Endometriose: Die unterschätzte Frauenkrankheit

Endometriose: Ein Name, der für viele Frauen Leid und Beeinträchtigung im Alltag bedeutet. Diese gynäkologische Erkrankung, bei der sich Gewebe, ähnlich der Gebärmutterschleimhaut, außerhalb der Gebärmutterhöhle ansiedelt, kann zu starken Schmerzen, Unfruchtbarkeit und psychischen Belastungen führen.

Bei einer Endometriose siedelt sich Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle ansiedelt.© iStock/sorbetto
Bei einer Endometriose siedelt sich Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle an.

Was ist Endometriose genau?

Endometriose ist eine chronische gynäkologische Erkrankung, bei der sich Gewebe, ähnlich der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium), außerhalb der Gebärmutterhöhle ansiedelt. Diese Wucherungen, sogenannte Endometrioseherde, können an verschiedenen Organen im Unterleib und Beckenraum auftreten, z.B. an den Eierstöcken, Eileitern, am Bauchfell, am Darm, an der Blase oder sogar an entfernten Organen wie der Lunge oder dem Zwerchfell.

Welche Symptome treten bei Endometriose auf?

Zu den häufigsten Symptomen gehören starke Unterleib- oder Rückenschmerzen, die insbesondere während der Menstruation auftreten können. Weitere Anzeichen sind Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang sowie möglicherweise auch unerklärliche Darmbeschwerden. Darüber hinaus kann es zu Zyklusstörungen und bei einigen Frauen zu Unfruchtbarkeit kommen. Die Intensität der Symptome ist nicht zwangsläufig ein Indikator für den Schweregrad der Erkrankung, manche Frauen erleben starke Beschwerden trotz geringer Ausbreitung der Endometrioseherde.

Wie wird Endometriose diagnostiziert?

Die Diagnose der Endometriose kann schwierig und zeitaufwändig sein. Dies liegt zum einen an den unspezifischen Symptomen, die mit anderen Erkrankungen wie Reizdarmsyndrom oder Blasenentzündung verwechselt werden können. Zum anderen gibt es keine eindeutige Testmethode, um Endometriose zweifelsfrei zu diagnostizieren.

Schritte zur Diagnose:

  • Anamnese: Die Ärztin oder der Arzt wird zunächst die Krankengeschichte der Patientin erfragen und die Symptome genau schildern lassen.
  • Gynäkologische Untersuchung: Bei der gynäkologischen Untersuchung kann der Arzt tasten, ob im Unterleib Verhärtungen oder druckempfindliche Stellen vorhanden sind.
  • Ultraschall: Eine Ultraschalluntersuchung des Unterleibs kann Hinweise auf größere Endometrioseherde, z.B. an den Eierstöcken, liefern.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT kann noch genauere Bilder von den Organen im Unterleib liefern und so auch kleinere Endometrioseherde und Verwachsungen sichtbar machen.
  • Laparoskopie: Die Laparoskopie, auch Bauchspiegelung genannt, ist die einzige sichere Methode, um Endometriose zu diagnostizieren.

Dabei wird über einen kleinen Schnitt am Bauchnabel ein Endoskop eingeführt, mit dem die Ärztin oder der Arzt die Organe im Unterleib direkt betrachten und Gewebeproben entnehmen kann. Die Gewebeproben werden anschließend im Labor mikroskopisch untersucht, um die Diagnose Endometriose zu bestätigen.

Endometriose: Welche Therapien stehen zur Verfügung?

Die Therapie der Endometriose hat zum Ziel, die Symptome der Erkrankung zu lindern, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und die Fruchtbarkeit zu erhalten. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die je nach individuellem Krankheitsbild und den Bedürfnissen der Patientin eingesetzt werden können.

1. Schmerztherapie

  • Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können die Symptome der Endometriose lindern.
  • Hormonelle Schmerztherapie: Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille, der Vaginalring oder das Pflaster können die Menstruation unterdrücken und so die Schmerzen lindern.
  • GnRH-Analoga: GnRH-Analoga sind Medikamente, die die Produktion von Hormonen im Eierstock hemmen und so die Endometrioseherde schrumpfen lassen können.
  • Danazol: Danazol ist ein Medikament, das die männlichen Geschlechtshormone im Körper erhöht und so die Endometrioseherde schrumpfen lassen kann. Danazol hat jedoch starke Nebenwirkungen und wird daher nur noch selten eingesetzt.

2. Operation

  • Laparoskopie: Die Laparoskopie ist eine minimalinvasive Operation, bei der die Endometrioseherde mit Laser oder Skalpell entfernt werden.
  • Laparotomie: Die Laparotomie ist eine größere Operation, bei der der Bauchraum durch einen Schnitt an der Bauchdecke geöffnet wird, um die Endometrioseherde zu entfernen.

3. Weitere Therapien

  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Schmerzen und Verkrampfungen der Endometriose zu lindern.
  • Psychotherapie: Psychotherapie kann helfen, mit den psychischen Belastungen der Erkrankung umzugehen.
  • Ernährungsberatung: Eine ausgewogene Ernährung kann die Symptome der Endometriose lindern.

Wichtig: Die Wahl der Therapie sollte individuell mit der Ärztin oder dem Arzt abgesprochen werden.

Wie kann Endometriose die psychische Gesundheit beeinflussen?

Endometriose ist eine chronische Erkrankung, die nicht nur körperliche Schmerzen und Beschwerden mit sich bringt, sondern auch erhebliche psychische Belastungen verursachen kann. Frauen, die an Endometriose leiden, erleben oft Gefühle der Frustration und Hilflosigkeit aufgrund der wiederkehrenden Schmerzepisoden und der damit verbundenen Einschränkungen im Alltag. Die ständige Konfrontation mit Unterleibsschmerzen, Müdigkeit und möglichen Unfruchtbarkeitsproblemen kann zu Depressionen, Angstzuständen und einem verminderten Selbstwertgefühl führen. Darüber hinaus kann die Krankheit das soziale Leben und Beziehungen beeinträchtigen, was zusätzlichen emotionalen Stress nach sich zieht. Es ist daher wichtig, dass Betroffene sowohl medizinische als auch psychologische Unterstützung erhalten, um mit den vielschichtigen Herausforderungen von Endometriose umgehen zu können. 

Die ständige Konfrontation mit Unterleibsschmerzen kann zu Depressionen führen.© PeopleImages/iStock
Die ständige Konfrontation mit Unterleibsschmerzen kann zu Depressionenführen.

Endometriose und Kinderwunsch: Welche Auswirkungen hat die Erkrankung auf die Fruchtbarkeit?

Endometriose, eine chronische gynäkologische Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle wächst, kann die Fruchtbarkeit stark beeinträchtigen. Schätzungen zufolge sind bis zu 50 % der Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch von Endometriose betroffen.

Die Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit:

  • Endometrioseherde: Die Wucherungen können die Eileiter blockieren oder verkleben und so die Befruchtung der Eizelle verhindern.
  • Entzündungen: Die chronischen Entzündungen bei Endometriose können die Qualität der Eizellen und Spermien beeinträchtigen.
  • Hormonelle Störungen: Endometriose kann zu hormonellen Störungen führen, die den Eisprung beeinträchtigen können.
  • Schweregrad der Endometriose: Je fortgeschrittener die Endometriose, desto höher ist das Risiko für Unfruchtbarkeit.
  • Alter der Frau: Die Fruchtbarkeit nimmt mit zunehmendem Alter ab, was bei Frauen mit Endometriose zusätzlich problematisch sein kann.

Trotz dieser Beeinträchtigung ist eine Schwangerschaft mit Endometriose durchaus möglich. Viele Frauen mit Endometriose können mit der richtigen Behandlung und Unterstützung schwanger werden.

Was gibt es Neues in der Endometrioseforschung und welche Hoffnung besteht für die Zukunft?

In den letzten Jahren hat die Endometrioseforschung bedeutende Fortschritte gemacht, die Hoffnung auf verbesserte Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene bieten. Innovative bildgebende Verfahren ermöglichen mittlerweile eine genauere Erkennung von Endometrioseherden. Darüber hinaus arbeiten Forscher an der Entwicklung neuer medikamentöser Therapien, die gezielter und mit weniger Nebenwirkungen wirken sollen. Besonders vielversprechend sind Ansätze zur Immunmodulation und die Nutzung von Antikörpern. Zudem wird an der Verbesserung minimalinvasiver chirurgischer Techniken gearbeitet, um betroffenen Frauen effektivere und schonendere Behandlungsoptionen zu bieten. Diese Entwicklungen könnten in naher Zukunft zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität von Endometriosepatientinnen führen.