Herzmuskelentzündung richtig erkennen und behandeln

Herzmuskelentzündung richtig erkennen und behandeln

Die Herzmuskelentzündung verläuft meist symptomlos und schmerzfrei. Das macht die oft durch Viren ausgelöste Erkrankung so gefährlich. Wird die Entzündung nicht erkannt und ausgeheilt, können Herzschwäche und schwere Komplikationen folgen.

Definition: Was ist eine Herzmuskelentzündung?

Bei der Herzmuskelentzündung, die im Fachjargon auch Myokarditis genannt wird, ist das Gewebe des Herzmuskels entzündet. Die Entzündung kann dazu führen, dass sich Muskelzellen im Herzen zurückbilden. Das Herz verliert durch die Entzündung also an Kraft. Der Herzmuskel ist zweifelsohne einer der bedeutendsten Muskeln im ganzen Körper. Wenn sich der Hohlmuskel zusammenzieht, verringert sich automatisch das Volumen im Herzinnenraum. Durch diese sich ständig wiederholende Kontraktion und Entspannung pumpt der Herzmuskel Blut durch unsere Gefäße.

Eine Herzmuskelentzündung kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Besonders gefährlich an der Myokarditis ist, dass es keine konkreten Leitsymptome der Erkrankung gibt. Einige körperliche Indizien können auf eine Entzündung des Herzmuskels hindeuten, die meisten Betroffenen bemerken aber gar nicht, dass ihr Herz krank ist. Bleibt die Myokarditis aber unerkannt und unbehandelt, können dramatische Spätfolgen eintreten. In schweren Fällen kann sich aus einer unbehandelten Herzmuskelentzündung eine chronische Herzinsuffizienz, also eine Herzschwäche, entwickeln. Schwere Herzrhythmusstörungen sind ebenfalls mögliche Folgeerkrankungen. Gerät das Herz aus dem Rhythmus, kann im schlimmsten Fall sogar der plötzliche Herztod eintreten.

Auch interessant: So entsteht eine Herzmuskelentzündung > >

Ursachen der Myokarditis

Es sind viele Auslöser einer Herzmuskelentzündung bekannt. So können Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten das Herz angreifen. Für gewöhnlich entstehen Entzündungen im Gewebe des Herzmuskels aber als Folge viraler Infekte. Infolge einer Grippe oder einer Erkältung können die Viren sich auf das Herz niederschlagen und dort eine Myokarditis auslösen. Tatsächlich wird in der Wissenschaft davon ausgegangen, dass rund die Hälfte aller Herzmuskelentzündungen durch Viren ausgelöst wird. Die häufigsten viralen Erreger sind Erkältungs- und Grippeviren. Wer sich und seinem Körper nicht genug Ruhe gönnt, um eine Erkrankung der Atemwege korrekt und vollständig ausheilen zu lassen, und sich direkt wieder in intensive Sportprogramme, Arbeit und alltägliche Stresssituationen stürzt, riskiert Folgekrankheiten wie eine Herzmuskelentzündung. Das Immunsystem ist dann nämlich noch nicht voll abwehrfähig und im System verbliebene Viren können leicht über Blutgefäße in der Lunge auf das Herz übergehen, wo sie mitunter eine Myokarditis auslösen. Daher heißt es bei Erkältung, Grippe oder Sommergrippe: Ruhe, Erholung und erst langsam wieder an körperlich fordernde Aufgaben heranarbeiten.

Mehr erfahren: Das sind die Symptome einer Sommergrippe > >

Der Herzmuskel kann allerdings auch entzündlichen Schaden nehmen, wenn übermäßig viele Giftstoffe auf den Körper wirken. Schwer Alkoholsüchtige leiden häufig unter Herzmuskelentzündungen. Auch Schwermetalle, die über verunreinigtes Trinkwasser oder Lebensmittel aufgenommen werden, können ebenfalls Entzündungen des Herzens auslösen.

Autoimmunerkrankungen bergen auch das Potenzial, eine Myokarditis zu verursachen. Rheumatische Erkrankungen, bei denen chronische Entzündungen im Körper auftreten, können sich auf den Herzmuskel niederschlagen. Bei allen Erkrankungen, die mit Autoimmunschäden einhergehen und sich das eigene Immunsystem gegen Körperzellen und Gewebe richtet, sollten Betroffene in regelmäßigen Abständen die Herzleistung und -gesundheit von behandelnden Ärzten und Ärztinnen untersuchen lassen.

Symptome, die auf eine Entzündung des Herzens hindeuten können

In den meisten Fällen verläuft die Myokarditis symptomlos. Treten doch Symptome auf, sind sie unspezifisch und können genauso gut auf andere Erkrankungen hinweisen. Solche unspezifischen Symptome sind etwa Müdigkeit, schnelle Erschöpfung, Krankheitsgefühl oder Fieber. Da bei der Herzmuskelentzündung aber die elektrischen Signale zur Kontraktion des Herzmuskels mitunter nicht korrekt durch das entzündete Gewebe weitergeleitet werden können, kommt es bei einem geringen Teil der Betroffenen zu

  • spürbaren Herzstolperern
  • Herzrhythmusstörungen
  • starkes Herzklopfen
  • Brustkorbschmerzen sind möglich

Ebenfalls in den Katalog möglicher Symptome der Myokarditis sollten auch Anzeichen einer der Entzündung des Herzens vorausgehenden Grippe, Erkältung oder bakteriellen Infektion aufgenommen werden. Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Atembeschwerden und ähnliches gehen der Herzmuskelentzündung oft voraus.

Herzmuskelentzündung: Selbsttest und Diagnose

Eine Herzmuskelentzündung ist schmerzfrei. Betroffene merken in der Regel nicht, dass ihr Herz entzündet ist. Da es kein klassisches Leitsymptom gibt, ist auch die Erkennung der Krankheit nicht leicht. Allerdings gibt es einige Indizien, die auf die Entzündung hindeuten können. Haben Sie den Verdacht, unter einer Herzmuskelentzündung zu leiden? Prüfen Sie zunächst die folgenden Fragen:

  • Litten Sie vor kurzem unter einem viralen Infekt wie einer Erkältung, der Grippe, Covid-19 oder der Sommergrippe?
  • Litten Sie vor kurzem unter einer bakteriellen Infektion?
  • Sind Sie schneller als gewohnt erschöpft?
  • Bemerken Sie vermehrte Herzrhythmusstörungen, Herzrasen oder Herzstolperer?
  • Haben Sie ein Engegefühl in der Brust?

Können Sie einige dieser Fragen mit Ja beantworten, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ärztin. Für gewöhnlich folgen nun Untersuchungen des Blutdrucks, Abhören von Herzgeräuschen und andere körperliche Untersuchungen. In den meisten Fällen handelt es sich nicht direkt um eine Herzmuskelentzündung. Vermutet Ihr Arzt oder Ärztin aber ebenfalls, dass eine Myokarditis zugrundeliegen könnte, werden mitunter weiterführende Diagnosen vorgenommen. Ein Ultraschall des Herzens lässt genaue Rückschlüsse über die tatsächliche Struktur des Herzgewebes zu. Vergrößerungen der Herzkammern oder Flüssigkeitseinlagerungen können so erkannt werden. Außerdem kann es notwendig werden, die Blutwerte auf Entzündungsmarker zu untersuchen. Die Blutsenkgeschwindigkeit oder ein erhöhter Leukozytenwert etwa lassen Rückschlüsse auf Entzündungen im Körper zu. Weitere bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder MRT-Untersuchungen sind ebenfalls geeignet, um Entzündungen im Herzen zu erkennen oder Indizien für Entzündungen zu erkennen.

Behandlung: So wird Ihr Herz wieder gesund

Entscheidend für die Art der Behandlung ist immer die individuelle Konstitution der Betroffenen und die Ursache der Erkrankung. In den meisten Fällen wird die zugrundeliegende Erkrankung behandelt, um die Herzmuskelentzündung zu behandeln. Handelt es sich etwa um bakteriell ausgelöste Herzmuskelentzündungen, kann mit Antibiotika behandelt werden. Bei viralen Infekten wirken Antibiotika nicht. Sind Autoimmunreaktionen die Ursache der Herzmuskelentzündung, können Mittel wie Kortison helfen. Kortison lindert Entzündungen, indem es das Immunsystem unterdrückt.

Egal, was die Ursache der Myokarditis ist, das oberste Gebot bei der Behandlung ist immer: absolute körperliche Schonung! Überanstrengung des ohnehin geschwächten und angegriffenen Herzmuskels kann zu schweren Komplikationen führen oder sogar dem plötzlichen Herztod führen. Während der akuten Entzündungsphase müssen Betroffene unbedingte Bettruhe einhalten und sollten sich auch bei Haushaltsaufgaben zurücknehmen. Die Heilungsphase kann mehrere Wochen dauern. Erst wenn der behandelnde Arzt oder Ärztin Entwarnung gibt, können Betroffene wieder mit leichten körperlichen Aktivität beginnen. Bis wieder intensiv Sport getrieben werden kann, vergehen mitunter viele Wochen.

Herzmuskelentzündung erkennen und behandeln: Sind Medikamente sinnvoll?

Am wichtigsten ist es, die Herzmuskelentzündung so früh wie möglich zu erkennen. Regelmäßige Selbsttests sind besonders nach Erkrankungen und Infekten angebracht. Stellen Ärzte oder Ärztinnen eine Myokarditis bei Ihnen fest, gilt immer: Schonung und Bettruhe. Allerdings können bestimmte Medikamente durchaus helfen. Bakterielle Entzündungen des Herzmuskels werden durch antibiotische Medikamente ausgemerzt. Auch Medikamente gegen Pilze oder Parasiten können zur Behandlung der Herzmuskelentzündung verschrieben werden, wenn Ärzte und Ärztinnen entsprechende Auslöser des Infekts identifiziert haben.

Herzmuskelentzündung durch Corona?

Während der Covid-19-Pandemie wurde wiederholt von Herzmuskelentzündungen als Folge einer Infektion mit dem Coronavirus berichtet. Und tatsächlich können Infektionen mit Coronaviren genauso auf das Herz übergehen und dort für Herzmuskelentzündungen sorgen wie Enteroviren (Erkältung), Influenzaviren (Grippe) oder Coxsackieviren (Sommergrippe). Letztendlich ist das Risiko einer Herzmuskelentzündung nach einer Coronainfektion aber sehr gering. Es wird angenommen, dass von einer Million Coronapositiver durchschnittlich 40 Menschen eine Myokarditis entwickeln.

Auch Corona-Impfungen wurden in Zusammenhang mit Herzmuskelentzündungen gebracht. Bei den verschiedenen Impfstoffen können zwischen ein bis sechs Fälle von Herzmuskelentzündung auf eine Million Geimpfte angenommen werden.

Lade weitere Inhalte ...