Was ist Epilepsie?
Sowohl bei uns Menschen als auch bei unseren freundlich-hechelnden Begleitern steuern Nervenzellen im Gehirn Bewegungen und Verhaltensweisen. Solche Neuronen empfangen und übertragen elektrische Signale. Fehlfunktionen bei der elektrischen Signalübertragung können zu ungewollten körperlichen Reaktionen führen. Entladen sich Neuronengruppen plötzlich und synchron, kommt es zu sogenannten epileptischen Anfällen.
Epilepsie kann genetisch veranlagt sein. Es gibt dann keine erkennbare Ursache für die Krampfanfälle. Erkrankungen des Gehirns, wie etwa Tumore oder Entzündungen der Hirnhaut, können ebenfalls Epilepsie beim Hund auslösen. Eine weitere mögliche Ursache für epileptische Anfälle kann stoffwechselbedingt sein. Ist der Kalziumspiegel gestört oder die Blutsalzwerte nicht normal, können elektrische Signale mitunter nicht korrekt übermittelt werden.
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Symptome der Epilepsie beim Hund
Bei der Epilepsie feuern elektrische Signale im Gehirn durcheinander. Es kommt zu massiven Signalentladungen. Je nachdem in welchen Bereichen des Gehirns die Entladungen stattfinden, können die Symptome unterschiedlich stark sein. Tierärzte und Tierärztinnen unterscheiden die fokale Epilepsie und die generalisierte Epilepsie. Bei der fokalen Variante sind nur kleine Bereiche des Gehirns betroffen. Je nachdem wo die Fehlsignale abgefeuert werden, können die „Mini-Anfälle“ ganz unterschiedlich ablaufen, etwa wie
- Muskelzucken
- Versteifung einzelner Muskeln
- plötzliches, grundloses Bellen
- grundloses Schnappen
Generalisierte epileptische Anfälle betreffen beide Großhirnhälften. Die Kurzschlüsse im gesamten Gehirn verursachen schwerer Anfälle und sorgen für Muskelversteifungen am ganzen Körper. Typisch sind dann auch:
- steif ausgestreckte Beine
- Bewusstlosigkeit
- Urinieren und Darmentleerung
- Krämpfe
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Auf diese Stadien sollten Sie achten
- Zu Beginn des Anfalls (Stadium 1): Schon bevor der eigentliche Anfall geschieht, merken die Tiere, dass etwas nicht stimmt. Ein epileptischer Anfall kündigt sich oft durch Verhaltensänderungen an. Ihr Hund kann in der Phase vor dem eigentlichen Anfall bereits unruhig sein. Einige Hundefreunde mit betroffenen Tieren bemerken auch häufiges Lippenlecken, Urinieren oder Speicheln bei ihren felligen Gefährten, bevor sich ein Anfall entlädt. Aber auch Verhaltensänderungen wie starke Schutzbedürftigkeit, bei der die Tiere ihren Haltern und Halterinnen kaum noch von der Seite weichen, können auftreten. Einige Hunde suchen vor einem Anfall aber auch die Einsamkeit und ziehen sich in stille Ecken zurück. Beobachten Sie das Verhalten Ihres Hundes genau, wenn Sie vermuten, dass Ihre freundliche Fellnase unter Epilepsie leidet. Solche Verhaltensänderungen können Ihrem Tierarzt oder Tierärztin wertvolle Indizien bei der späteren Diagnose sein.
- Während des Anfalls (Stadium 2): Typischerweise treten epileptische Anfälle plötzlich auf. Während der massiven Energieentladung im Großhirn versteifen sich die Muskeln des Tieres. Epileptische Hunde fallen während einer Attacke mit steifen, ausgestreckten Beinen um. Sie verlieren das Bewusstsein und reagieren auch nicht mehr auf Kommandos. Bei schweren Krampfanfällen kann es auch zur Entleerung der Blase und des Darms kommen. Viele Hunde winseln unterbewusst und speicheln stark. In der Regel dauern epileptische Anfälle nicht sehr lang. Nach einigen Minuten sind die Krampfanfälle oft schon wieder vorbei.
- Nach dem Anfall (Stadium 3): Epileptische Anfälle sind enorm kräftezehrend. Die massiven und langanhaltenden Muskelkontraktionen und Verkrampfungen fordern den Hunden enorm viel Kraft ab. Die meisten Tiere sind nach Attacken entsprechend müde und abgeschlagen. Je nachdem wie schwer der Anfall war, wie lange er dauerte und wie die generelle Konstitution Ihres Hundes ist, können die Nachwirkungen schnell verflogen sein, oder aber noch stundenlang anhalten. Lange Nachwirkungen zeichnen sich durch Sehstörungen, Bewegungsdrang, unsicheren Gang oder starken Hunger und Durst aus.
Therapiemöglichkeiten
Tierärzte und Tierärztinnen müssen zunächst herausfinden, was die Epilepsie auslöst. Sind Tumore der Grund für die Anfälle, können Operationen oder Bestrahlungstherapien helfen. Entzündungen des Gehirns, etwa bei einer Hirnhautentzündung, können mit Medikamenten behandelt werden. Ist die Erkrankung ausgeheilt, verschwinden dann in der Regel auch die epileptischen Anfälle.
Ist die Epilepsie angeboren, können Medikamente eingesetzt werden, um die Anfallshäufigkeit zu verringern und die Anfallsintensität abzuschwächen. Für viele Hunde ist trotz Epilepsie und regelmäßiger Gabe von Tabletten ein hochwertiges Leben möglich.