2. Kein Antibiotika bei Viruserkrankungen
Schnupfen, Bronchitis, Grippe – meist lösen Viren Erkältungskrankheiten aus. Antibiotika wirken jedoch ausschließlich gegen Bakterien. Welche einzunehmen, wäre in diesem Fall also völlig zwecklos. Sollte Ihr Arzt Ihnen dennoch ein Antibiotikum verschreiben wollen, bitten Sie darum, zunächst den bakteriellen Erreger zu identifizieren
3. Einnehmen wie verordnet
Wenn Sie die Therapie eigenmächtig beenden, können Bakterien übrig bleiben und so Resistenzen entstehen. Nehmen Sie die verschriebene Dosis daher unbedingt zu Ende ein – und auch nie Antibiotika auf eigene Faust.