Tourette-Syndom: Leben mit der Tic-Störung

Das Tourette-Syndrom ist eine neuropsychiatrische und bisher unheilbare Krankheit, die sich über sogenannte Tics zeigt. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über die Krankheit.

Das Tourette-Syndrom ist durch das Vorhandensein von Tics gekennzeichnet.© iStock/Tunatura
Das Tourette-Syndrom ist durch das Vorhandensein von Tics gekennzeichnet.

In Kürze: Das Tourette-Syndom

  • Das Tourette-Syndrom ist eine neurologische Störung
  • Sie zeichnet sich durch wiederkehrende, unkontrollierbare Bewegungen und Lautäußerungen, sogenannte Tics aus.
  • Die Symptome beginnen in der Regel im Kindesalter, oft zwischen 5 und 10 Jahren.
  • In einigen Fällen werden Medikamente zur Verringerung der Schwere der Tics eingesetzt, auch können Verhaltens- und Therapiemethoden hilfreich sein. 

Was ist das Tourette-Syndom?

Das Tourette-Syndrom ist eine neurologische Störung, die sich durch wiederkehrende, unkontrollierbare Bewegungen und Lautäußerungen auszeichnet, die als Tics bezeichnet werden. Tics sind schnelle, plötzliche Bewegungen oder Lautäußerungen, die sich wiederholen können. Sie können motorischer Natur sein (motorische Tics) und beinhalten zum Beispiel Augenblinzeln, Kopfschütteln oder Schulterzucken, oder vokaler Natur (vokale Tics) sein, wie zum Beispiel unwillkürliche Laute oder Worte.

Auf Basis wissenschaftlicher Untersuchungen liegt die Häufigkeit der Erkrankung bei ca. 1 Prozent der Gesamtbevölkerung und ist somit keine seltene Erkrankung. (Quelle: Tourette-Gesellschaft Deutschland e.V.)

Im Video: Leben mit Tourette-Syndrom

Symptome des Tourette-Syndroms

Das Tourette-Syndrom ist durch das Vorhandensein von Tics gekennzeichnet, die sich in motorische und vokale Tics aufteilen lassen. Die Symptome können im Laufe der Zeit variieren und unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Zu den Symptomen des Tourette-Syndroms gehören:

Motorische Tics

  • Augenblinzeln
  • Augenzwinkern
  • Grimassieren
  • Kopfschütteln
  • Schulterzucken
  • Schnelles Nicken
  • Hüpfen oder Springen
  • Abwinken der Arme
  • Berühren oder Greifen von Gegenständen

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Vokale Tics

  • Räuspern oder Husten
  • Schniefen
  • Räuspern
  • Klicken oder Zischen
  • Rufen von Wörtern oder Lauten
  • Wiederholen von Wörtern oder Sätzen (Echolalie)
  • Zwanghaftes Fluchen oder obszöne Ausdrücke (Kopropraxie) – dies ist jedoch nur bei einem kleinen Prozentsatz der Menschen mit Tourette-Syndrom der Fall, obwohl es oft mit der Erkrankung assoziiert wird

Welche Ursache hat das Tourette-Syndrom?

Die genaue Ursache des Tourette-Syndroms ist bislang nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, neurobiologischen und Umweltfaktoren eine Rolle bei der Entstehung dieser Störung spielt. Hier sind einige der Hauptaspekte, die im Zusammenhang mit der Entstehung des Tourette-Syndroms diskutiert werden:

  1. Genetik: Es besteht eine starke genetische Veranlagung für das Tourette-Syndrom. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Gene oder genetische Variationen das Risiko für die Entwicklung der Erkrankung erhöhen können. Das bedeutet, dass Menschen, bei denen enge Verwandte (Eltern, Geschwister) das Syndrom haben, ein höheres Risiko haben, selbst betroffen zu sein.
  2. Neurobiologische Faktoren: Es wird angenommen, dass Abweichungen in den Neurotransmitter-Systemen im Gehirn, insbesondere im Dopamin-System, eine Rolle beim Auftreten von Tics und anderen Symptomen des Tourette-Syndroms spielen könnten. Diese Neurotransmitter sind Botenstoffe, die die Kommunikation zwischen den Nervenzellen im Gehirn regulieren.
  3. Gehirnstruktur und -funktion: Untersuchungen mittels bildgebender Verfahren wie Magnetresonanztomografie (MRT) haben gezeigt, dass es bei Menschen mit Tourette-Syndrom zu bestimmten strukturellen und funktionellen Abweichungen im Gehirn kommen kann, vornehmlich in Regionen, die für die Kontrolle von Bewegungen und Verhaltensinhibition wichtig sind.
  4. Umweltfaktoren: Obwohl die genauen Umweltfaktoren, die zur Entstehung des Tourette-Syndroms beitragen können, noch nicht vollständig verstanden sind, wird vermutet, dass bestimmte Faktoren wie Infektionen, Schwangerschaftskomplikationen oder Exposition gegenüber Umweltgiften möglicherweise das Risiko beeinflussen könnten.

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Behandlung des Tourette-Syndroms

Die Behandlung des Tourette-Syndroms zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und den Betroffenen dabei zu helfen, besser mit den Tics umzugehen. Die Behandlung kann je nach den individuellen Bedürfnissen und der Schwere der Symptome variieren. 

  1. Verhaltens- und Psychotherapie: Verhaltenstherapie, insbesondere die kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung (CBIT), kann Betroffenen helfen, die Kontrolle über ihre Tics zu verbessern und Strategien zu erlernen, um deren Auftreten zu reduzieren. Diese Therapie kann Techniken wie Bewusstseinssteigerung, Reizverzögerung, Bewegungsveränderungen und Verhaltensumlenkung umfassen.
  2. Medikamente: In einigen Fällen können Medikamente eingesetzt werden, um die Schwere der Tics zu reduzieren. Neuroleptika (auch Antipsychotika genannt) werden häufig verwendet, um die Symptome des Tourette-Syndroms zu kontrollieren. Diese Medikamente wirken auf das Gehirn und können die Neurotransmitteraktivität beeinflussen. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Betroffenen Medikamente benötigen, und die Vor- und Nachteile sollten sorgfältig abgewogen werden.
  3. Umfassendes Management: Ein umfassender Ansatz zur Behandlung des Tourette-Syndroms kann auch Ergotherapie, Physiotherapie, Sprachtherapie und Unterstützung bei der sozialen Integration umfassen. Diese Ansätze können helfen, die Lebensqualität zu verbessern und den Alltag für Menschen mit Tourette-Syndrom zu erleichtern.
  4. Bildung und Unterstützung: Die Bereitstellung von Informationen über das Syndrom, Schulungen für Betroffene, ihre Familien, Lehrer und das soziale Umfeld kann dazu beitragen, das Verständnis für die Erkrankung zu fördern und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.

Es ist wichtig zu wissen, dass das Tourette-Syndrom eine chronische Erkrankung ist, und es keine Heilung im eigentlichen Sinne gibt. Die Symptome können sich im Laufe der Zeit ändern, und individuelle Ansätze zur Bewältigung sind oft notwendig. Die Wahl der Behandlung hängt von der individuellen Situation ab, und eine frühzeitige Intervention kann dazu beitragen, die Symptome zu kontrollieren und die Lebensqualität zu steigern. Es ist ratsam, mit einem Facharzt, wie einem Neurologen oder einem Psychiater, zusammenzuarbeiten, um die beste Behandlungsstrategie zu entwickeln.

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