Schnell wieder fit mit mehr Energie

Nach einer Erkältung, einem Blasen- oder Darm-Infekt hängt man meistens noch viele Tage im Energie-Loch. Heilmethoden der modernen Europäischen Medizin bringen Sie schneller wieder auf die Beine.

© iStock/Paul Bradbury

Beim Treppensteigen hämmert das Herz zum Zerspringen. Die Beine wacklig wie Gummi, mühsame Schnapp-Atmung. Schon bei der kleinsten Runde mit dem Staubsauger steht kalter Schweiß auf der Stirn wie nach ei- nem Halbmarathon. Dazu ständig diese Kraftlosigkeit, diese bleierne Müdigkeit, das Gefühl, den Alltag nicht zu schaffen. So geht das nun schon fast eine Woche. Was ist bloß los? Der Körper muss sich eigentlich doch schon längst von Erkältung, Darminfekt oder Blasenentzündung erholt haben. Kein Fieber, keinen Durchfall, kein Brennen mehr auf der Toilet- te. So geht es vielen nach einer all- täglichen Infektion: eigentlich wieder gesund und trotzdem gefühlt hundeelend.

Schon mit Fieber beginnt die Genesung 

Gesund und krank zugleich? Wie geht das denn? Die Medizin nennt diese Zwischen-Zeit direkt nach einem Infekt Rekonvaleszenz- oder Genesungs-Phase. Genau ge- nommen fängt sie schon während eines Infekts an. Mit vermeintlich krank anmutenden Symptomen wie Fieber, Lymphknotenschwellungen oder Schmerzen, die wir z. B. bei einer Erkältung haben. Tatsächlich sind diese nämlich erste Zeichen des Gesundwerdens. Denn sie zeigen, dass das Immunsystem kämpft, um den Körper von Krankheitserregern zu befreien. Deshalb gehören Krank- sein und Gesundsein als Rhythmus einer gesunden Selbstregulation des Organismus auch zusammen wie Ebbe und Flut. 

Wieder gesund werden braucht seine Zeit

Wenn man Krankheit mit einem Unwetter vergleicht, das Schäden anrichtet, z. B. also geknickte Äste oder entwurzelte Bäume, dann entsprechen die Aufräumarbeiten dieser Sturmschäden dem Genesungsprozess. Dafür benötigt das Immunsystem viel Energie. Deshalb fühlen wir uns auch so schlapp und müde, und unsere Kraft reicht nicht mehr für Alltagsbelastungen aus. Je tiefgreifender und umfangreicher der körperliche Flurschaden, desto länger brauchen wir, um wieder auf die Beine zu kommen. Ein Banalinfekt wie eine Erkältung bringt es im Schnitt auf sieben Tage, eine schwerwiegendere Lungenentzündung auf vier oder sogar sechs Wochen. Faustregel: Zur Dauer der akuten Krankheitsphase kommt noch einmal mindestens dieselbe Zeit für die Genesungsphase hinzu. Geschädigte Zellen abbauen, neue bilden, sie wieder in die Funktions-Kommunikation mit umliegenden Zellen und Organen bringen. Und dann muss das Immunsystem auch noch lernen, als molekulare Antwort auf den Keim-Kontakt Antikörper zu bilden. Kein Wunder, dass Genesende dauernd matt, müde und unkonzentriert sind. Bei der kleinsten Anstrengung schwitzen, einen schlappen Kreislauf, keinen Appetit haben. Und noch was macht nach einer Krankheit schwach, kaum alltagstauglich: Mussten wir mehrere Tage das Bett hüten, verlieren wir Mus-
kelkraft, Kondition. Obendrein wird das Herz-Kreislauf-System belastet. Auch das reduziert vorü- bergehend die Leistungsfähigkeit.

Dem Gehirn gute Laune machen

Zwar braucht der Körper in der Rekonvaleszenz noch Ruhe. Gleichzeitig sollte er aber gefordert werden. Jeden Tag ein bisschen mehr, aber nicht überfordern! Der perfekte Start in ein sanftes Fitnessprogramm ist ein Spaziergang im gemütlichen Tempo von zehn Minuten, der von Tag zu Tag um fünf Minuten gesteigert wird. Rekonvaleszenz-Spezialiste empfehlen zudem Atemübungen, bei denen sich die Lungenflügel maximal entfalten, den Körper mit einer Energie-Sauerstoff-Dusche versorgen. Überhaupt sollten in der Genesungs-Phase Maßnahmen das Haupt-Ziel sein, die die KRaft-Tanks des Körpers schnell und nachhaltig wieder auffüllen. Dazu gehören auf jeden Fall gesunde Schlafhygiene, artgerechte Vollwert-Ernährung und Stress-Management. Neurologen der Johns Hopkins University sehen einen wichtigen Genesungs-Faktor im positiven Denken. Denn das Gehirn bestimmt maßgeblich mit, wie schnell wir gesund werden. Und in welchem Tempo der Energie-Level steigt.

Infekte besser wegstecken: Mehr Energie, bitte!

Nach einer Infektion geht der Körper fast unter im Reparatur-Stress. Das raubt ihm alle Kräe – und macht uns schlapp. Diese einfachen Strategien füllen das Energie-Reservoir schnell und stabil wieder auf.

  • Energy-Drink: 10 getrocknete, steinlose Datteln mit etwas Wasser pürieren, mit 1 Tasse Kokosmilch verrühren. Mit je 1 Prise Zimt, Nelken, 1 Schuss Zitronensaft, 1 TL immunstärkendem Manukahonig abschmecken. Datteln versorgen den geschwächten Organismus mit Blitz-Energie. 
  • Rosenöl- Taschentuch: 5 Tropfen ätherisches Öl der Damaszener Rose auf ein Herrentaschentuch träufeln. In die hohle Hand legen. Rosenöl-Duft im Abstand von ca. 30 cm inhalieren: Beim Einatmen tonlos „SO“ sagen, beim Ausatmen „HAM“. 30–40-mal. Vor allem die Rosenöl-Terpenalkohole wie Citronellol und Geraniol geben einem wieder Kraft und Stärke.
  • Power-Porridge: 50 g Vollkorn-Haferflocken mit 1 l Wasser, 1 Prise Salz aufkochen. 15 Minuten quellen lassen, durch ein Sieb streichen. Jeden Morgen essen. Die Mega-Portion an B-Vitaminen des Porridges schiebt das vegetative Nervensystem, die Energie-Mitochondrie im Zell-Zytoplasma an.
  • Licht aus um 22.00 Uhr: Im Schnitt brauchen wir 15 bis 20 Minuten fürs Einschlafen. Perfekt, denn dann öffnet sich ein Schlaf-Fenster für eine Top-Regeneration aller Organe, eine optimale Erneuerung der Zellen (University of Leeds). Wir starten energiegeladen, leistungsfähig in den nächsten Tag. Werden on top gesund, fit und möglichst alt.
  • Wechsel-Armbad: Waschbecken mit 38 °C warmem Wasser füllen. Plus XXL-Eimer mit kaltem. Arme 5 Minuten ins warme Wasser tauchen, dann 10 bis 20 Sekunden ins kalte. Mit kaltem Wasser abschließen, abstreifen, Arme bewegen. 2-mal. Kreislaufstärkende Armbäder später auf 4 Durchgänge steigern.
  • Schlehen- und Sanddornsaft: 3 EL Schlehensaft in 1 Glas stillem Wasser schluckweise morgens nach dem Aufstehen trinken. Im täglichen Wechsel mit Sanddornsaft. Beide Säfte aktivieren durch viel Vitamin C.
  • Meersalz-Salbeimilch-Bad: 700 g Meersalz in 2 l heißem Wasser auflösen, in ein 38 °C warmes Vollbad geben. 7 Tropfen belebendes Rosmarinöl (Apotheke, Bioladen) mit 50 ml Sahne mischen. In Achterschleifen mit dem Badewasser vermengen. 20 Minuten darin baden. 2- bis 3-mal die Woche.
  • Feine Fit-Früchtchen: Durch viel Vitamin C steuern Orangen, Zitronen, Grapefruit, Melonen, Beeren den Energie-Stoffwechsel mit. Denn der Vitalstoff wird für Enzyme benötigt, die an der Syn- these des Eiweißbausteins Carnitin beteiligt sind. Und kümmert sich so um den Transport langkettiger Fettsäuren in die Mitochondrien.
  • Frischekick-Atmung: Zeigefinger und Daumen mit leichtem Druck aneinander legen. Den Ein-Atem langsam kommen lassen, ohne ihn zu überziehen oder anzuhalten. Den Druck im Aus-Atem lösen, Daumen und Zeigefinger immer noch aneinander. 3-mal am Tag. 10- bis 15-mal wiederholen.
  • Schafs- und Ziegenkäse: Die vielen freien Peptide und Aminosäuren des Superfoods regen den Stoffwechsel an, so dass der Körper eine ideale Energie-Menge produziert. Calcium, Phosphor, Linolsäure, Linolensäure, Jod, Vitamin B12 und Vitamin A tun ein Übriges.
  • Energie-Übung „Schwebende Hände“: Gerade hinsetzen. Handflächen ruhen auf den Unter- schenkeln, Augen sind geschlossen. Beide Hände in Gedanken immer schwerer werden lassen. Sie dann imaginär jeweils an Luftballons binden, die Sie nun federleicht werden und so weit es geht über den Kopf schweben lassen. 12-mal. 5-mal am Tag wiederholen.
  • Ingwer- und Ebereschen-Tee: 3 cm Ingwer mit Schale in Scheiben schneiden. Mit 1 Tasse Wasser aufbrühen, 10 Minuten ziehen lassen. Abseihen. Täglich 2 Tassen. 1 TL getrocknete Ebereschen- beeren (Apotheke) mit 1 Tasse kaltem Wasser 3 bis 5 Minuten kochen, 10 Minuten ziehen lassen. Abseihen. Pro Tag 2 Tassen.
  • Sonnengeflecht-Massage: Je 50 ml Johanniskraut-, Sesamöl mit 5 Tropfen Zitronenöl, je 2 Tropfen Latschenkiefern-, Rosmarin-, Eukalyptusöl mischen. Öl-Mix mit sanftem Fingerspitzen-Druck in kreisenden Bewegungen langsam um den Bauchnabel herum einmassieren. Im Uhrzeigersinn, in immer größeren Kreisen bis hoch zum Magen. 5 Minuten.
  • Pistazien, Kürbiskerne, Macadamia, Cashews: Die Energie-Helden bringen es auf bis zu 600 kcal/100 g. Die Nährstoff-Dichte unter ihrer Schale macht’s: Pflanzen-Eiweiß, Kalium, Magnesium, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B1, B6, Kupfer, Carotinoide, Eisen, Flavonoide ... Täglich 30 bis 40 Gramm.
  • Rote-Bete-Salat: 2 Rote Bete-Knollen, 4 Möhren schälen, raspeln. 5 EL Leinöl, 1 EL Zitronensaft,
    1 TL Honig, etwas Dill, Pfeffer, Salz dazu. 30 Minuten ziehen lassen. 2- bis 3-mal pro Woche essen. Aktiviert die Bildung von Mitochondrien (Zellkraftwerke), Stoffwechsel, Darm.
  • Lichtkugel-Meditation: Auf den Boden legen, Beine leicht anwinkeln, nach
    außen kippen. Fußsohlen flach aufgesetzt. Augen schließen und sich vorstellen, wie ein wärmendes Licht über dem Körper schwebt. Es bündelt sich zu einem dicken Lichtstrahl. Während man ruhig und tief ein- und ausatmet, fließt das Licht bei jedem Atemzug mehr und mehr in den Körper. Besonders in die Bauchnabel-Region. Dort entfaltet er sich zu einer Lichtkugel, die wohlig und belebend in den ganzen Körper ausstrahlt.
Dr. Matthias Riedl
Dr. Matthias Riedl

Dr. Matthias Riedl ist bekannt als Ernährungs-Doc aus dem NDR-Fernsehen. Der Facharzt für Innere Medizin und Diabetologe leitet das medicum Hamburg, Deutschlands größtes Zentrum für Ernährungsmedizin und Diabetologie (medicum-hamburg.de).