Was ist ein Burnout?
Ein Burnout ist ein Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung. Er wird oft durch anhaltenden Stress und Überlastung verursacht, die zu einem Verlust der Motivation, der Leistungsfähigkeit und des Selbstwertgefühls führen können.
In der neuesten Folge unseres Podcasts vital: Der Gesundheitsexpertentalk haben wir mit Psychiater und Psychotherapeut Christian Weiß gesprochen und gefragt, wie ein Burnout entsteht, was dagegen hilft und wie man ihn möglicherweise vorbeugen kann.
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Wie beginnt ein Burnout?
Ein Burnout beginnt oft schleichend. Die Betroffenen merken zunächst, dass sie sich immer häufiger erschöpft und überfordert fühlen. Sie haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und ihre Aufgaben zu erledigen. Sie fühlen sich unmotiviert und haben das Gefühl, dass sie nicht mehr mithalten können.
In der Anfangsphase eines können sich die Betroffenen noch gut von Stress erholen. Sie können sich ausruhen und neue Energie tanken. Wenn der Stress jedoch anhält, wird es immer schwieriger, sich zu erholen. Die Betroffenen fühlen sich ständig gestresst und überfordert. "Schlechte Tage bei der Arbeit kennt jeder. Wenn das Gefühl der Erschöpfung nicht weggeht, spricht man dann von einem Burnout", so Psychiater und Psychotherapeut Christian Weiß.
Bereits vorher gibt es Vorboten, die einen Burnout ankündigen können:
Der allererste Vorbote ist das Verstehen, ich habe hier zu viel Arbeit für zu wenig Mensch. Oder sich ein gewisser Zynismus bemerkbar macht, den man auf der Arbeit an den Tag legt. Weitere Warnhinweise sind Änderungen der Arbeitseinstellung: Viele Menschen identifizieren sich mit ihrem Beruf. Wenn diese Identität verloren geht, kann das auch ein Vorbote ein. Ebenso fehlendes Sinnerleben. Eine Arbeit, die wir machen, braucht unbedingt einen Sinn, sonst macht sie keinen Spaß.
Einen Burnout sollte man keineswegs auf die leichte Schulter nehmen, warnt Weiß: Im weiteren Verlauf eines Burnouts können sich körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme und Rückenschmerzen hinzufügen. Die Betroffenen ziehen sich immer mehr aus dem sozialen Leben zurück und verlieren das Interesse an ihren Hobbys und Aktivitäten. Sie fühlen sich niedergeschlagen und haben das Gefühl, dass sie ihr Leben nicht mehr kontrollieren können.
Wie kann man einen Burnout vorbeugen?
Aber was kann man tun, um zu verhindern, dass man ausbrennt? Eine bessere Work-Life-Balance finden, rät Christian Weiß. "Die Work-Life-Balance ist wichtig, dass man neben der Arbeit Zeit für sich und seine Familie hat. Auch Spitzensportler haben geplante Pausen. Aber im Arbeitsleben geht das häufig nicht. Das kann und sollte man planen. Den meisten Menschen fällt es aber schwer, sich bewusst Pausen zu nehmen."
Außerdem hilft es, seinen Stress zu reduzieren, indem man zum Beispiel klar definiert, was die eigenen to dos sind. Auch das Delegieren von Arbeit und Zeitmanagement sind wichtig, um Stress zu minimieren. Konkret heißt das zum Beispiel: Wenn wir keine Zeit haben, sollten wir nur die Aufgaben erledigen, die wir auch können. Auch hilfreich: Das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen, um nach Prioritäten zu fragen. Umgekehrt liegt es aber auch in der Verantwortung des Arbeitgebers, regelmäßig nachzufragen, ob das Arbeitspensum zu bewältigen ist.
Burnout: So finden Sie den Weg zurück zu mehr Energie und Lebensfreude
Die Antwort auf die Frage, wann ein Burnout wieder besser wird, ist nicht einfach, da sie von verschiedenen Faktoren abhängt, wie z. B. der Schwere des Burnouts, den zugrunde liegenden Ursachen und den Maßnahmen, die zur Genesung ergriffen werden.
Ein wichtiger Tipp, den Christian Weiß seinen Patienten immer mit auf den Weg gibt, um aus dem Burnout herauszukommen: Change it. Take it. Leave it. "Kann ich meine Arbeit so verändern, dass sie mich nicht überfordert? Kann ich meine Perfektion oder meine hohen Ansprüche ändern? Und wenn das nicht klappt, kann ich das einfach so hinnehmen und meinen Arbeitsalltag akzeptieren? Was zugegebenermaßen nicht immer die beste Lösung ist. Und wenn dieses "Durchrauschen" nicht funktioniert, dann bleibt nur ein 'leave it' – also den Job zu kündigen."
Generell gilt, dass es ungefähr so lange dauert, sich von einem Burnout zu erholen, wie es dauerte, bis man in die Krise kam. Das bedeutet, dass ein Burnout, der sich über einen Zeitraum von mehreren Monaten entwickelt hat, auch mehrere Monate oder sogar Jahre zur Genesung benötigt.
In einer Studie der Universität Zürich, die 2022 veröffentlicht wurde, gaben nur 16 % der Probanden an, sich nach sieben Jahren vollständig von ihrem Burnout erholt zu haben. Vier Prozent sagten, ihr Befinden sei gleich oder schlechter als damals. Die große Mehrheit von 80 % fühlte sich zwar besser, litt aber noch immer an einem oder mehreren belastenden Symptomen, wie z. B. Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafproblemen oder Ängsten.
Nach einem Burnout ist es in erster Linie wichtig, sich Zeit zu nehmen, um zu heilen und wieder Kraft zu sammeln. Hier sind 5 Tipps, die dabei helfen können, damit es Ihnen bald wieder besser geht:
1. Gönnen Sie sich Ruhe und Erholung
Die wichtigste Voraussetzung für die Genesung ist, dass Sie sich ausreichend Ruhe und Erholung gönnen. Dies bedeutet, dass Sie sich Zeit für sich selbst nehmen und sich nicht zu viel Stress aussetzen sollten. Achten Sie auf ausreichend Schlaf, essen Sie gesund und machen Sie ausreichend Pausen.
2. Suchen Sie sich professionelle Hilfe
Wenn Sie mit den Folgen des Burnouts alleine nicht zurechtkommen, ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu holen. Ein Therapeut kann Ihnen dabei helfen, die Situation zu verarbeiten und mit den emotionalen und körperlichen Folgen des Zusammenbruchs umzugehen. Der Burnout gilt als offizielle Krankheit.
3. Reden Sie mit jemandem, dem Sie vertrauen
Es kann sehr hilfreich sein, mit jemandem zu sprechen, dem Sie vertrauen, über Ihre Gefühle und Gedanken. Dies kann ein Freund, ein Familienmitglied oder ein Therapeut sein.
4. Achten Sie auf Ihre Ernährung und Bewegung
Eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung sind wichtig für die körperliche und seelische Gesundheit. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Machen Sie regelmäßig Sport, der Ihnen Spaß macht.
5. Setzen Sie sich realistische Ziele
Nach einem Burnout ist es wichtig, sich realistische Ziele zu setzen. Versuchen Sie nicht, alles auf einmal zu schaffen. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst und lassen Sie sich Zeit, wieder zu Kräften zu kommen.
Damit der Burnout endlich wieder besser wird: 3 unbekannte Symptome, die Sie kennen sollten
Die klassischen Symptome eines Burnouts sind Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen und negative Gedanken. Doch es gibt auch einige weniger bekannte Symptome, die auf ein Burnout hindeuten können. Dazu gehören:
1. Veränderungen im Essverhalten
Burnout kann zu Veränderungen im Essverhalten führen, wie z. B. zu Heißhungerattacken, Gewichtszunahme oder Gewichtsverlust.
2. Veränderungen im Sexualleben
Burnout kann zu Veränderungen im Sexualleben führen, wie z. B. zu Libidoverlust, Erektionsstörungen oder Orgasmusstörungen.
3. Veränderungen in den Wertvorstellungen
Burnout kann zu Veränderungen in den Wertvorstellungen führen, wie z. B. zu einer Abnahme des Interesses an Arbeit oder Hobbys, zu einer veränderten Einstellung zu Geld oder zu einer veränderten Einstellung zu Beziehungen.

Christian Weiß ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Als Berater und Privatarzt für Menschen mit Störungsbildern aus dem depressiven Formkreis ist er Spezialist rund um das Thema Burnout.
Foto: Amanda Dahms