Bildschirmarbeit kann die Augen stark beanspruchen
Der Arbeitsalltag ist digitaler geworden. In vielen Branchen gehört Bildschirmarbeit längst zum Alltag, in einigen Berufszweigen macht sie sogar den überwiegenden Teil des Arbeitsalltags aus. Die Vorteile, die die Digitalisierung von Arbeitsprozessen mit sich bringt, allen voran eine flexiblere Gestaltung des Arbeitstages und des Arbeitsplatzes durch Telearbeit, sind allgegenwärtig. Die verstärkte Arbeit am Bildschirm birgt aber auch gesundheitliche Risiken.
Zu den häufigsten Auswirkungen von viel Zeit am Bildschirm gehören
- Verspannungen und
- Schulterschmerzen
- Rückenschmerzen
- Nackenschmerzen
Nicht minder herausfordernd ist häufige und ausdauernde Telearbeit auch für die Augen. Rund 80 Prozent der Menschen, die täglich mindestens drei Stunden vor dem Bildschirm verbringen, berichten von unterschiedlichen Beschwerden.
Die Muskulatur, die die Augen beweglich macht, steht durch das lange und konzentrierte Sehen auf kurze Distanz ständig unter Spannung. Das kann ermüdend sein. Regelmäßige kurze Entspannungspausen und gezieltes Training sind wichtig, damit die Augenmuskeln und die Sehnerven nicht überlastet werden.
Überlastete Augen durch zu viel Bildschirmarbeit lassen sich an Begleiterscheinungen wie Trockenheit, Jucken, Brennen oder Tränen erkennen. Auch gerötete Augen gehen häufig mit dieser Form der Überanstrengung einher. Die geringere Luftfeuchtigkeit in Innenräumen lässt die Augen trocken werden. Gleichzeitig kann sich die Tränenflüssigkeit, die das Auge natürlich feucht hält, schlechter verteilen, wenn ständige konzentriertes Starren auf den Bildschirm die Frequenz der Augenbewegungen herabgesetzt wird.
Trockene, brennende oder juckende Augen sind typische Folgen. Der Umzug ins Homeoffice, der in vielen Branchen zumindest in Teilzeit vollzogen wurde, hat die Bedingungen für die Augengesundheit nicht verbessert.
Das Homeoffice in der Corona-Pandemie hat die Probleme, die wir von der Computerarbeit kennen, noch dramatisch verstärkt
sagt Professor Pfeiffer, Direktor der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz auf einer Presskonferenz der Stiftung Auge.
Im Büro wird die Arbeit immer wieder unterbrochen durch Aufstehen, Umhergehen, Holen von Gegenständen und Gesprächen. Der Blick ist weniger stark auf einen Bereich fixiert und schweift öfter umher. Hinzu kommt, dass der Homeoffice-Platz in der Regel schlechter ausgestattet ist als der Arbeitsplatz im Büro. Der Monitor ist meist kleiner und die Beleuchtung meist alles andere als optimal. Unser Auge empfindet es als schwierig, mit diesen Bedingungen fertigzuwerden und reagiert darauf mit einer Art Verkrampfung
,so der Augenexperte.
Eine ständige Überlastung der Augenpartie kann nicht nur zu Unwohlsein in Form von Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen führen, sondern auch das Risiko für Kurzsichtigkeit und Augenerkrankungen wie Glaukom, Makuladegeneration und Netzhautablösung erhöhen. Neben ausreichenden Pausen, entspannender Augengymnastik und pflegenden Tropfen zum Befeuchten der Augen kann eine spezielle Brille dabei helfen, die Auswirkungen von Telearbeit gering zu halten. So kann eine Bildschirmarbeitsplatzbrille unterstützen.
Für wen eine Bildschirmarbeitsplatzbrille sinnvoll sein kann
Wer viel am Bildschirm arbeitet und mit angestrengten und überreizten Augen zu kämpfen hat, sollte frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um die Belastung zu verringern, damit die Augengesundheit nicht nachhaltig gefährdet wird. Ein Besuch beim Augenarzt gibt Aufschluss darüber, wie die Situation bestmöglich ausgeglichen werden kann.
Eine Bildschirmarbeitsplatzbrille kann eine sinnvolle Lösung sein, wenn eine Korrektur der Sehschärfe erforderlich ist und die Augen gleichzeitig einer hohen Belastung durch häufige und langanhaltende Telearbeit ausgesetzt sind.
- Diese spezielle Brille kann Fehlsichtigkeiten ausgleichen wie andere Sehhilfen, ist in ihrem Schliff aber gleichzeitig darauf ausgelegt, die typischen Blickbewegungen bei der Bildschirmarbeit zu antizipieren und das Auge dabei zu unterstützen.
Die Brillengläser sind häufig etwas größer als bei anderen Sehhilfen und von einem besonders großen Sichtfeld zur Unterstützung des scharfen Sehens über mittlere Entfernungen geprägt. Der Zwischenbereich zwischen 50 und 100 Zentimetern Entfernung ist bei dieser speziellen Brillenform großzügig gestaltet. So wird die nach ergonomischen Gesichtspunkten empfohlene Distanz zwischen Auge und Bildschirm als Sichtbereich besonders unterstützt und scharfes Sehen kann im gesamten Sichtfeld erreicht werden, ohne dass der Kopf und der Nacken ihre natürliche und gesunde Position verändern müssen.
Ein weiteres Plus, mit dem Bildschirmarbeitsplatzbrillen die Augen bei der Telearbeit schützen können, ist eine spezielle Beschichtung. Eine hochwertige Entspiegelung sorgt dafür, dass die starken Reflexe und Spiegelungen auf dem Bildschirm durch einfallendes Licht reduziert werden. Eine Brille für die Bildschirmarbeit ist zudem meist so beschichtet, dass sie blaues Licht stärker herausfiltert als herkömmliche Brillengläser. Blaues Licht wird von Bildschirmen ebenso abgestrahlt wie von den meisten LED-Leuchtmitteln. Außerdem ist es im Tageslicht in hohem Maße vorhanden. Es handelt sich um kurzwellige Lichtwellen mit hohem Energiegehalt, die sich auf den menschlichen Hormonhaushalt auswirken und dafür sorgen, dass wir länger wach bleiben.
In der Medizin wird eine gesundheitsschädliche Wirkung von zu starker und anhaltender Bestrahlung mit blauem Licht vermutet, insbesondere beim Kontakt mit konzentrierter blauer Strahlung aus elektronischen Geräten. Die Forschungslage ist noch zu gering, um eine definitive Aussage zu möglichen Auswirkungen zu treffen. Bildschirmarbeitsplatzbrillen werden trotzdem bereits mit speziellen Filtern beschichtet, die dafür sorgen, dass das Auge weniger mit blauem Licht aus unnatürlichen Quellen wie Bildschirmen in Kontakt kommt.
Warum Lese- und Gleitsichtbrille keine Alternative sind
Mit zunehmendem Alter lässt die Anpassungsfähigkeit des Auges zwischen Nah- und Fernsicht, im medizinischen Fachjargon Akkomodationsfähigkeit genannt, schleichend nach. Die ersten Erscheinungen in diesem Bereich treten bei den meisten Menschen bereits zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr auf. Der Gedanke, der Problematik mit dem Einsatz einer Lesebrille oder einer Gleitsichtbrille zu begegnen, ist naheliegend. Als Entlastung bei der Bildschirmarbeit sind beide Varianten allerdings nicht geeignet und können andere Problematiken sogar verstärken.
- Eine Lesebrille ist darauf ausgerichtet, die Sicht auf eine sehr kurze Instanz schärfer zu machen. Da die Lesedistanz zu einem Buch oder der Zeitung aber in der Regel deutlich geringer ist als zum Bildschirm bei der Telearbeit, hat der Einsatz einer Lesebrille zur Folge, dass der Kopf automatisch näher an den Bildschirm herangeschoben wird. Problematiken im Schulter- und Nackenbereich sowie langfristige Fehlhaltungen sind eine häufige Folge.
- Die Gleitsichtbrille geht in ihrer Funktionalität noch einen Schritt weiter und stellt das Sehen im oberen Brillenbereich scharf für die Fernsicht und im unteren Brillenbereich für die Nahsicht. Für die Bildschirmarbeit bedeutet das, dass sich scharfes Sehen nur durch den unteren Bereich der Brille erreichen lässt. Wird dafür der Kopf ständig angehoben, wird die Nackenmuskulatur belastet und verkürzt, was gravierende Fehlhaltungen und Beschwerden mit sich bringen kann.
Wer aufgrund augenärztlicher Beratung eine Lesebrille oder Gleitsichtbrille im Arbeitsalltag verwenden muss, sollte sich bei häufiger Bildschirmarbeit zusätzlich dazu beraten lassen, welche Möglichkeiten bestehen, um uneingeschränkte Sehstärke und Augengesundheit bestmöglich miteinander in Einklang zu bringen.
Da Bildschirmarbeitsplatzbrillen eine spezielle Maßnahmen im Rahmen des Arbeitsschutzes für digital geprägte Arbeitsplätze darstellen, übernimmt die Kosten für die Untersuchung, die Anpassung und die Brille selbst in der Regel der Arbeitgeber. Wer im Arbeitsalltag viel Zeit am Bildschirm verbringt, sollte sich im Unternehmen erkundigen, welche Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Ein Blick in die betrieblichen Vereinbarungen kann bereits Aufschluss geben. Ein persönliches Gespräch mit dem Arbeitgeber sollte dennoch folgen, um einen schnellen und für alle Seiten zufriedenstellenden Weg zur Bildschirmarbeitsplatzbrille zu ebnen.