
Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung leiden in Deutschland rund 320.000 Menschen an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa. Dabei kommt es zu Entzündungsreaktionen, die die Darmschleimhaut Betroffener angreifen und so chronische Beschwerden hervorrufen. Zu den Symptomen bei Colitis ulcerosa zählen Durchfälle, Blutbeimengungen und Schleim im Stuhl, Bauchschmerzen und -krämpfe, Schmerzen vor oder nach dem Stuhlgang, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Fieber sowie Müdigkeit.
In der Regel verläuft die Erkrankung in Schüben, was bedeutet, dass sich beschwerdereiche und symptomlose Phasen abwechseln. Wie häufig Schübe bei der entzündlichen Darmerkrankung auftreten und wie stark diese ausfallen, ist individuell.
Therapie bei Colitis ulcerosa: Medikamente zur Behandlung
Bisher ist Colitis ulcerosa nicht vollständig heilbar, allerdings kann sie in den meisten Fällen mit der richtigen Therapie gut behandelt werden. Da die Darmerkrankung das Risiko für Darmkrebs erhöht, bietet eine rechtzeitige Diagnose und frühzeitige Behandlung die beste Möglichkeit, um gesundheitlichen Komplikationen vorzubeugen und eine normale Lebenserwartung beizubehalten.
Die Behandlung von Colitis ulcerosa zielt darauf ab, Symptome zu lindern, Entzündungen zu kontrollieren und das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern. Hierfür kombinieren Ärzte und Ärztinnen in der Regel verschiedene Behandlungsmethoden. Ein wichtiger Faktor bei der Behandlung von Colitis ulcerosa ist die Einnahme von Medikamenten. Diese werden eingesetzt, um Entzündungen zu reduzieren und Symptome zu kontrollieren. Dazu gehören vor allem:
Aminosalicylate
Aminosalicylate sind eine Gruppe von entzündungshemmenden Medikamenten, die häufig zur Behandlung von Colitis Ulcerosa eingesetzt werden. Sie enthalten den Wirkstoff Mesalazin (auch 5-Aminosalicylsäure oder 5-ASA genannt) und wirken lokal im Verdauungstrakt, um Entzündungen zu reduzieren.
Kortikosteroide
Ebenfalls kann Kortikosteroid, auch als Kortison bekannt, als entzündungshemmendes Medikament bei Colitis Ulcerosa eingesetzt werden. Es gehört zur Gruppe der Glukokortikoide und wirkt, indem es die Immunreaktion des Körpers unterdrückt und dadurch Entzündungen reduziert. Bei der chronisch entzündlichen Darmerkrankung wird Kortison oft eingesetzt, wenn die Entzündung schwerer ist oder wenn andere Medikamente wie Aminosalicylate nicht ausreichend wirksam sind. Es kann in Form von Tabletten, Kapseln oder als rektale Zäpfchen oder Einläufe verabreicht werden, je nachdem, welcher Teil des Verdauungstrakts betroffen ist.
Aufgrund seiner Nebenwirkungen wird Kortison normalerweise nur für einen begrenzten Zeitraum verwendet, um akute Schübe zu behandeln und Symptome wie Durchfall, Bauchschmerzen und Blutungen zu kontrollieren.
Probiotika
Als Probiotika werden lebende Mikroorganismen bezeichnet, die eine positive Wirkung auf die Gesundheit des Verdauungssystems haben können. Sie sind in bestimmten Nahrungsmitteln wie Joghurt, Sauerkraut und Kefir enthalten oder können als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
Bei einigen Colitis-ulcerosa-Patienten werden Probiotika als ergänzende Therapie eingesetzt, um das Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen. Bei vielen Betroffenen liegt eine Darmflora vor, die zu einer Verschlimmerung der Entzündung beitragen kann. Studien haben ergeben, dass bestimmte Stämme von Probiotika, wie beispielsweise Lactobacillus, bei Colitis Ulcerosa vorteilhaft wirken. Sie können helfen, Symptome wie Durchfall und Bauchschmerzen zu lindern und die Remission fördern. Letzteres bedeutet eine Beschwerde- und Entzündungsfreiheit.
Andere Immunsuppressiva
Auch andere Immunsuppressiva, die das Immunsystem unterdrücken und dessen Aktivität reduzieren, können bei Colitis ulcerosa eingesetzt werden. Bei der Erkrankung liegt eine fehlerhafte Immunreaktion vor, bei der das Immunsystem fälschlicherweise gesundes Gewebe im Verdauungstrakt angreift und Entzündungen verursacht. Immunsuppressiva können diese übermäßige Immunreaktion unterdrücken und so Entzündungen reduzieren.
Die Verwendung von Immunsuppressiva bei Colitis ulcerosa erfolgt in der Regel, wenn andere Medikamente wie Aminosalicylate oder Kortikosteroide nicht ausreichend wirksam sind oder, wenn eine schwerere Erkrankung vorliegt. Sie können als Langzeittherapie eingesetzt werden, um Symptome zu lindern, Schübe zu verhindern und die Remission zu fördern. Die Wahl des geeigneten Immunsuppressivums hängt von dem Schweregrad der Erkrankung, dem individuellen Ansprechen auf das Medikament und möglichen Nebenwirkungen ab.
Ernährungsumstellung bei Colitis ulcerosa
Die Ernährung spielt eine große Rolle für die Gesundheit unseres Darms, weshalb Betroffenen neben der medikamentösen Behandlung häufig eine Ernährungsumstellung empfohlen wird. Da die chronisch entzündliche Darmerkrankung aufgrund der vielen Durchfälle oft mit Nährstoffmängeln, vor allem Eiweiß, Calcium, Eisen, Zink, Vitamin D oder Vitamin B12, einhergeht, ist eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung besonders wichtig. Denn daraus resultierende Mangelerscheinungen schwächen den Körper zusätzlich und begünstigen erneute Schübe.
In beschwerdefreien Phasen wird eine leichte Vollkost mit reichlich Ballaststoffen, Vitaminen und Kalorien empfohlen. Dabei sollten Vollkornprodukte, Gemüse und Obst, Nüsse und Hülsenfrüchte sowie Eier auf dem Speiseplan stehen. Setzen Sie außerdem auf entzündungshemmende Lebensmittel wie fettreichen Fisch oder Beeren. Vermieden werden sollten hingegen Lebensmittel, die Schübe begünstigen können, wie etwa frittierte und fettreiche Speisen, stark gewürzte Gerichte oder zu heißes und zu kaltes Essen. In den Schubphasen sollten Sie auf schwerverdauliche Kost verzichten und schonende, leicht verdauliche Lebensmittel wie Banane, Toastbrot, Zwieback, Nudeln, Salzkartoffeln, Haferflocken, milde Gemüsesorten oder fettarmes Hähnchen zu sich nehmen.
Generell kann ein gesunder Lebensstil dazu beitragen, Beschwerden zu lindern und das Wohlbefinden Erkrankter fördern. Dazu gehören neben einer ausgewogenen Ernährung auch ausreichend Schlaf, Stressmanagement, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum.
Operation als letzte Behandlungsoption
Wenn Medikamente nicht ausreichend wirksam sind oder Komplikationen wie ein Darmverschluss auftreten, kann eine Operation notwendig sein. Bei Colitis ulcerosa zählen eine Entfernung des betroffenen Dickdarms und des Rektums oder eine Teilentfernung des Dickdarms zu den operativen Möglichkeiten.
Bei einigen Patienten kann eine temporäre oder dauerhafte Ileostomie erforderlich sein. Dabei wird eine Öffnung (Stoma) im rechten unteren Bauchbereich geschaffen, durch die der Dünndarm nach außen geführt wird. Der Stuhl kann so in einer externen Tasche gesammelt werden.
Individuelle Behandlung bei Colitis ulcerosa
Jeder Patient ist unterschiedlich, weshalb die Behandlung bei Colitis ulcerosa immer individuell erfolgt. Eine enge Zusammenarbeit mit einem Gastroenterologen oder einer Gastroenterologin ist wichtig, um die beste Behandlungsstrategie zu identifizieren und den Verlauf der Erkrankung zu überwachen.
Quellen
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