Definition: Was ist der Placeboeffekt?
Der Placeboeffekt ist ein bemerkenswertes Phänomen in der Medizin. Er tritt auf, wenn eine scheinbare Behandlung ohne tatsächlich aktive medizinische Wirkstoffe dazu führt, dass sich der Zustand eines Patienten verbessert. Dies geschieht aufgrund des Glaubens des Patienten an die Wirksamkeit der vermeintlichen Behandlung.
Der Placeboeffekt verdeutlicht die enge Verbindung zwischen Geist und Körper – und wird oft in klinischen Studien berücksichtigt, um festzustellen, ob eine tatsächliche medizinische Behandlung über die Wirkung des Placebos hinausgeht.
Im Video: Wenn die Erwartung krank macht
Was kann ein Placebo im Körper auslösen?
Der Placeboeffekt ist ein komplexes Phänomen, das durch eine Wechselwirkung zwischen dem Gehirn und dem Körper verursacht wird. Wenn jemand an die Wirksamkeit einer Behandlung glaubt, können im Gehirn positive Veränderungen ausgelöst werden, die sich auf den Körper auswirken. Dazu können zählen:
- Freisetzung von Endorphinen: Der Glaube an die Behandlung kann die Freisetzung von körpereigenen, schmerzlindernden Substanzen, den sogenannten Endorphinen, erhöhen. Das kann Schmerzen reduzieren.
- Neurotransmitter: Der Placeboeffekt kann die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin, Serotonin und Noradrenalin im Gehirn beeinflussen. Diese Neurotransmitter spielen eine Rolle bei der Stimmung, dem Schmerzempfinden und dem allgemeinen Wohlbefinden.
- Immunsystem: Der Placeboeffekt kann auch das Immunsystem beeinflussen, indem er Entzündungsreaktionen hemmt oder das Immunsystem stärkt.
- Erwartungshaltung: Die Erwartungshaltung des Patienten an eine positive Veränderung kann tatsächlich die Wahrnehmung der Symptome beeinflussen. Dies kann zu einer subjektiven Verbesserung des Gesundheitszustands führen.
Ist der Placeboeffekt bewiesen?
Ja, der Placeboeffekt ist wissenschaftlich gut dokumentiert und nachgewiesen. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass der Glaube an eine Behandlung oder die Erwartung einer Besserung tatsächlich zu positiven Veränderungen im Gesundheitszustand führen kann.
Jedoch: Der Placeboeffekt ist komplex und kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, einschließlich der Art der Erkrankung, der Erwartungen des Patienten und der Qualität der Arzt-Patient-Beziehung. Und: Der Placeboeffekt heilt keine zugrundeliegenden Krankheiten, sondern kann lediglich dafür sorgen, dass sich die Symptome vorübergehend verbessern.
Was bedeutet das Wort Placebo wörtlich?
Das Wort "Placebo" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt "ich werde gefallen". Es stammt aus einem Vers des lateinischen Psalms 116:9: "Placebo Domino in regione vivorum", was so viel heißt wie "Ich werde dem Herrn im Land der Lebenden gefallen".
Wie stark ist der Placeboeffekt?
Der Placeboeffekt kann je nach Studie, Person und Umstand unterschiedlich stark sein. Er kann von minimalen bis zu bemerkenswerten Verbesserungen reichen. In einigen Fällen haben Studien sogar gezeigt, dass der Placeboeffekt ähnlich oder sogar stärker sein kann als die Wirkung einiger medizinischer Interventionen.
Übrigens: Injizierte Placebos wirken besser als Placebos in Tablettenform. Das zumindest war das Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersuchung: Forschende stellten in Studien fest, dass die Art und Weise, wie Placebos verabreicht werden, einen Einfluss auf ihre Wirksamkeit haben kann. Es scheint, dass unsere positive Erwartungshaltung sogar davon beeinflusst werden kann, ob wir ein Placebo in Form einer Spritze oder als Tablette erhalten.
Placebos wirken selbst dann, wenn man weiß, dass es welche sind
Die Wirksamkeit des Placeboeffekts scheint nicht von der Unwissenheit der Betroffenen abhängig zu sein. In einer Studie aus dem Jahr 2014 wurden Migränepatienten in drei Gruppen aufgeteilt, um dies zu untersuchen. Der ersten Gruppe wurden Pillen mit echten Wirkstoffen verabreicht, die mit dem Medikamentennamen gekennzeichnet waren. Die zweite Gruppe erhielt ein Placebo, das tatsächlich als "Placebo" gekennzeichnet war. Die dritte Gruppe erhielt keine Medikamente.
Es stellte sich heraus, dass das Placebo in der zweiten Gruppe immer noch eine Wirksamkeit von 50 Prozent im Vergleich zum Medikament in der ersten Gruppe aufwies.
Bedeutung: Warum ist der Placeboeffekt für die Forschung so wichtig?
Der Placeboeffekt ist für die Forschung von großer Bedeutung, da er uns tiefe Einblicke in die Wechselwirkung zwischen Geist und Körper liefert, dazu gehören:
- Wir lernen, menschliche Reaktionen besser zu verstehen: Der Placeboeffekt zeigt, wie stark der Glaube an eine Behandlung die körperliche Reaktion beeinflussen kann. Dies verdeutlicht die komplexe Natur der menschlichen Gesundheit.
- Wir entwickeln neue Behandlungen: Placebogruppen in klinischen Studien helfen dabei, den tatsächlichen Nutzen einer neuen Behandlung von der Wirkung des Glaubens an die Behandlung zu unterscheiden. Sprich: Durch den Vergleich der tatsächlichen Behandlung mit einem Placebo können Ärzt*innen feststellen, ob die Behandlung wirklich wirksam ist – oder ob die Verbesserung auf den Placeboeffekt zurückzuführen ist. Dies hilft den Wissenschaftlern, bessere und effektivere Behandlungen zu entwickeln und sicherzustellen, dass sie tatsächlich helfen.
- Wir optimieren Behandlungen: Die Forschung zum Placeboeffekt ermöglicht ein besseres Verständnis davon, wie Erwartungen und emotionale Faktoren die Wirkung von Behandlungen beeinflussen können. Das hilft, Therapien zu optimieren.
Placeboeffekt auch bei Tieren wirksam
In einer Studie aus dem Jahr 2010 untersuchte ein Forschungsteam die Wirksamkeit eines antiepileptischen Medikaments für Hunde. Das Medikament mit dem Wirkstoff zeigte eine Verbesserung der Krampfanfälle bei 86 Prozent der Hunde. Überraschenderweise verbesserten sich jedoch auch bei 79 Prozent der Hunde in der Placebo-Kontrollgruppe die Anfälle.
Es ist unwahrscheinlich, dass die Hunde ihre eigene Erwartungshaltung bezüglich der positiven Effekte des verabreichten Mittels optimiert haben und das Placebo dadurch wirksam wurde. Die Forscher gehen jedoch davon aus, dass das Placebo eher auf unbewusste Weise auf die Halter der Tiere wirkte. Während der klinischen Studie sorgten sich die Halter wahrscheinlich liebevoller um ihre kranken Tiere. Diese zusätzliche Fürsorge kann bereits ausreichen, um unseren pelzigen Freunden etwas Linderung zu verschaffen.
Ergo: Die Ergebnisse dieser Forschung waren überraschend, da sie darauf hindeuten, dass Placebos auch bei Tieren wirksam sein können.